Schauspieler Sean Penn wegen Körperverletzung angeklagt
LOS ANGELES - Pech für Sean Penn, Glück für einen Paparazzo: Ein 34 Sekunden langes Video zeigt, wie der US-Schauspieler auf den Fotografen zuläuft, ihn beschimpft und schließlich mehrmals nach ihm tritt.
Aufgenommen wurde die Szene im vorigen Oktober auf einer Straße in Brentwood, einem Nobelviertel von Los Angeles. Ein Kameramann des Internetdienstes «Tmz.com» schoss das brisante Material, das den zweifachen Oscar-Preisträger Penn nun vor den Richter bringt. Der 49-Jährige muss sich wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten.
Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hat die Vorwürfe gegen den Hollywoodstar am Freitag vorgebracht. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Penn bis zu 18 Monate Haft. Der nächste Gerichtstermin ist für den 22. März terminiert. «Wir werfen ihm vor, dass er den Fotografen trat und auch seine Kamera beschädigte», sagte Frank Mateljan, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Filmaufnahmen hätten sie darin bestärkt, Anklage zu erheben.
Mit «Hau ab!» und «Verpiss dich!» schimpft Penn zunächst auf den Paparazzo ein. Als der erneut seine Kamera zückt, tritt der Schauspieler einige Male zu, bis der Schnappschussjäger schließlich aufgibt und in sein Auto springt. «Penn hat einen Orden verdient», kommentiert ein Internetleser das bei «Tmz.com» veröffentlichte Video. «Er hätte dem Paparazzo die Zähne ausschlagen sollen», pflichtet ein anderer bei.
Das einstige «Enfant terrible» Hollywoods, war früher durch Fausthiebe und Wutausbrüche häufiger in die Schlagzeilen und auch schon hinter Gitter geraten. Der Star, der für seine Rollen in «Mystic River» und «Milk» zwei Oscars gewann, verbrachte vor über 20 Jahren wegen einer Handgreiflichkeit und Verletzung seiner Bewährungsauflagen 33 Tage im Gefängnis. Ein Gericht befand ihn 1987 schuldig, während der Dreharbeiten für den Film «Colors» einen Statisten angegriffen zu haben. Auch war der damals mit Popstar Madonna verheiratete Schauspieler wegen häuslicher Gewalt vor Gericht zitiert worden. Im vergangenen Sommer hatte Penns zweite Ehefrau, Schauspielerin Robin Wright Penn, nach 13 bewegten Ehejahren die Scheidung eingereicht.
Streitereien zwischen Promis und Paparazzi sind in Hollywood fast alltäglich, meist enden sie gütlich. Auch im Falle einer Anklage kommen die Stars häufig mit einem «blauen Auge» davon. So blieb für den schottischen Schauspieler Gerard Butler ein handgreiflicher Streit nach einer Premieren-Party im Oktober 2008 ohne Folgen. Der Fotograf gab damals bei der Polizei an, Butler habe ihm mehrfach ins Gesicht geschlagen, bis seine Lippe blutete. Die Anzeige gegen den «Gesetz der Rache»-Star wurde jedoch Anfang Januar verworfen.
Auch der für seine Wutausbrüche bekannte US-Rapper Kanye West kam um eine Haftstrafe herum. Ein Richter in Los Angeles stellte das Verfahren gegen West wegen Körperverletzung und mutwilliger Beschädigung im vorigen Oktober ein. Der Musiker hatte sich ein Jahr zuvor auf dem Flughafen von Los Angeles mit Fotografen geprügelt. West sei «reumütig» und habe Kurse absolviert, um seine Wutausbrüche in den Griff zu bekommen, erklärte seine Anwältin Blair Berk. Der Richter brummte statt Haft 50 Stunden gemeinnützige Dienste auf.
Britney Spears blieb 2008 nach einem Autounfall mit einem Paparazzo eine Anklage wegen Körperverletzung erspart. Der Fuß eines Fotografen war im Gedränge unter das Auto der umlagerten Popsängerin geraten. Der Fotograf sei vermutlich selbst schuld gewesen, als er sich vor einem Nobelhotel an Spears' Fersen heftete, befanden die Ermittler nach Sichtung von Videoaufnahmen.
George Clooney empörte sich einst über die «Kopfgeldjäger»: «Was die tun ist sträflich. Das sind Verfolgungsjagden mit hohem Tempo, bei denen es um die Wette geht, wer schneller ist». «Fluch der Karibik»-Star Orlando Bloom gab Paparazzi 2007 die Schuld an einem Verkehrsunfall. Er habe einem Fotografen ausweichen müssen und dabei zwei parkende Autos gerammt, klagte der Schauspieler. Reese Witherspoon rief die Polizei zu Hilfe, als Schnappschussjäger die Einfahrt zur ihrer Hollywood-Villa versperrten. Lindsay Lohans Auto wurde von einem Fotografen gerammt. Auch Cameron Diaz, Jennifer Lopez und Scarlett Johansson beschwerten sich über aufdringliche Fotografen.
Paparazzi-Opfer Arnold Schwarzenegger paukte 2006 als Gouverneur von Kalifornien ein Gesetz durch, das Fotografen ausdrücklich verbietet, Prominenten im Auto hinterherzujagen oder sie auf der Straße einzukeilen. Bei einer Verurteilung, muss der Verfolger in dreifacher Höhe für den entstandenen Schaden aufkommen und alle Bild- Honorare zurückzahlen. Ein Stadtpolitiker in Los Angeles machte sich 2008 für eine «persönliche Sicherheitszone» für Prominente in Hollywood stark, in der Kameras tabu sind. Er war damit aber im Stadtrat gescheitert.
dpa