Samu Haber: "Ich hätte nicht die Eier, Kandidat zu sein"
Die Band Sunrise Avenue ist zurück, und das quasi in doppelter Hinsicht: Das neue Album "Unholy Ground" kommt morgen und Frontmann Samu Haber ist Juror bei "The Voice of Germany".
Berlin - Die finnischen Rocker von Sunrise Avenue melden sich zurück. Nach "Out of Style" erscheint am Freitag das neue Album "Unholy Ground", 2014 beginnt die Band dann mit der Deutschland-Tournee. Aber das ist noch längst nicht alles: Samu Haber, Frontmann der Band, ist neuer Juror beim Casting-Format "The Voice of Germany". Was die Fans von der neuen Platte erwarten können und warum er selbst wohl keine Chance als Kandidat bei "The Voice" hätte, erzählt der Musiker im Interview mit spot on news.
spot on news: Herr Haber, Sie sind einer der neuen Juroren bei "The Voice of Germany". Hat Sie die Anfrage von ProSieben sehr überrascht?
Samu Haber: Ich war gerade in Schweden und spielte auf einem Festival, als mich mein Manager aus Finnland anrief und meinte, dass es aus Deutschland die Anfrage gibt, neuer Coach für "The Voice of Germany" zu werden. Im ersten Moment war ich mir sicher, das Angebot anzunehmen, schließlich klang es nach viel Spaß. Dann sagte er mir aber, dass ich dafür auch Deutsch lernen müsste und ich fing zu zweifeln an.
Was hat Ihre Meinung dann doch noch geändert?
Haber: Am nächsten Tag kam ein Anruf des Aufnahmeleiters der Sendung aus Berlin und er schien ein wirklich netter Kerl zu sein. Er versicherte mir, dass ich es schaffen könne, wenn ich hart genug arbeiten würde. In zwei Wochen mit einem persönlichen Lehrer würde mir die Sprache so gut es geht beigebracht. Ich wusste schon im Vorfeld, dass Sie zehn verschiedene Künstler mit internationalem Hintergrund für die Stelle interviewt hatten und ich war unheimlich geschmeichelt, dass sie mich ausgewählt haben. Also sagte ich doch zu.
Wie schwer ist es denn, das Talent anderer zu bewerten?
Haber: Es ist unsagbar schwer. Ich frage mich immer, wie es wohl wäre, wenn ich vorne auf der Bühne stehen müsste, um die Jury mit meiner Stimme zu überzeugen. Aber wenn man 130 Talente hat, von denen man nur grob ein Dutzend auswählen kann, dann muss man einfach irgendwie eine Entscheidung treffen können. Ich folge dazu einfach meinen Herzen.
Das muss einen doch emotional sehr mitnehmen, oder?
Haber: Ganz genau. Wenn es wirklich der Traum von jemandem ist, eine Musikkarriere auf diesem Wege zu verfolgen, man sie aber nach Hause schickt, dann nimmt einen das schon sehr mit. Aber wenn man sich als Kandidat für eine solche Show bewirbt, dann weiß man, was das bedeutet: Nur einer der anfänglich rund 7000 Bewerber kann gewinnen. Wenn du also als Nummer 34 deine Sachen packen musst, dann ist das immer noch eine große Leistung.
Wenn Ihre Karriere nicht so gut verlaufen wäre, hätten Sie auch als Kandidat bei einem derartigen einem Casting-Format teilgenommen?
Haber: Niemals! Ich würde stattdessen wohl im Musikgeschäft arbeiten oder mich als Songwriter durchschlagen. Ich hätte nicht die Eier, Kandidat zu sein, ich würde das nicht überleben.
Aber als Juror würden Sie den Kandidaten Samu Haber in ihr Team nehmen?
Haber: Wenn ich ja sage, bin ich ein Arsch. Und wen ich nein sage, kommt das auch nicht so gut (lacht). Ich weiß nicht genau, vielleicht nicht. Ich bin nicht so interessant. Man muss schon ausgefallen und ein Riesentalent sein, um eine Chance zu haben. Ich habe mich auch selbst noch nie live singen hören. Aber vielleicht würden mich TheBossHoss nehmen!
Ihr neues Album "Unholy Ground" steht ebenfalls in den Startlöchern. Was können wir davon erwarten?
Haber: Nun, auch wenn es immer wie eine typische Verkaufs-Floskel klingt, kann ich ehrlich sagen: In dem Album stecken 18 Monate Schweiß und Blut, aber auch Tränen der Angst, dass die Band und ich daran zugrunde gehen könnten - allerdings mit Happy-End! Das Ergebnis sind elf neue Songs, elf wahre Geschichten - ein neues Baby, auf das sein Vater sehr stolz ist.
Und wie wird es klingen?
Haber: Uns war es sehr wichtig, dass diesmal wirklich alle neuen Songs auch gut live auf der Bühne funktionieren. Daher haben wir ganz bewusst auf poppige Nummern verzichtet, um uns auf den Sound der Band, also auf die Instrumente zu konzentrieren, um so organischer zu klingen. Allerdings stand zunächst keines der neuen Lieder so wirklich für diese Nachricht, bis ich "Unholy Ground" zusammen mit zwei Freunden in Schweden geschrieben habe.
Daher wurde es dann auch der Albumtitel?
Haber: Genau. Wir haben uns natürlich viele Gedanken über einen guten Namen für das Album gemacht, hatten aber lange Zeit kein konkretes Konzept. Als ich dann aber die Worte "Unholy Ground" auf einem Blatt Papier geschrieben sah, wusste ich, dass das unser Albumtitel sein muss. Und jedem in unserem Team gefiel die Idee auf Anhieb.
"Lifesaver" ist die erste Single-Auskopplung des Albums. Das Lied handelt von Menschen, denen man sein Leben verdankt. Steckt viel Autobiografisches in dem Song?
Haber: Natürlich, aber egal wen man fragt, wir alle haben Menschen in unserem Umfeld, die uns auf die ein oder andere Weise geholfen haben und denen wir so das Leben verdanken. Ob nun gute Freunde, Ehepartner oder Kollegen. Aber speziell auf mich und die Band bezogen, gab es natürlich eine Vielzahl von Menschen, die uns beigestanden haben. Der Song ist eine Hymne auf deren Loyalität, Freundschaft und Vertrauen.
Ist das Ihr Erfolgsgeheimnis? Lieder zu schreiben, mit denen sich jeder identifizieren kann?
Haber: Natürlich, aber das trifft auf fast alle Lieder der Welt zu. Wenn Rihanna singt, dass man sich zu ihr unter den Regenschirm stellen kann, dann heißt das, sie wird einem vor allem Bösen schützen. Ich bin ein normaler Kerl und könnte nie über dieses "Yo, ich fahre mit meinem Ferrari durch die Gegend"-Zeug singen. Ich kann mit diesem Mist nichts anfangen - außerdem fahre ich BMW (lacht).
Nächstes Jahr beginnt die Deutschland-Tournee von Sunrise Avenue. Sind Sie von ihrem großen Erfolg hierzulande immer noch überrascht?
Haber: Und wie! Mein persönliches Ziel mit dem ersten Album war es, in Finnland erste Erfolge zu feiern und vielleicht ein paar Auftritte außerhalb meines Heimatlandes zu bekommen. Das war mein persönlicher Traum, der bei weitem übertroffen wurde. Ich erinnere mich an den ersten Aufritt in einem Club in Hamburg. Ich stand hinter dem Vorhang und sah Menschen am Ticketschalter tatsächlich Geld ausgeben, um uns spielen zu sehen. Ich konnte das zuerst gar nicht glauben.