Sex im Plenarsaal: Premiere für "Der große Kater"

Machtpoker, Skrupellosigkeit und Intrigen – darum geht es im neuen Film mit Bruno Ganz. Am Montag hatte „Der große Kater“ Deutschlandpremiere. Im Bayerischen Landtag! Ein Schelm, wer Böses, dabei denkt
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Marie Bäumer und Edgar Selge gut gelaunt bei der Pemiere
Gnoni Press Marie Bäumer und Edgar Selge gut gelaunt bei der Pemiere

MÜNCHEN - Machtpoker, Skrupellosigkeit und Intrigen – darum geht es im neuen Film mit Bruno Ganz. Am Montag hatte „Der große Kater“ Deutschlandpremiere. Im Bayerischen Landtag! Ein Schelm, wer Böses, dabei denkt

Wer die Menschen für Politik begeistern will, muss sich einiges einfallen lassen. Das weiß auch Barbara Stamm (CSU). Am Montag sorgte die Landtagspräsidentin mit einem sehr ungewöhnlichen Mittel für ein volles Haus. Es gab Sex im Plenarsaal!

Aber keine Sorge, nur auf der Leinwand. Denn im Landtag feierte der Film „Der große Kater“ mit Bruno Ganz („Der Untergang“) Deutschlandpremiere. Darin spielt der Oscar-nominierte Schauspieler einen Schweizer Bundespräsidenten, der schon bessere Zeiten hatte. Das Volk hasst ihn. Sein bester Freund (Ulrich Tukur) will seinen Job. Und seine Frau Liebe nicht mehr. Nur einmal haben die beiden Sex. Das Liebesspiel flimmert auf einer großen Leinwand direkt über der Regierungsbank.

So etwas sieht man im Plenarsaal selten. Und auch im Film geht es sonst vor allem um Intrigen, Tränen und Tragödien.

Lockenkopf Marie Bäumer („Männerpension“) spielt die tragische First Lady und erinnert dabei an die legendäre Jacky Kennedy: riesige schwarze Sonnenbrille, akkurate Hochsteckfrisur und kerzengerader Rücken. Auch bei der Premiere an der Isar zeigte sich die 41-Jährige stilsicher. Sie stöckelte im rückenfreien silbernen Jumpsuit über den roten Teppich im altehrwürdigen Maximilianeum. „Bei den Dreharbeiten hatte ich die schlechteste Probe meiner Karriere“, verrät die Schauspielerin. In der Szene sollte sie Bruno Ganz anschreien.

Im kleinen Schwarzen strahlte ihre Kollegin Christiane Paul („Im Juli“) für die Fotografen. Die Berlinerin, die auch gelernte Ärztin ist, spielt die ehrgeizige Assistentin von Bruno Ganz. „Intrigen sind Teil des politischen Geschäfts“, sagt Paul zur Abendzeitung. Aber muss man für diese Erkenntnis ins Kino? „Vielleicht können die Menschen das Verhalten von Politikern durch den Film besser verstehen.“

Edgar Selge, der bis 2009 den einarmigen Kommissar im „Polizeiruf 110“ gab, brilliert als korrupter Kirchenmann, Justus von Dohnányi („Das Experiment“) als komplexbehafteter Berater und Newcomer Moritz Möhwald als krebskranker Sohn.

„Der große Kater“ wurde mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet und hat von der Deutschen Bewertungstelle für Filme das Prädikat „besonders wertvoll“ bekommen. Aber viel spannender: der Film (ab 28.10. im Kino) beruht auf wahren Begebenheiten. Zumindest teilweise. Denn die Romanvorlage zum Film stammt vom Sohn des ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten Hans Hürlimann.

„Wie realistisch der Film ist, kann ich nicht einschätzen“, sagt Ursula Aaroe, die Schweizer Generalkonsulin. „Aber der Film hat mich sehr bewegt.“ Landtagspräsidentin Barbara Stamm macht klar: „Es besteht kein direkter Bezug zum Bayerischen Landtag.“

Hauptdarsteller Bruno Ganz blieb lieber diplomatisch-doppeldeutig. „Dies ist der richtige Film, am richtigen Ort“, sagt 69-jährige Schweizer. Er ist erkältet, hustet und hat keine Lust auf Interviews. Kurz bevor der Film losgeht, trinkt er hastig einen Tee hinter der riesigen Holztür, die vom Steineren Saal zu einem Konferenzraum führt. Dann wickelt er sich seinen grauen Schal um den Hals, schlüpft in den schwarzen Wollmantel und geht, ohne, dass es jemand bemerkt. An so einem Abgang können sich einige Politiker ein Beispiel nehmen.

Anne Lehwald

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