Royale Liebe in München: Königin Silvias Herzensdinge

Olympia 1972: Die einstige Hostess und heutige Majestät Silvia von Schweden spricht in München auch über die Liebe und wie sie ihren Ehemann, König Carl Gustaf, kennengelernt hat.
von  Nina Job
Silvia von Schweden am Freitag im Bayerischen Hof.
Silvia von Schweden am Freitag im Bayerischen Hof. © Sigi Müller

München ist ihre Schicksalsstadt – und ihre Lieblingsstadt, das sagt sie immer wieder. An diesem Wochenende ist Königin Silvia von Schweden wieder zu Besuch in der Stadt. 50 Jahre, nachdem die heute 78-Jährige Chefhostess bei den Olympischen Sommerspielen war, erinnerte sie sich am Freitag auf Einladung des Münchner Presseclubs im Hotel Bayerischer Hof an damals.

Königin Silvia über ihre Zeit in München: "Es war wunderschön"

Schon die dreimonatige Vorbereitungszeit erlebte sie als etwas ganz Besonderes: "Wir waren 500 Mitarbeiter im Organisationskomitee. Es war eine wunderschöne, sehr intensive Zeit", berichtet die Königin am Freitag vor Journalisten.

Schön frech: Silvia Sommerlath neckt den Fotografen.
Schön frech: Silvia Sommerlath neckt den Fotografen. © imago

Damals hieß sie noch Silvia Sommerlath, war 28 und eine weltgewandte, selbstbewusste Frau. Die gebürtige Heidelbergerin – Tochter einer Brasilianerin und eines Deutschen – hatte von 1965 bis 69 das Sprachen- und Dolmetscherinstitut besucht. Sie sprach sechs Sprachen: Deutsch, Schwedisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch, später lernte sie auch noch die schwedische Gebärdensprache dazu. Mit ihrem natürlichen Charme und ihrer Liebenswürdigkeit gewann sie die Herzen.

König Carl Gustaf lernte Silvia als Besucherbetreuerin kennen

"Es sollten fröhliche Spiele werden. Und wir Hostessen haben alles getan, um daran mitzuarbeiten." Silvia Sommerlath war persönliche Assistentin von Willi Daume, dem Präsidenten des Olympischen Komitees. Als Chefhostess war sie zuständig für die Ausbildung der anderen Hostessen und außerdem verantwortlich für die VIP-Abteilung.

Im Blitzlicht: Schon Jahre, bevor sie Königin wird, steht Silvia Sommerlath als Hostess im Mittelpunkt der Fotografen.
Im Blitzlicht: Schon Jahre, bevor sie Königin wird, steht Silvia Sommerlath als Hostess im Mittelpunkt der Fotografen. © imago

Eines Tages, berichtet sie nun in München, habe sie intensive Blicke gespürt. "Ich merkte, wie mir jemand über die Schulter schaute." Als sie sich umdrehte, sah sie, "wie er mich mit dem Fernglas angeschaut hat. Er war aber nur eineinhalb Meter entfernt. Ich hab so lachen müssen!"

Der Mann mit dem Fernglas war der spätere schwedische König Carl Gustaf, den sie vier Jahre später heiraten sollte. Damals habe es "einfach Klick" gemacht, erzählte er 1976 bei ihrer Verlobung.
Königin Silvia erinnert sich heute mit diesen Worten an ihren Ehemann: "Ich habe ihn mit seiner Wärme und Herzlichkeit erlebt."

Märchenhochzeit: Am 19. Juni 1976 heiraten Bernadotte König Carl XVI. Gustaf von Schweden und Silvia Sommerlath.
Märchenhochzeit: Am 19. Juni 1976 heiraten Bernadotte König Carl XVI. Gustaf von Schweden und Silvia Sommerlath. © imago

Olympia '72: Heitere Stimmung – dann kam der Anschlag

Die Stimmung bei den Sommerspielen 1972 sei heiter und gelöst gewesen – bis zum Anschlag der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September auf die israelische Mannschaft am 5. September. Elf Sportler, ein Polizist und fünf Terroristen starben. Alles sei wie ein Kartenspiel zusammengefallen, sagt Silvia von Schweden. "Das war eine furchtbare Katastrophe." Sie selbst erfuhr in der Nacht davon.
Auch heute, 50 Jahre später, ist die Königin noch tief beeindruckt von einem Hubschrauberpiloten, den sie nach dem Attentat im Krankenhaus besuchte. Er hatte schwer verletzt überlebt. "Es ist ihm irgendwie gelungen, sich in die Dunkelheit zu aalen", berichtet sie.

Silvia Sommerlath besuchte den Mann im Auftrag von Willi Daume und im Namen des gesamten Komitees. Als Geschenk hatte sie einen Farbfernseher dabei – damals noch etwas sehr Besonderes. Der Pilot "hatte einen Durchschuss durch die Lunge", erinnert sie sich. "Er sagte zu mir: 'Grüßen Sie mir Willi Daume. Wenn er mich braucht – ich fliege ihn noch einmal!'"

Es sind viele persönliche Erinnerungen, die Königin Silvia bei ihrem Besuch in München teilt. Doch ihr eigentliches Anliegen, warum sie noch bis Sonntag in München weilt, ist ein Herzensprojekt: Es betrifft Menschen, die ihre Erinnerung verloren haben.

Am Freitagabend war die Königin Ehrengast einer Benefizgala zugunsten des Vereins Desideria Care (siehe Kasten), er unterstützt Angehörige von Demenzkranken. Mit der Krankheit hat die schwedische Königin ganz persönliche Erfahrungen: Auch ihre Mutter erkrankte daran und lebte wie unter einem "Nebelmantel", wie es Silvia von Schweden beschreibt. "Es ist eine schreckliche Krankheit."

Bei ihrer Mutter hatte sie die fortschreitende Demenz zunächst gar nicht bemerkt. Ihr Vater habe sie sehr geschützt und teilweise den Haushalt übernommen. Erst als er gestorben war und sie die Mutter aus Heidelberg ins Schloss Drottningholm bei Stockholm holte, bemerkte sie, dass "etwas nicht stimmt". Sie pflegte ihre Mutter bis zu deren Tod 1997.

Im 70er-Wallekleid: Die junge Königin 1979 mit ihrem Gemahl und ihren Eltern Alice und Walther auf der schwedischen Insel Öland.
Im 70er-Wallekleid: Die junge Königin 1979 mit ihrem Gemahl und ihren Eltern Alice und Walther auf der schwedischen Insel Öland. © imago

Am Samstag wird die Königin in München auch ein Konzert für Menschen mit und ohne Demenz besuchen – und vielleicht sogar selbst mitsingen. Unter dem Motto "Musik im Kopf" werden im Alten Rathaussaal (Marienplatz 15) Schlager aus den 20ern bis 50ern präsentiert, Mitsingen ist ausdrücklich erwünscht. Das Konzert beginnt um 15 Uhr, der Eintritt kostet 10 Euro.

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