Seehofers Berliner Farbenspiele

Beim bayerischen Oktoberfest vor dem Roten Rathaus: Der Ministerpräsident sieht rot-grün-gelb. Und Emilia Müller zapft tapfer mit dreieinhalb Schlägen an.
von  Abendzeitung

BERLIN - Beim bayerischen Oktoberfest vor dem Roten Rathaus: Der Ministerpräsident sieht rot-grün-gelb. Und Emilia Müller zapft tapfer mit dreieinhalb Schlägen an.

Der Himmel der Bayern ist rot-grün-gelb. Zumindest auf dem Berliner Oktoberfest. Eine politische Ampel oder wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer meint: „Das ist die Auswahl, die Schwarz im September zur Verfügung steht.“

Zehn Tage vor dem Wiesn-Anstich wird in Berlin Wahlkampf der zünftigen Art betrieben, auf dem hiesigen Oktoberfest. „Jeder darf heute so viel trinken wie er mag und verträgt“, sagt Seehofer und spielt damit auf Günter Becksteins Fauxpas vom letzten Jahr an, er könne zwei Maß trinken und noch Autofahren. Und doch wird nur verhalten geprostet und geschunkelt. „Afghanistan, Sie wissen schon“, raunt es im Zelt.Nein, da machen sich ausgelassene Politiker nicht gut.

Vielleicht gibt Festwirt Sepp Krätz sich deshalb so viel Mühe, die Vor-Wiesn-Stimmung zu befeuern. Für ihn ist es eine Premiere an der Spree: Das erste Mal ist er mit seinem Hippodrom der Gastgeber vor dem Roten Rathaus. Nach gerade Mal acht Tagen Aufbau und „vielen Überraschungen“, wie er sagt, hält er jetzt Tochter Stefanie als Münchner Kindl im Arm, singt das Prosit mit. „Die Berliner können zünftig feiern, da fühlt man sich gleich wie daheim“; sagt er. Augustiner-Chef Jannik Inselkammer lässt sich sogar die Löwenbräu-Maß schmecken: „Berlin hat mehr den Charakter einer Weltstadt, aber die Münchner Herzlichkeit, da kommt's noch nicht ran.“ Und so essen die versammelte Staatskanzlei und die Wiesnwirte die „Brezel“, die hier angeboten wird, zusammen mit dem „typisch bayerischen Käsemix“, wie die Bedienung den Obatzden betitelt.

Die Kanzlerin sagt dann doch ab

Bevor Donnerstag Abend die Berliner Prominenz im Festzelt erwartet wird, darf auf Einladung der bayerischen Staatskanzlei und Löwenbräu erstmals die Polit-Prominenz schunkeln: Seehofer, der statt neben Ehefrau Karin neben dem Botschafter der Russichen Föderation, Vladimir V. Kotener, sitzt; die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Emilia Müller, die mit dreieinhalb Schlägen anzapft; Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner mit Schleiferl auf der linken Seite. Bayerns SPD-Chef Franz Maget, der meint, dass „Schwarz sich eben nicht gut in einer Ampel macht“; Hans-Dietrich Genscher, der den gelben Pullunder in der Hand hält; Staatsminister Siegfried Schneider, der mit Regisseur Joseph Vilsmaier anstößt; Innenminister Joachim Herrmann der als einer der wenigen Politiker seine Frau Gerswid mitgebracht hat.

Nur eine taucht dann leider doch nicht auf: Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie wird erst für den späten Abend erwartet. Sagt dann aber spät ab. Wegen Afghanistan, Sie wissen schon...

Anne Kathrin Koophamel

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