Senta Berger spricht über sexuelle Übergriffe: Sie wurde bedrängt und belästigt

Senta Berger zählt mit Auftritten in 166 Produktionen zu den Grande Dames des deutschen Films. Wie Frauen in diesem Business mitunter behandelt und bedrängt werden, hat sie am eigenen Leib erfahren, wie sie jetzt berichtet.
Senta Berger an Filmset von Kollege belästigt und bedrängt
Im Interview mit der "Zeit" hat sie über ein traumatisches Erlebnis am Set des Films "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1961) gesprochen. Damals sei sie von ihrem Schauspielkollegen O. W. Fischer belästigt und sogar verletzt worden. "Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen", erzählt Senta Berger über den Vorfall. "Aber O. W. Fischer hat gewusst, dass ich das nicht sagen würde." Über diesen Übergriff hatte sie auch 2006 in ihrem Buch "Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann" geschrieben.

Zu dem Zeitpunkt war O. W. Fischer, der 2004 verstarb, 45 Jahre alt. Die 20-jährige Senta Berger habe nach dem Übergriff kein privates Wort mehr mit dem Schauspieler gesprochen, den Film aber zu Ende gedreht. Für Berger sei dies aber nicht das einzige Erlebnis dieser Art gewesen. Auch Hollywoodstar Kirk Douglas (†103) soll in den sechziger Jahren versucht haben, sie gegen ihren Willen zu küssen. Als sie das abwies, soll der jüdisch-stämmige Schauspieler gesagt haben: "Your people killed my people." Für Senta Berger sei diese Begründung "unglaublich" gewesen.
Auch am Theater erfuhr Senta Berger sexuelle Übergriffe
Über ihren Umgang mit sexueller Belästigung sagt Berger: "Ganz jung habe ich in Wien am Theater in der Josefstadt gespielt. Es war noch die Zeit, als man in den Po gezwickt worden ist, kurz vorm Auftritt, von dem Schauspieler, der die Bühne verließ. Und ich hatte mir fest vorgenommen: Ich merke das gar nicht." Von ihrer Zeit beim Ballett sei sie es gewohnt gewesen, "mich so zu benehmen, als würde mir alles leichtfallen. Das habe ich lange als eine Art von Schutz benutzt."
In der MeToo-Debatte vermisst die Schauspielerin manchmal den Bezug zur Wirklichkeit. "Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich. Aber meiner Ansicht nach wird zu viel über die Sprache und Gendersternchen diskutiert und zu wenig über die realen Verhältnisse. Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen."