Seit Jahrzehnten spaltet Marcel Reif die Fußball-Nation

"Marcel Reif ist der Stephen Hawking unter den Fußballkommentatoren. Nur ohne das mit der Intelligenz." Es gibt einige Fußballfans in Deutschland, die nichts viel Gutes über den Kommentator zu sagen haben. Doch das steckt der 66-Jährige mehr als gut weg.
az/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Davor hat er 22 Jahre beim ZDF gearbeitet und fünf bei RTL.
dpa 6 Davor hat er 22 Jahre beim ZDF gearbeitet und fünf bei RTL.
Nach einer Attacke von BVB-Fans mit Bierbecherwurf und bösen Drohungen in Dresden kritisierte Reif "eine neue Qualität, seitdem habe ich ein anderes Gefühl. So einen Hass habe ich noch nicht gesehen."
dpa 6 Nach einer Attacke von BVB-Fans mit Bierbecherwurf und bösen Drohungen in Dresden kritisierte Reif "eine neue Qualität, seitdem habe ich ein anderes Gefühl. So einen Hass habe ich noch nicht gesehen."
Schlimmer als die geworfenen Becher seien die verbalen Attacken gewesen, sagte er.

Wenige Tage zuvor war er bereits beim Revier-Derby zwischen Dortmund und Schalke 04 bedroht worden. Stadionbesucher hatten an seinem Auto, in dem auch seine Frau saß, gerüttelt und auf das Dach geschlagen. Die Polizei musste eingreifen und dem TV-Journalisten aus der bedrohlichen Situation helfen.
dpa 6 Schlimmer als die geworfenen Becher seien die verbalen Attacken gewesen, sagte er. Wenige Tage zuvor war er bereits beim Revier-Derby zwischen Dortmund und Schalke 04 bedroht worden. Stadionbesucher hatten an seinem Auto, in dem auch seine Frau saß, gerüttelt und auf das Dach geschlagen. Die Polizei musste eingreifen und dem TV-Journalisten aus der bedrohlichen Situation helfen.
Marcel Reif mit seiner Frau Dr. Marion Kiechle
dpa 6 Marcel Reif mit seiner Frau Dr. Marion Kiechle
Seit 2013 ist er Schweizer Staatsbürger, seinen deutschen Pass hat er im gleichen Atemzug abgegeben: "Für mich war schnell klar: Wenn ich Schweizer werde, dann richtig. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, von hier will ich nie mehr weg", begründete er damals seine Entscheidung.
dpa 6 Seit 2013 ist er Schweizer Staatsbürger, seinen deutschen Pass hat er im gleichen Atemzug abgegeben: "Für mich war schnell klar: Wenn ich Schweizer werde, dann richtig. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, von hier will ich nie mehr weg", begründete er damals seine Entscheidung.
1998 hat Reif mit Günther Jauch die legendäre Dortmunder Partie in Madrid kommentiert, als ein Tor umgefallen war und ein neues geholt werden musste.
dpa 6 1998 hat Reif mit Günther Jauch die legendäre Dortmunder Partie in Madrid kommentiert, als ein Tor umgefallen war und ein neues geholt werden musste.

München - Marcel Reif hat den Job als Fußball-Kommentator bei Sky Ende Mai an den Nagel gehängt. Das Endspiel der Champions League zwischen Real und Atlético Madrid war zugleich das Finale des 66-Jährigen bei dem Pay-TV-Sender. Mancher Fußballfan hat den Abschied bedauert, mancher hat sich gefreut.

Reif war einer der populärsten, aber auch einer der umstrittensten Kommentatoren. Vor seinen 17 Jahren als Chef-Kommentator bei dem Pay-TV-Sender hat er 22 Jahre beim ZDF gearbeitet und auch fünf Jahre bei RTL.

Manche Fans bewundern ihn, weil er 1998 mit Günther Jauch die legendäre Dortmunder Partie in Madrid kommentierte, als ein Tor umgefallen war und ein neues geholt werden musste. Und in der mehr als einstündigen Wartezeit sagte: "Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan."

 

Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Jedermanns Liebling war Reif trotzdem nie und will es auch nicht ein. Seine Ironie versteht nicht jeder. Seine Eitelkeit schätzt nicht jeder. Vor allem viele Anhänger von Borussia Dortmund mögen den Fußball-Kommentator nicht.

Reifs Fehde mit den BVB-Fans

BVB-Anhänger sorgten für die beiden unangenehmsten Momente in seiner Karriere. Im Februar 2015 nahmen Fans des Bundesligisten den Fußball-Reporter zwei Mal auf äußerst unangenehme Art ins Visier.

Nach einer Attacke mit Bierbecherwurf und bösen Drohungen in Dresden kritisierte Reif "eine neue Qualität, seitdem habe ich ein anderes Gefühl. So einen Hass habe ich noch nicht gesehen." Schlimmer als die geworfenen Becher seien die verbalen Attacken gewesen, sagte er.

Wenige Tage zuvor war er bereits beim Revier-Derby zwischen Dortmund und Schalke 04 bedroht worden. Stadionbesucher hatten an seinem Auto, in dem auch seine Frau saß, gerüttelt und auf das Dach geschlagen. Die Polizei musste eingreifen und dem TV-Journalisten aus der bedrohlichen Situation helfen.

FC-Bayern-Spieler verwechselt

Mit seiner Entscheidung, bei Sky aufzuhören, habe dieser Ärger "überhaupt nichts zu tun", sagte Reif dem "Kicker". Er habe gemerkt, dass er "die Routine, das Murmeltier nicht mehr brauche. Es fehlte zuletzt auch an der notwendigen Spannung, jedes Wochenende eine Bundesligapartie zu kommentieren." Tatsächlich verwechselte Reif zuletzt Spieler des FC Bayern. Oder nannte die Augsburger Profis Jeong-Ho Hong und Ja-Cheol Koo schlicht und verwechselungssicher einfach nur "die Koreaner".

Wenige Tage nach seinem Abschied von Sky ist sich Reif mit zwei neuen Auftraggebern einig geworden: mit der Wochenzeitung "Die Zeit" und mit dem Privatsender Sat.1. Für Sat.1 wird Reif vom 19. Juni an an vier Spieltagen gemeinsam mit Frank Buschmann Partien der Fußball-EM im Europapark Rust analysieren. Im Dreiwochenrhythmus wird Reif zudem auf der Fußballseite der Wochenzeitung "Die Zeit" zu aktuellen Themen aus dem deutschen und internationalen Fußball Stellung nehmen.

Der Fußball-Reporter freut sich über seine neuen Jobs. "Ich bin keiner, der zuhause auf dem Sofa sitzen und sich teilnahmslos im Fernsehen ein Fußballspiel anschauen kann", sagte er zur dpa: "Ich bin froh, dass ich jetzt noch etwas arbeiten kann. Fußball ist mein Leben. Ich bin dankbar, dass ich das noch machen kann. Für ein Dasein als Rentner bin ich nicht geeignet."

Stolzer Vater von drei Söhnen

Der 1949 in Polen geborene Reif lebt seit 1997 in der Schweiz. Seit 2013 ist er Schweizer Staatsbürger, seinen deutschen Pass hat er im gleichen Atemzug abgegeben: "Für mich war schnell klar: Wenn ich Schweizer werde, dann richtig. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, von hier will ich nie mehr weg", begründete er damals seine Entscheidung. Reif hat drei Söhne. 2010 wagte er zum dritten Mal den Gang vor den Traualatar und ist seitdem mit der Münchner Gynäkologin Dr. Marion Kiechle verheiratet.

Mit Selbstironie gegen Schmähkritik

Im Dezember des vergangenen Jahres hat Reif auf ganz besondere Art und Weise auf die permanente und teilweise geschmacklose Kritik an seiner Person im Internet reagiert. Er stellte Clips ins Netz, in denen er Tweets vorliest. Die Video-Schnipsel trugenden Namen "Liebeserklärung an Marcel Reif". Oder in der englischen Version "Love Tweets".

Manche Schmähung, die Reif erreicht, ist vergleichsweise harmlos oder sogar humorvoll. Etwa: "Fußball. Marcel Reif. Warum?" Andere sind selbstentlarvend, sagen mehr über den anonymen Kritiker im Netz als über den Fernsehmann: "Marcel Reif ist der Stephen Hawking unter den Fußballkommentatoren. Nur ohne das mit der Intelligenz."" Reif musste zu der Aktion überredet werden. "Ich habe erst gesagt, ich will das nicht", sagte der Kommentator der Deutschen Presse-Agentur. Sein Sohn, der in der Marketing-Abteilung von Sky arbeitet, habe ihn dazu gebracht: "Er hat mich bequatscht".

Hier sehen Sie die "Liebeserklärungen an Marcel Reif":

 

 

 

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.