Senta Berger: "Michael ist ein aufregender Mann"

In "Frauen verstehen" erlebt Senta Berger, wie sich ihr Ex-Mann vom Weiberhelden zum Frauenversteher wandelt. Ob Frauen wirklich so schwer zu verstehen sind und wie ihr Verhältnis mit ihrem Ehemann Michael Verhoeven ist, erzählt die Schauspielerin im Interview.
(jic/spot) |
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In der Ehekomödie "Frauen verstehen" (am 5. September um 20:15 Uhr im Ersten) findet sich ein seit vielen Jahren getrennt lebendes Ehepaar (Senta Berger und Henry Hübchen) unter einem Dach wieder. Anders als ihre Rolle ist Senta Berger (73) in einer gut funktionierenden Ehe - und das seit bald 50 Jahren. Warum ihre Beziehung zu dem Filmemacher Michael Verhoeven (76) seit so langer Zeit funktioniert und warum Frauen komplexer sind als Männer, erklärt sie im Interview mit spot on news.

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Frau Berger, sind wir Frauen für die Männer denn wirklich so schwer zu verstehen?

 

Senta Berger: Mein Gott, Männer verstehen ja auch Einstein. Wenn sie sich bemühen, werden sie auch Frauen verstehen. Ich denke, das sollten sie auf spielerische Art und Weise machen. Denn es ist ja teilweise auch ein Spiel, was die Geschlechter miteinander betreiben, und das sollte auch nie aufhören.

 

Sind Frauen komplexer als Männer?

 

Berger: Ich denke, dass Frauen tatsächlich komplizierter sind, und auch interessanter. Dass Frauen sich selbst die Aufgabe gestellt haben, das schönere Geschlecht zu sein und sich über Jahrtausende hinweg immer haben bewundern und besingen lassen, ist ja auch eine Kompensation für den anderen Teil ihrer Aufgabe: All die Mühen, Kinder zu bekommen und an der Seite eines chaotischen Mannes, der Jäger, Sammler und Krieger sein will, das Leben und den Alltag einigermaßen erträglich zu gestalten. Ich denke, das macht uns schon sehr viel komplexer als die Männer, die doch eindeutigere Aufgaben übernommen haben.

 

Marlene sagt im Film, dass man die guten Momente irgendwann vergisst. Geht Ihnen das auch so?

 

Berger: Nein, überhaupt nicht. Bei mir ist das ganz anders. Ich vergesse zum Beispiel schlechte Kritiken - Gott sei Dank. Auch wenn sie so geschrieben wurden, dass sie mich verletzt haben oder sogar verletzen sollten. Ich vergesse das völlig. Und im Privatleben ist es sogar noch mehr so, dass ich mich eher an die schönen Momente erinnere, von denen ich glücklicherweise viele erlebt habe.

 

Gehen Ihnen Kritiken wirklich so nahe?

 

Berger: Ja, absolut. Jedem Menschen, der in der Öffentlichkeit steht und von dieser beurteilt wird, gehen Kritiken nahe. Sie gehen mir nahe, wenn sie schön sind, und wenn sie schlecht sind, tun sie mir meist weh. Schlechte Kritiken sind oft nicht mal falsch, manchmal aber in einem Ton geschrieben, den ich unangebracht finde. Es gibt sehr viel Häme und Egozentrik bei Kritikern. Stattdessen würde ich gerne etwas aus einer Kritik lernen wollen, obgleich ich meist selbst am besten weiß, was ich bei meiner Arbeit falsch oder richtig gemacht habe. Aber es ist eben auch Teil meiner Arbeit.

 

Viele Schauspieler lesen Kritiken deswegen gar nicht mehr.

 

Berger: Das glaube ich denen nicht. Ich habe so etwas auch schon gesagt. Ich weiß, dass genau die Kollegen, die sagen "Das liest du noch? Ich lese das schon lange nicht mehr!", morgens zum Bahnhof fahren, um sich die Blätter zu kaufen, in denen vermutlich eine Kritik steht.

 

Denken Sie, es gibt mit reiferen Frauen weniger emotionale Verstrickungen in einer Beziehung als mit jüngeren?

 

Berger: Darauf eine allgemeingültige Antwort zu geben, ist schwierig. Ist die reifere Frau an sich emotionsloser als eine 18-Jährige? Sicher. Dabei muss man natürlich bedenken, was für Emotionen und Erwartungen eine junge Frau hat und was für Erfahrungen eine reifere Frau gemacht hat. Möglich, dass zunehmende Erfahrung bei vielen auch dem Temperament zuträglich ist. Ich bin sicherlich immer noch genauso temperamentvoll, aber nicht mehr so aufbrausend. Ich weiß heute, welche Worte ich wählen muss, um den anderen nicht zu verletzen und mich trotzdem durchzusetzen.

 

Sie sind nun seit bald 50 Jahren mit Michael Verhoeven verheiratet. Ist Ihre Beziehung heute anders als früher?

 

Berger: Natürlich, eine Beziehung ändert sich von Tag zu Tag. Das Leben steht ja nicht still. Wir sind miteinander alt und erwachsen geworden und haben viel miteinander geteilt. Das verbindet sehr tief. Wir sind aber auch beide in Bewegung und machen Erfahrungen und haben Erlebnisse, die wir teilweise teilen, aber teilweise auch nicht teilen können. Wir haben uns miteinander entwickelt, aber nicht unbedingt immer in dieselbe Richtung. Es gibt immer noch genug Stoff, über den wir streiten können.

 

Inwiefern hängt das mit dem Beruf zusammen?

 

Berger: Gerade in einem künstlerischen Beruf, in dem man sehr oft voneinander getrennt ist, entsteht ein sehr bewegtes Eheleben; eines, das keinesfalls stillsteht oder erstarrt ist. Das wäre mit Michael auch gar nicht möglich. Er ist ja immer noch ein sehr kreativer, aufregender und provozierender Mann - und sehr charmant.

 

Sie haben das Thema Streit angesprochen. Bei welchen Themen gehen Ihre Meinungen auseinander?

 

Berger: Wir sind uns in weltanschaulichen Dingen sicherlich einig, bei Politik, Gesellschaft, Kirche, Religion, Kunst und alldem. Sonst könnten wir gar nicht miteinander leben, und sonst könnten wir auch innerhalb dieser Themen nicht miteinander streiten. Michael hat aber zum Beispiel einen ganz anderen Geschmack, was Kino und Filme betrifft. Das finde ich sehr interessant und streite mich manchmal sehr gerne mit meinem Mann.

 

Beschäftigen Sie sich auch mit den aktuellen weltpolitischen Themen?

 

Berger: Bei den aktuellen Konflikten im Nahen Osten gibt es sogar sehr viele Punkte, über die wir heftig diskutieren. Ich habe allerdings auch nicht mehr so häufig wie früher das Gefühl, wirklich zu wissen, was bei diesen komplexen Themen richtig und was falsch ist. Wir erfahren heute so viel und wissen doch immer weniger. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an meinem Alter, dass ich demütiger werde und zugeben kann, dass ich nichts weiß.

 

Ist Eifersucht denn auch Thema in Ihrer Beziehung?

 

Berger: Natürlich war das Thema, das gehört doch dazu. Am Anfang einer Beziehung stehen das Habenwollen und der Besitz im Vordergrund, und durch Eifersucht erklärt man: "Das ist meiner". Aber ich glaube, dass ich immer unbegründet eifersüchtig war, und das ist eine besonders schöne Art von Eifersucht. Und ich habe meinen Mann mit meiner Eifersucht nicht gequält, und er mich auch nicht. Aber unsere Augen haben schon gefunkelt, wenn uns die Eifersucht gepackt hat.

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