Sarah flieht

Nach einem tagelangen Nervenkrieg verlässt das 25-jährige Model freiwillig das RTL-Dschungelcamp und verzichtet damit auf die Hälfte ihrer Gage. Es ging um Vegetarismus, Alkoholismus und gespielte Liebe.

Am elften Tag erinnerte das RTL-Dschungelcamp eher an die US-Mystery-Serie „Lost“ oder William Goldings Roman „Herr der Fliegen“. Hätte einer der Teilnehmer zu Beginn der Sendung Waffen ins Lager geschmuggelt, wären vermutlich drei oder vier Bahren aus dem Urwald getragen worden, australische Ranger hätten eine blutverschmierte und schreiende Katy Karrenbauer abgeführt und Matthieu Carrière befände sich auf der Flucht.

Dass es nicht so kam, hat wohl vor allem damit zu tun, dass Sarah Knappik vor rund acht Millionen Zuschauern freiwillig den Dschungel verließ. „Ich bin ein Star, holt mir hier raus!“, rief das 25-jährige Model gestern vertragsgemäß in den Busch und durfte sich ins Luxushotel schleichen. Ihrem Abgang vorausgegangen war ein beispielloser Nervenkrieg im Lager, den wohl nicht einmal der Vietcong-erfahrene Peter Scholl-Latour hätte schlichten können.

„Merkst du nicht, dass du hier acht erwachsenen Leuten auf die Nerven gehst? Du bist asozial“, herrschte Matthieu Carrière dabei Sarah an. „Dann bin ich lieber der Asi und bin mir selber treu“, entgegnete diese frech. „Ja, du bist ein richtiger Asi“, brüllte Boygruppenmitglied Jay. Binnen Minuten entstand am Lagerfeuer eine Situation, die dramaturgisch jede noch so alberne Dschungelprüfung in den Schatten stellte und an deren Ende Carrière vor Sarah kniete und flehte: „Bitte geh!“

Daran schien die 25-Jährige zunächst aber nicht zu denken, im Gegenteil: „Indira würde für Geld alles machen, sie würde ihre Beine für alles breit machen“, ätzte sie zurück. Carrière sei sexuell gestört und Katy Karrenbauer habe ein Alkoholproblem.

Als sie dann auch noch die Ernsthaftigkeit der tatsächlich inszeniert wirkenden Dschungel-Liasion zwischen Jay und Indira in Frage stellte, ging sogar ein Riss durch die Anti-Sarah-Front. Peer Kusmagk und Rainer Langhans schienen sich auf ihre Seite zu schlagen. Trotzdem: Nach einer schlaflosen Nacht kapitulierte Sarah.

Zur Strafe bekommt sie von RTL statt 30000 nur 15000 Euro. Ob das Model dafür Werbeverträge an Land zieht? Die Gift-Industrie soll schon hellhörig geworden sein.

Timo Lokoschat