Servus, Hugo Strasser: Swing-Legende aus Schwabing gestorben
München - Anfang März sollte er in Putzbrunn auftreten. Ein historischer Jazzabend, mit einer Legende. Doch es kam anders. Hugo Strasser, die letzte lebende Swing-Legende aus Schwabing, schwächelte. Schon seit einigen Monaten. Das Konzert musste er absagen. Er, der er auch noch im hohen Alter das Klarinettespielen nicht lassen wollte, nicht konnte und noch bis zu 50 Mal im Jahr auf der Bühne stand. Der Bühnenmensch und begnadete Bandleader lag mit Lungenentzündung im Krankenhaus. Eine Folge des Krebses, der den Musiker befallen hatte. Am Mittwoch, knapp drei Wochen vor seinem 94. Geburtstag, ist Hugo Strasser in seinem Haus in Neukeferloh seinem Leiden erlegen.
Es ist der 7. April in den goldenen – swingenden – 1922ern. Schon damals ist Schwabing ein aufregendes Szeneviertel. Hier, in der Heimhauser Straße, wuchs Hugo Strasser mit fünf Geschwistern auf. Die Leidenschaft zur Musik hatte ihm der Vater in die Wiege gelegt. Und sie forciert, denn Strasser Senior stammte von einer Bauernfamilie. Wollte eigentlich Zitherspieler werden, musste dann aber einen ordentlichen Beruf wählen. Er wurde Schulhausmeister. „Er wollte, dass alle Kinder ein Instrument ihrer Wahl erlernen,“ sagte Hugo Strasser 2014.
Mit 93 Jahren: Münchner Swing-Legende Hugo Strasser gestorben
Zufällig entdeckte er die Klarinette
Der kleine Hugo hatte sich die Geige ausgewählt – „ein Fehlgriff“. Mit der Mundharmonika lief es besser. Die beherrschte er so gut, dass er als Siebenjähriger in der „Kinderstunde“ des BR auftreten durfte. Dennoch versuchte er sich zunächst als Schriftsetzer. Nach einer Bleivergiftung war auch damit Schluss. Strasser stellte sich im Alter von 16 Jahren bei der Akademie der Tonkunst. Und wurde genommen.
„So kam ich zufällig auf die Klarinette.“ Für diese benötige man eine bestimmte Anatomie, die richtige Zahnstellung und einen kräftigen Mund. Was der Musiker von da an aus dem Instrument herausholte, war ein unverwechselbarer Sound. Sein Markenzeichen.
Sein Swing wird ihn überleben
Später, nachdem er den Krieg heil überstanden hatte, trat er damit in den Soldatenklubs der Amerikaner auf. Mit seinen Idolen wie Ella Fitzgerald gab er dort Konzerte. Fünf Jahre lang spielte er in der legendären Band von Max Greger. Es war die Hochzeit der Big Bands und Hugo Strasser liebte die Tanzmusik. Schlager wie „Das Edelweiß vom Wendelstein“ stammen aus seiner Feder. Seine in den 60er Jahren produzierten „Tanzplatten“ verkauften sich millionenfach.
Ein Angebot aus dem Deutschen Theater war das Sprungbrett vom Solisten zum Bandleader. Mitte der 50er Jahre gründete Strasser seine eigene Fromation. Ein 16-köpfiges Tanzorchester, mit dem er bis kurz vor seinem Todauftrat. Auch diesen Fasching kam Hugo Strasser ins Deutsche Theater. Im Rollstuhl sitzend intonierte er seine Stücke. „Der Krebs ist zurück. Ich kann nicht mehr stehen,“ entschuldigte er sich. Nun hat er sein Instrument endgültig abgelegt, doch sein Swing wird ihn überleben.
- Themen: