Sandy gegen Boris: Das Trennungs-Match

Das Matsch-Match ist eröffnet: Auf 83 Tage Romantik folgt der Rosenkrieg. Boris Becker (40) und Sandy Meyer-Wölden (25) waren verliebt, verlobt und fast verheiratet - plötzlich ist alles ganz anders. Zwei AZ-Redakteure versuchen eine absolut unneutrale (Liebes-)Spielanalyse.
Vorteil Sandy: Sie verliebte sich in einen Mann, der 14 wird
Wir Frauen mussten sie einfach lieben. Vom ersten Moment an. Sandy hat uns gezeigt, was wir schon zur Steinzeit für komplett unmöglich hielten: Ein Mann kann sich also doch ändern. Sogar mit 40. Aus Liebe zur Frau.
Diese neugewonnene Erkenntnis, einem achten Weltwunder gleichkommend, machte Sandy sofort zum Liebling. War sie doch der perfekte Gegenentwurf zum Bum-Bum’schen Beuteschema. Blond und süß, nicht rassig und null besenkammerig. Anzeige
Eine Frau, die mehr Mädel ist, bezaubernd lächelt, ausschaut wie ein Model, zur Stilikone wird, selber genug Geld hat – und auch noch welches verdient (ihren Schmuck trägt sogar Lenny Kravitz). Wow, was für eine Becker-Frau!
Natürlich musste auch er sich in sie verlieben, so doll, dass er sie gleich wegheiraten wollte. Es funkte zwar plötzlich, aber sie waren schon lange Freunde. Bei Boris ging es mal nicht nur um Leidenschaft, sondern um tiefe Zuneigung. Sie kannten sich gut, wussten alles voneinander, hatten sich gegenseitig getröstet und vertrauten sich bedingungslos.
Dieses Vertrauen, das Sandy so sicher werden ließ, dass Besenkammer-Boris zum Bräutigam taugen würde, für immer und nicht für eine Nacht, hat Boris missbraucht. Er traf sich heimlich mit Lilly, schrieb ihr täglich Liebes-Mails. Das toppt er damit, indem er nun ernsthaft behauptet, dass sie nur platonisch befreundet sind. Dieser Mann, das muss Sandy mit Entsetzen festgestellt haben, hat Wimbledon als Teenie gewonnen. Seitdem hat er sich nicht weiterentwickelt. Er wird 14, nicht 41. Da passt es ins Bild, dass er sich seine Welt so zusammenbastelt, wie er sie selber glauben will. Sandy ist an allem Schuld. Klar. Deshalb magert sie auch so stark ab, leidet und trauert. Und Boris? Der macht das, was er noch in 50 Jahren machen wird. Er trifft sich platonisch mit Lilly.
Sandy sollte froh sein. Und alle anderen Frauen auch.
Kimberly Hoppe
Vorteil Boris: Vom wilden Partyhengst zum Familientier
Verwunderung, Schweigen und Mitleid: Als ich nach der Morgenkonferenz ankündigte, mich Pro-Boris äußern zu wollen, wurde ich von manchen angeschaut, als hätte ich etwas ganz anderes gesagt. Zum Beispiel „Drogen sind super!“ oder „Der Dalai Lama ist doof!“.
Eigentlich nicht verwunderlich, hat Sandy doch ganze Arbeit in Sachen Eigen-PR geleistet, klar die Deutungshoheit über das „Aus“ errungen: mit einer inszenierten Betroffenheit, die selbst eine Claudia Roth von den Grünen neidisch machen dürfte. Mit einem Hundeblick, gegen den jeder Mops wie eine kalte Bestie wirkt. Und mit ständigen „Exklusiv-Interviews“, in denen sie ihre „Enttäuschung“ über Boris verkündete. Immer so tuend, als wahre sie die Privatsphäre des Ex-Paares – was sie gerade nicht tat.
Dass Becker darauf reagiert, jetzt absolut glaubwürdig seine Version der Story erzählt, kann man ihm kaum übel nehmen. Wer Schluss machte, ließ Sandy ja bewusst im Vagen – wohl wissend, dass eine Öffentlichkeit, die den Namen Becker mit „Ball“, aber auch mit „Besenkammer“ assoziiert, instinktiv auf ihrer Seite stehen würde.
Nein, ihm muss es ernst gewesen sein. Für einen teuflisch geplanten Ein-bisschen-mehr-als-One-Night-Stand hätte er sich auch kaum mit der Tochter seines verstorbenen Freundes verlobt. Diese Form der Publicity hat Becker, der am Samstag 41 wird, nicht nötig. Da steht er lieber auf dem Golfplatz, kommentiert bei der BBC, schreibt Bücher über Erziehung und kümmert sich liebevoll um seine Kinder. Aus dem Partyhengst ist ein Familientier geworden.
Sandy dagegen hatte andere Ziele, wollte offenbar eine Art Paris Hilton werden – wie schon vor Monaten der Vater des von ihr gehörnten Thommy Haas stichelte. Motto: überall dabei sein, ohne eigentlichen Beruf. Gut: „Schmuckdesignerin“ ist sie. Das kennt man ja aus TV-Shows wie „Promikochen“, in denen absolut unbekannte „VIPs“ um die Wette braten.
Der ewige Leimener dagegen war jemand, ist jemand – und sollte jetzt bitteschön endlich zur einzig wahren Barbara zurückkehren.
Timo Lokoschat