Rumänen in seiner Wohnung: Party ruinierte Leben von Thomas Lerchenberger

Thomas Lerchenberger (51) dachte, er hätte in seinem Leben alles erlebt. Schönes wie Schlimmes. Dreharbeiten mit Dieter Wedel zu "König von St. Pauli" bis zum Tod der geliebten Mutter. Noch am Grab versprach er ihr, "niemals etwas Illegales zu tun".
Der Schauspieler und Designer (Schickeria Trachten) weiß, dass seine Optik (bullig, tätowiert, langhaarig) irritieren kann. Aber im Herzen ist der Münchner "wirklich total nett". Offenbar zu nett. Denn was ihm jetzt durch seine wirklich total nette Art passiert ist, glaubt niemand. Er selbst auch nicht.
Wiedereröffnungsparty des Contenance Clubs
Versuchen wir es trotzdem: Alles fing an mit einer Frau namens Sabine (Name geändert), mittleren Alters aus Mallorca. Sie meldete sich vor einiger Zeit bei ihm, erzählte, dass sie Events und Künstler betreut und bei der Wiedereröffnungsparty des Contenance Clubs in München (der ehemals geheime Club für reiche Männer) am 27. Juli gerne eine Modenschau seiner Tracht veranstalten würde. Ob das nicht eine prima Idee sei.
PR hatte Lerchenberger nicht nötig, die Geschäfte liefen top, trotzdem könnte so eine Party-Modenschau mit Promis und Presse nicht schaden. Gebongt. Rund zwei Monate vor dem großen Abend meldete sich Sabine wieder, sagte, dass sie in München sei und ob man sich nicht treffen könnte. Bis zur Party wolle sie hierbleiben, eine Unterkunft suche sie noch.
Untermieterin hinterlässt Chaos
Da hatte Lerchenberger eine Idee. Gerade war sein Untermieter nach zehn Jahren der Liebe wegen ausgezogen. Er hatte in seiner Wohnung nach dem Tod der Mutter viel Platz, war wegen der Geschäfte die nächsten zwei Monate eh in Möckmühl, Montabaur und sonstwo unterwegs. Wenn sie ihm mit der Präsentation seiner Tracht auf der Party entgegenkam, könnte er ihr auch helfen. Also sagte er den fatalen Satz: "Du kannst bis zur Party gern bei mir wohnen."
Sie trafen sich in Lerchenbergers Wohnung, redeten, planten, alles gut. Dachte er. Als er Ende letzter Woche nach zwei Monaten zurückkam, die Wohnung im Westend aufsperrte und sich umschaute, sah er: nix. Alles weg: Möbel, Wertgegenstände, Porzellan, der handgefertigte Glastisch, Sessel, Couch, Sofa, Technik.
"Ich dachte, ich sei im falschen Film oder in der falschen Wohnung", sagt er zur AZ. Da tauchte aus dem Wohnzimmer ein wildfremder Mann auf. "Wer sind Sie?", fragten sich die Herren gegenseitig.
Fake-Mietverträg mit Rumänen
"Da, wo mein Wohnzimmer war, lebte der zugereiste Rumäne mit seiner Frau auf zwei Matratzen", erklärt Lerchenberger. "Er zeigte mir seinen Mietvertrag, den er mit Sabine aufgesetzt hatte. Natürlich alles ungültig, weil ich der Mieter bin, aber auf den ersten Blick sah der Vertrag seriös aus. Wahnsinn. Kaution und eine erste Miete hatte sie dem armen Paar schon abgenommen. 1.300 Euro, natürlich in bar." Dann klingelte es an der Tür. Drei Männer, alles rumänische "Geschäftsleute", von denen einer etwas Deutsch sprach. "Sie fragten mich, wo die Mädels sind. Welche Mädels?, fragte ich." Auf sehr deutliche und nicht gerade diplomatische Art wurde ihm mitgeteilt, dass "Frauen aus dem Gewerbe" zur Wiesn kommen würden, die müssten irgendwo schlafen und Sabine hätte ihnen gesagt, hier. Überhaupt würden sie nur mit Sabine reden. Mit den Worten "Alles läuft wie ausgemacht" verschwanden sie.
Seitdem hat Lerchenberger sein Schloss ausgewechselt – und Angst: "Am Freitag, das sagte mir mein neuer Untermieter, kommt noch ein zweites Untermieter-Paar aus Rumänien. Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht."
Club-Party war ein Reinfall
Um es kurz zu machen: Die Party war ein Reinfall. Keine Promis/Gäste/Presse, keine Trachten-Show. Aber Sabine. Die sagte Lerchenberger, er solle sich nicht aufregen. Alle Sachen seien im Keller und Speicher.
Am nächsten Tag schaute er dort nach. Da war allerdings nichts. Seitdem erreicht er Sabine nicht mehr. Auch die AZ scheiterte bei dem Versuch, die Dame ans Telefon zu bekommen. Lerchenberger: "Ich werde zur Polizei gehen, Anzeige erstatten. Trotzdem ist das ein Albtraum. Eine einzige Party hat mein Leben ruiniert. Mir wurde meine Heimat genommen. Besonders leid tut es mir um private Erinnerungsstücke, die bekomme ich nie wieder."
Was ihn am meisten ärgert: "Ich fühle mich wie ein Vollidiot, wollte nett sein und wurde komplett abgezockt."