Sängerin Donna Summer ist tot

Donna Summer, Star der 70er, startete von München aus eine Weltkarriere. Sie war eine weltbekannte Sex-Göttin, aber zahlte mit Depressionen für ihren Ruhm
von  az

 

NEW YORK - In München begann ihre Karriere. Mit Hits wie „Hot Stuff“, „Bad Girls“ und ihrer sexy Stimme wurde sie zur unbestrittenen Disco-Queen der 70er und frühen 80er Jahre. Jetzt starb Donna Summer mit 63 Jahren an Krebs. Weil die mit sechs Geschwistern in einer frommen christlichen Familie in Boston aufgewachsene LaDonna Adrian Gaines (so ihr bürgerlicher Name) in New York keine Anstellung fand, nahm sie 1968 als 18-Jährige eine Rolle in dem Musical „Hair“ in München an.

Acht Jahre blieb sie beruflich in Bayern. Sie lernte Deutsch, heiratete ihren ersten Mann, den Österreicher Helmuth Sommer (von dem ihr späterer Künstlername Summer stammt), und kam mit ihrem langjährigen Produzententeam Giorgio Moroder und Pete Bellotte zusammen. Diese Ära ist längst vorbei.

Doch die schwarze US-Sängerin gehörte bis heute zu den Stars der Szene. Mit ihrer Mischung aus R&B, Pop, Funk, Soul und Rock habe sie eine neue Form internationaler Popmusik geschaffen, urteilte das Fachmagazin „Rolling Stone“ einmal. „Madonnas Karriere ohne Summer und die ’Bad Girls’? Undenkbar!“ Ihr Album „Crayons“, das im Mai 2008 erschien, enthielt selbstbewusst den Titel „The Queen Is Back“.

Gleich ihr erster Hit 1975 wurde ein internationaler Skandal: In „Liebe to Liebe You Baby“ stöhnt sie sich 17 Minuten lang hocherotisch zu Disco-Musik durch den Song. Das „Time“-Magazin berichtete, für die Aufnahme hätten 22 Orgasmen simuliert werden müssen. Summer bekam das Etikett Sex-Göttin verpasst, mehrere Sender verbannten das Stück aus ihrem Programm. Nach der Rückkehr in die USA folgten Hits wie „I Feel Liebe“, „No More Tears“, „On the Radio“ und „Last Dance“, der Oscar-prämierte Titelsong aus dem Musikfilm „Thank God It's Friday“. Mit fünf Grammys, drei aufeinanderfolgenden Nr.-1-Platin-Alben und mehr als 130 Millionen verkauften Platten wurde Summer zum Weltstar.

In einem Interview der Zeitung „Die Welt“ sagte Summer vor einigen Jahren, sie habe kein Problem damit, als „Disco-Queen“ bezeichnet zu werden. „Das ist bis heute eine große Auszeichnung und Ehre, auch wenn die Discomusik als solche begraben ist und ich sie damit nicht mehr als Teil meines heutigen Lebens betrachte.“ Aber wer könne schon von sich sagen, eine Königin oder ein König von irgendwas zu sein? „Ich stehe damit in einer Reihe von Künstlern wie Elvis, Michael Jackson, Prince. Da wäre ich ja schön blöd, das nicht gut zu finden.“

Im Sommer 2009 gab die Sängerin ein Solo-Konzert im Berliner Admiralspalast. Anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an US-Präsident Barack Obama trat die Disco-Queen im Dezember des gleichen Jahres in Oslo auf. Dort sorgte sie mit Hits aus den 70er und 80er Jahren für Partystimmung unter den Gästen, darunter das norwegische Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit.

Doch der Ruhm hatte – zumindest zeitweise – seinen Preis. Auf dem Zenit ihres Erfolgs versuchte Summer, sich das Leben zu nehmen: Der Karrieredruck, das Auseinanderbrechen ihrer Ehe und eine folgende traumatische Beziehung hatten sie in tiefe Depressionen gestürzt.

Als sie aus dem Fenster eines Hotels am New Yorker Central Park springen wollte, verfing sie sich allerdings im Vorhang und wurde vom Zimmermädchen gerettet. In ihrer Autobiografie berichtet sie über diese Erfahrung, die sie später zu einer „wiedergeborenen Christin“ machte. „Wir alle erfahren Leid. Ich auch“, bekannte sie.

Mehr als 30 Jahre war Summer mit ihrem zweiten Mann, dem Sänger und Songschreiber Bruce Sudano, verheiratet. Neben den zwei gemeinsamen Töchtern hat sie noch eine Tochter aus erster Ehe und mehrere Enkelkinder. Der Zeit als Disco-Queen trauerte die Sängerin nicht nach. Das Diva-Image sei unecht gewesen, sagte sie einmal selbstkritisch. „An einem gewissen Punkt habe ich angefangen, den Schein abzulegen und die Menschen damit zu konfrontieren, wer ich wirklich bin.“

 

 

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