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Die AZ-Redakteure Anne Kathrin Koophamel (pro) und Georg Thanscheidt (kontra) über den Fernseh- Hochzeits-Wirbel um Kate und Prince William.
Die Krönung der Queen, Charles’ Hochzeit, die Baby- Bilder des Prinzen: All das habe ich verpasst, weil ich noch nicht geboren war oder zu jung. Bis heute aber flimmern die Szenen über den Fernseher, werden als „Zeitgeschichte“ deklariert. Dieses Mal entgeht mir die Geschichte nicht.
Zwar ist mir das Tamtam mit Scones und Schampus, mit Kino und Kitschtasse zu viel. Lieber ziehe ich mich mit Freund(innen) vor den Fernseher zurück. So wie bei der Fußball-WM, Vettels Sieg und Lenas Überraschungserfolg. Es sind Bilder, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben. Oder weiß jemand nicht, wie verloren Diana im Brautkleid aussah?
Ob ein Prinz eine Bürgerliche heiratet oder ein Torjäger seine Freundin küsst, ist letztlich egal. Es sind Momente, die um die Welt gehen. Spätestens bei der Geburt des nächsten Königskinds wird die heutige Hochzeit in Endlosschleife laufen. Dann sage ich wie meine Mutter heute: „Damals die Royals, das war eine echte Traumhochzeit.“
Eine langzeitarbeitslose Kunsthistorikerin heiratet einen Hubschrauberpiloten, der sein bisheriges und wohl auch künftiges Leben dem Staat auf der Tasche liegt – und die Welt schaut staunend zu. Das sind die wenig romantischen, aber realistischen Eckdaten der heutigen Trauung von Kate Middleton und William Battenberg-Sachsen-Coburg- Gotha.
Dass die Briten von dem Spektakel hingerissen sind – geschenkt! Sie haben es schließlich auch gezahlt. 46 Millionen Euro jährlich kostet sie die Monarchie, die Hochzeit vermutlich noch einmal das Doppelte. Zum Vergleich: Ein bürgerlicher Bundespräsident kostet 18 Millionen im Jahr.
Für das Geld der britischen Steuerzahler können diese heute immerhin im Londoner Nieselregen von fern oder im TV aus der Nähe das Brautkleid bestaunen, das sie bezahlt haben. Briten mögen das für Traditionspflege halten. Warum ein vernunftbegabter Kontinentaleuropäer dies anschauen sollte, ist mir – Pardon, Kate – schleierhaft.
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