Schlechtes Gewissen: Heiner Lauterbach spricht übers Fremdgehen

Heiner Lauterbach über die Mittwoch-Premiere von "Jahre später, gleiche Zeit" in der Komödie im Bayerischen Hof.
von  Mathias Hejny
Heiner Lauterbach und seine Ex-Lebensgefährtin Dominique Lorenz.
Heiner Lauterbach und seine Ex-Lebensgefährtin Dominique Lorenz. © Marina Maisel

"Nächstes Jahr, gleiche Zeit" des kanadischen Dramatikers Bernard Slade war 1998 ein großer Erfolg, inszeniert war es in München von Heidelinde Weis. Es spielten Dominique Lorenz und Heiner Lauterbach. Genau 20 Jahre später heißt das Nachfolgestück "Jahre später, gleich Zeit". Erzählt wird von Doris und George, die sich seit damals immer im Februar für eine Nacht zum Seitensprung treffen. Ab heute ist in der Komödie im Bayerischen Hof zu erleben, wie es mit den beiden weiter gegangen ist. "Jahre später, gleiche Zeit" reicht von den 70ern bis zu den 90ern. Die Abendzeitung sprach mit Heiner Lauterbach.

AZ: Herr Lauterbach, vernachlässigen Sie die Theaterbühne?
Heiner Lauterbach:
Das ist relativ. Ich versuche, regelmäßig Theater zu spielen, aber natürlich ist auch "regelmäßig" relativ. Das letzte Mal habe ich vor vier Jahren gespielt. In meinem ganzen Schauspielerleben war es so, dass ich in solchen Abständen Theater spiele. Das ist ausreichend, um den Kontakt zum Theater nicht zu verlieren. Wenn man verschiedene Sachen macht, ist das auch weniger langweilig als nur Theater zu spielen oder nur in einer Fernsehserie. Das Auskosten all der Genres und der Möglichkeiten ist der Reiz des Berufs.

Wie gelang es, nach genau 20 Jahren das gleiche Team für das Nachfolgestück von "Nächstes Jahr, selbe Zeit" zu versammeln?
Ich bin in der Zeit, in der ich nicht Theater spiele, auf der Suche nach Dingen, die man im Theater machen könnte. Da ist mir das in die Finger gekommen. Ich rief dann Dominique Lorenz und Heidelinde Weis an und fragte, was sie davon halten.

Das Stück erstreckt sich von 1976 bis 1993. Ist es schwer, den Altersprozess über 17 Jahre zu zeigen?
Jünger werde ich nicht. George fängt an mit 52 und hört auf mit 70. Ich bin jetzt 65. Ich sehe alt aus für einen 52-Jährigen und noch recht jung für einen 70-Jährigen. Aber wir machen natürlich etwas mit den Haaren und als George in der Midlife-Crisis ist, trägt er ein Toupet. Ansonsten macht man das mit der schwindenden Vitalität – die Schritte werden kürzer und er wird kurzatmiger.

George ist das, was man als einen Stinkstiefel oder Rüpel bezeichnen könnte. Welches Verhältnis haben Sie zu ihm entwickelt?
Er ist ein Kauz. Aber ich liebe meine Figuren. Schauspieler lieben ihre Figuren immer. Das liegt in der Natur der Sache. Ich habe vor ein paar Jahren im Fernsehfilm "Einfach die Wahrheit" einen ziemlich üblen Finger gespielt, der Kinder missbrauchte. Am Ende sitzt er vor Gericht und erzählt die Geschichte. Da kam die Regisseurin Vivian Naefe zu mir und meinte: Deine Performance war nicht schlecht, aber ich habe ein Problem: Er wird mir zu sympathisch. Ich sagte ihr: Das wird dein Problem bleiben. Ich kann nicht anders. Man versucht immer, seiner Figur etwas Menschliches mitzugeben.

Heiner Lauterbach ist seit 2001 mit Viktoria verheiratet

Können Sie sich, ganz privat, vorstellen, das Fremdgehen über ein halbes Leben hinweg so zu ritualisieren wie Doris und George?
Für mich wäre das nichts. Selbst in den Zeiten, in denen ich wild unterwegs war, war das schlimm, weil ich immer ein schlechtes Gewissen hatte. Immer musste ich aufpassen, dass keiner anruft. Eine furchtbare Zeit. Ich genieße heute, dass das vorbei ist. Im Stück ist das natürlich theatralisch überhöht, aber ich bin sicher, dass es so etwas gibt. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Sie sind nicht nur Schauspieler bei Film und Fernsehen, sondern produzieren auch und organisieren Kino wie bis vor Kurzem das "Snowdance"-Festival in Landsberg für unabhängig gedrehte Filme. Warum sind Sie dort ausgestiegen?
Ich stelle gerade etwas anderes auf die Beine, was aber noch nicht spruchreif ist. Damit werde ich im nächsten Jahr herauskommen, und es kostet mich sehr viel Zeit und Energie. Deshalb haben wir uns im Guten getrennt. Thomas Bohn und ich hatten eine gute Zeit, und Götz Otto macht jetzt für mich weiter. Außerdem habe ich eine eigene Produktionsfirma. Wir haben in diesem Jahr fünf Kinofilme und zwei Fernsehfilme gemacht. Gerade synchronisiere ich "Head Full Of Honey", den amerikanischen Film von Til Schweiger. Tagsüber spreche ich, abends spiele ich Theater.


Komödie im Bayerischen Hof, Premiere am Mittwoch, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 24. Februar, Karten unter: 089 29161633

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