Schnupfen hätte auch gereicht: Gaby Kösters Weg zurück
"Ein Schnupfen hätte auch gereicht"
"Die letzten Fernsehauftritte vor dem Knall", so kommentiert Gaby Köster (55) selbst die halbdokumentarischen Einspieler, die in der Bestseller-Verfilmung "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" am Karfreitag bei RTL zu sehen sind. Der Film basiert auf ihrem gleichnamigen Buch, in dem Sie ihren schweren Weg zurück ins Leben nach ihrem Schlaganfall im Jahr 2008 schildert.
"Der gruseligste Teil im Film"
In der Rolle von Köster brilliert Schauspielerin Anna Schudt (43). Köster selbst ist nur in TV-Ausschnitten zu sehen. "Für mich persönlich eigentlich der gruseligste Teil im Film, weil das eben kurz vor dem Unfall war", gibt Köster zu.
In Sachen Comedy konnte ihr Mitte/Ende der 90er Jahre bis Anfang der 2000er kaum eine Frau das Wasser reichen. Ihren ersten großen Fernsehauftritt hatte sie in einer Gastrolle bei der Kultshow "RTL Samstag Nacht". Von da an ging es für das kölsche Original stetig bergauf.
Preisregen für die Komikerin
Von 1996 bis 2005 gehörte sie an der Seite von Jochen Busse, Rudi Carrell und Mike Krüger zum festen Ensemble der RTL-Comedyshow "7 Tage - 7 Köpfe". In ihrer eigenen RTL-Sitcom "Ritas Welt" spielte Köster ab 1999 die Supermarkt-Kassiererin Rita Kruse. Für diese Rolle wurde sie unter anderem 1999 mit dem "Deutschen Comedypreis" als "Bester Comedian" sowie 2000 mit dem "Adolf-Grimme-Preis" ausgezeichnet.
Doch nicht nur im TV feierte Köster Erfolge. 2004 tourte sie mit ihrem Bühnenprogramm "Gaby Köster Live!" durch Deutschland. 2007 folgte ihre Bühnenshow "Wer Sahne will, muss Kühe schütteln". Im Januar 2008 mitten in ihrer Tournee verschwand sie dann plötzlich von der Bildfläche und die wildesten Spekulationen machten sich breit. Auf eine offizielle Erklärung des Managements wartete die Öffentlichkeit vergeblich.
Comeback bei "stern TV"
Über drei Jahre später, am 7. September 2011, trat sie in der RTL-Sendung "stern TV" dann das erste Mal wieder in der Öffentlichkeit auf. In einem emotionalen Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka (45) erzählte sie schließlich, wie sie am 8. Januar 2008 plötzlich mit dem Kopf im Bad aufgeschlagen war und sich im Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus wiederfand.
Die Diagnose: Schlaganfall. Ein Gerinnsel hatte ihre rechte Halsschlagader verstopft. Körperlich sei sie zu 70 Prozent wieder hergestellt, erzählte sie damals.
"Du gehst hier zu Fuß raus"
Ihr linker Arm ist bis heute gelähmt. Manchmal brülle sie ihn an, erklärt sie anlässlich der Verfilmung ihres Bestsellers im Interview mit dem Magazin "stern". Das Laufen hat sie wieder neu erlernt: "Ich habe mir das gleich nach dem Koma gesagt, als ich hirnmäßig noch in Watte war: Scheißegal, was passiert, du gehst hier zu Fuß wieder raus."
Manchmal stehe sie heute im Treppenhaus und denke, "ich würde jetzt gern einfach losrennen, schnell sein. Geht aber nicht." Auch ihre Tränen sind seitdem versiegt. "Das ist ja auch kaputt seit meinem Schlaganfall", offenbart sie weiter.
Auch wenn sie heute in "Berentung" sei, sei sie immer noch aktiv. "Ich bin eine Nachteule. Ich frequentiere wenig Gaststätten, aber ich geistere lange nachts durchs Haus. Wenn ich nicht schlafen kann, mach ich um drei mein Hörbuch an, oder ich male. Dann jeht et". Auch heute noch wohne sie in ihrem Haus mit der steilen Treppe.
Eine behindertengerechte Wohnung im Erdgeschoss kam für sie nicht in Frage. "Ich hab gesagt: Der Schlaganfall hat mein ganzes Leben umgebaut, nicht noch die Häuser."
Alltagsprobleme
Natürlich könne sie sich bis heute nicht alleine versorgen. "Es ist ein wirklicher Irrsinn: Macht euch mal einen Joghurtbecher mit einer Hand auf, ohne die Hose zu beschmutzen", verdeutlicht Köster ihre Alltagsprobleme. Ihre Lösung? "Ich klemme mir alles zwischen die Beine. Bei Wasserflaschen ist das manchmal blöd, da hat man dann direkt eine Kniedusche."
Im Krankenhaus wollte sie öfter einfach aufgeben. Heute nicht mehr so sehr. "Kurz nach dem Koma dachte ich noch: Schön, jetzt haste mal zwei Wochen frei, und dann ist alles wieder juut. Man rechnet nicht damit, dass das so lange dauert. Neun Jahre ist das jetzt her." Mittlerweile ist Köster wieder verstärkt in der Öffentlichkeit zu sehen.
Mit "Die Puppenstars" wieder im TV
Im Frühjahr 2015 erschien ihr erster Roman "Die Chefin", den sie zusammen mit Thomas Köller schrieb. Unter ihrem Künstlernamen "La Manca" ("Die Einarmige") stellt sie ihre farbenfrohen Aquarelle aus. Ihr großes TV-Comeback gab sie schließlich im Januar 2016 als Jurorin in der Castingshow "Die Puppenstars".
Auch in der zweiten Staffel im Februar 2017 wirkte sie wieder mit. Mit der Verfilmung ihres Bestsellers meldet sich Köster nun einmal mehr eindrucksvoll zurück. Den Zuschauern will sie damit vor allen Dingen eine Message ans Herz legen: "Lasst es Krachen, solange es noch geht!"
Doku im Anschluss
In Ergänzung zum Film präsentiert RTL direkt im Anschluss die Dokumentation "'Sonnig geht immer!' Gaby Köster und ihr neues Leben" um 22:05 Uhr. Darin erzählt die Kult-Komikerin aus ganz persönlicher Perspektive, wie sie mit ihrem Schicksalsschlag umgegangen ist und wie sie die letzten Jahre erlebt hat.