Seth MacFarlane: Der polarisierende Kopf hinter "Ted" und Co.

Viele lieben ihn für seinen bissigen Humor, viele hassen ihn für seinen pubertären Klamauk. Zu behaupten, dass sich an Seth MacFarlane (41) die Cineasten-Geister scheiden, ist definitiv keine sonderlich gewagte These. Mit schlafwandlerischer Sicherheit landet der "Ted"-Erfinder in jedem seiner Werke einige Gags, die weit unterhalb der Gürtellinie anzusiedeln sind. Und bedenkt man, wie tief diese bei vielen modebewussten Jugendlichen heutzutage sitzt, muss das schon fast wieder als starke Leistung angesehen werden. Doch es gibt eben auch den anderen MacFarlane. Jenen, der dem Showgeschäft nicht nur gekonnt den Spiegel vorhält, sondern mit einem breiten Lächeln im Gesicht über den Schädel zieht. Den Werdegang des vielleicht zweischneidigsten Komikers unserer Zeit gibt es hier zum Nachlesen.
Den Trailer zu "Ted 2" von Seth MacFarlane können Sie sich bei MyVideo ansehen
Beginn als Animator
Sein Film "Ted 2", der am 25. Juni in die deutschen Kinos kommt, ist die dritte Produktion, bei der MacFarlane Regie führte. Doch bevor er sich zum Filmemacher in Hollywood mauserte, gab es für den 41-Jährigen einige Stationen zu durchlaufen. Nach seinem Studium im Bereich der Animation tingelte MacFarlane als Drehbuchautor und Zeichner von einer Trickshow zur nächsten. Doch schon bald schien er zu merken, dass es für seine Art des Humors noch keine geeignete Plattform gibt. 1999 brachte er daher seine eigene Zeichentrick-Serie heraus, die seinen steilen Werdegang maßgeblich vorantreiben sollte: "Family Guy".
Dank des irrsinnig gemeinen Humors und der popkulturell geprägten Gags der Show, konnte sie schnell eine treue Fan-Basis um sich scharen. Eben dieser Fangemeinde war es sechs Jahre später zu verdanken, dass die Geschichte um Hauptfigur Peter Griffin und seiner schrägen Familie weitergehen konnte. Denn der US-Sender Fox hatte "Familie Guy" nach der dritten Staffel abgesetzt, dank der hohen Absatzzahlen bei den DVD-Verkäufen schaffte es die Serie aber wieder zurück ins Fernsehen. Seither gilt sie neben dem Urgestein "Die Simpsons" und "South Park" mit nunmehr 13 Staffeln als eine der langlebigsten Animations-Serien der TV-Geschichte.
Mehr ist mehr
Nur eine einzige Sendung war MacFarlane aber offenbar nicht genug, um seinen kreativen Output an den Mann zu bringen. So erschien 2005 seine zweite Show namens "American Dad", welche sich wesentlich politischer als "Family Guy" präsentierte. Tatsächlich soll MacFarlanes Abneigung gegen die Regierung von George W. Bush ihn dazu bewogen haben, "American Dad" ins Leben zu rufen.
2009 kam dann gar die dritte Trickserie unter seiner Federführung ins Fernsehen. In "The Cleveland Show" verhalf er dem gleichnamigen Charakter aus "Family Guy" zu seinem eigenen Spin-off. Anders als die beiden vorangegangenen Sendungen hatte "The Cleveland Show" aber nicht das Glück, über mehrere Jahre laufen zu dürfen - nach vier Staffeln und 88 Folgen war Schluss, Cleveland ist seitdem wieder bei "Family Guy" untergekommen.
Was bei alledem unbedingt erwähnt werden muss, ist MacFarlanes unglaubliche Fähigkeit, seine Stimme zu verstellen. Alleine in "Family Guy" spricht er über zehn regelmäßig auftauchende Charaktere, darunter die vier Hauptfiguren Peter Griffin, Stewie Griffin, den Hund Brian sowie Lustmolch Glenn Quagmire. Auch sein musikalisches Talent stellt er in der Serie ein ums andere Mal unter Beweis. Denn was viele nicht wissen: MacFarlane hat nebenher auch eine Musik-Karriere gestartet. 2011 kam sein erstes Album "Music Is Better Than Words" heraus, 2014 folgte das nächste. Beide Platten sind - wer hätte das bei dem Kindskopf gedacht - stark an die Swing-Musik von Frank Sinatra angelehnt.
"Ted" und eine große Ehre
In zwei aufeinanderfolgenden Jahren stürmte MacFarlane regelrecht den Hollywood-Olymp. 2012 kam mit "Ted" sein erster Kino-Film heraus. Die hanebüchen anmutende Geschichte über einen Teddy-Bären, der zum Leben erwacht und fortan sein Dasein als kiffender Alkoholiker fristet, kam überraschend charmant daher. Hauptdarsteller Mark Wahlberg (44) und das von MacFarlane vertonte Rüpel-Bärchen hatten eine tolle Chemie, das befand auch das Publikum und machte "Ted" zu einem kommerziellen Erfolg. Die nun erscheinende Fortsetzung ist da selbstredend reine Formsache.
Nur ein Jahr darauf dann der Ritterschlag für den 41-Jährigen: Bei der 85. Ausgabe der Oscar-Verleihung durfte MacFarlane als Nachfolger von Billy Crystal die Moderation übernehmen. Gewohnt bissig und zotenhaft führte er durch den Abend, was allerdings nicht bei allen Gästen und Zuschauern gut ankam. Sicherlich mit ein Grund, warum er danach ankündigte, nicht noch einmal diesen Job übernehmen zu wollen. Danach machten Ellen DeGeneres (57) und Neil Patrick Harris (42) einen ungleich braveren, mitunter aber auch langweiligeren Job als Oscar-Moderator.
"A Million Ways To Flop In The West"
Als es so schien, als könne MacFarlane quasi nichts verkehrt machen, gab es mit seinem zweiten Film "A Million Ways To Die In The West" den ersten Dämpfer für ihn. Zugegeben, mit den rund 86 Millionen Dollar, die der Streifen weltweit einspielte, holte er seine Produktionskosten von 40 Millionen Dollar wieder herein. Dennoch enttäuschte das Ergebnis des Films, bei dem immerhin so namhafte Schauspieler wie Liam Neeson (63) und Charlize Theron (39) mit von der Partie waren. Nur zum Vergleich: "Ted", der etwa 50 Millionen Dollar gekostet hatte, fuhr weltweit satte 550 Millionen Dollar ein. Ob "Ted 2" an dieses Traum-Ergebnis anknöpfen kann?
11. September 2001
Eine schicksalhafte Anekdote zum Schluss: Dass MacFarlane überhaupt noch lebt, verdankt er einem schier unglaublichen Zufall. Denn am 11. September 2001 hätte er eigentlich den American Airlines Flug 11 besteigen sollen. Weil er aber am Vortag zu wild gefeiert hatte und ihm zudem eine falsche Abflugszeit genannt wurde, verpasste er seinen Flug um angeblich zehn Minuten. Wenige Stunden später raste die entführte Maschine in einen der Türme des World Trade Centers.