Rosenheim-Cop gewinnt den "Bayerischen Nobelpreis"

Rührung und Dankbarkeit am Mittwochabend im Wirtshaus im Schlachthof: Fünf großartige Künstler aus allen Bereichen wurden mit dem hochbegehrten "Bayerischen Poetentaler" ausgezeichnet. "Gesamtkunstwerke, Urgesteine und natürlich ganz viel heimischer Humor und lyrischer Tiefgang auf einer Bühne vereint – ich nenne den Taler auch den "Bayerischen Nobelpreis" freute sich Turmschreiber-Präsidiumsmitglied Jürgen Kirner (Volksmusiker, Kabarettist (u.a. BR "Brettl-Spitzen")), der federführend durch die Verleihung führte.
Rosenheim-Cop Dieter Fischer: "Danke für das Vertrauen, Stadler Ende!"
Bereits seit 1961 wird der Preis der süddeutschen Schriftstellervereinigung "Münchner Turmschreiber" an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Kunst und Kultur in Bayern besonders verdient gemacht haben. Unter den 200 namhaften Preisträgern befanden sich unter anderem auch Sigi Sommer, Dieter Hildebrandt, Walter Sedlmayr oder Ruth Drexel.
Prämiert: Volksschauspieler und TV-Star Dieter Fischer (u.a. "Der Kaiser von Schexing", seit 2011 und 178 Fällen Kriminalhauptkommissar Anton Stadler in der ZD-Serie "Die Rosenheim-Cops"). "Ich nehme die Wahl an, danke für das Vertrauen, Stadler Ende!", scherzte er. Und wurde gleich wieder ernst: "Für mich ist es auch an der Zeit, 'danke' zu sagen, bei meinem Arbeitspensum braucht man braucht jemanden, der einem den Rücken frei hält …"
Der AZ erzählte der ehemalige Fischfachverkäufer Fischer später: "Ich bin jetzt glücklich und erleichtert, auf die Bühne zu gehen und frei zu reden ist ja eigentlich nicht so meine Königsdisziplin! Denn wir Schauspieler sind gesegnet mit Autoren, da schlüpft man in eine andere Figur. Wenn unbekannte Komponenten da sind, wird man schon nervös, ich zumindest." Und was hat er mit seiner Filmfigur Stadler gemeinsam? "Natürlich die Körperlichkeit. Ansonsten ist er vom Wesen her älter und geiziger und sparsamer als ich", so der Serienstar, der zwischen Starnberger und Ammersee lebt.
Ecco Meineke ist außer sich vor Freude
Auch Ecco Meineke, auch bekannt als Ecco DiLorenzo, war außer sich vor Freude. "Mei Wahnsinn", sagte er ein ums andere Mal. Und: "Was für Ehre, und sogar mein Name wurde richtig geschrieben! Seit 40 Jahren gelte ich als Geheimtipp, umso mehr freue ich mich, dass ich noch zu Lebzeiten einen Preis bekomme..."
Mundartschriftsteller und Turmschreiber Wolfgang Oppler schwärmte in seiner Laudatio: "Über all die Jahrzehnte hinweg hat sich Ecco nie verbogen, er ist Kabarettist, Soul- und Jazzmusiker, Sänger, Autor, Bandleader, bildender Künstler, Fotograf, Galerist, Pantomime und vieles mehr – gemeinsam mit Werner Schmidbauer mischte er Anfang der 80er Jahre die Münchner Kleinkunstszene als zaundürre Teenager auf, dass es eine wahre Pracht war".
Der "Bayerische Poetentaler": Das sind die Preisträger
Ferner wurden ausgezeichnet: Lyriker und Satire-Schreiber Josef Wittmann, der gleich ein bayerisches Gedicht vortrug und Martina Schwarzmann ob ihres unverwechselbar humorvollen Blickes auf die Absurditäten des Alltags. "Eine Frau, eine Panne, mehr braucht es bei ihr nicht", beschreibt Laudatorin Melanie Arzenheimer.
Posthum noch geehrt: die 2022 verstorbene Autorin Monika Bittl (u.a. 5 Folgen "Pumuckls Abenteuer" für den BR). Gleichzeitig wurden in die illustre Riege der Turmschreiber um Ottfried Fischer, Konstantin Wecker oder Friedrich Ani neu aufgenommen: Bernhard Prinz, Promi-Karikaturist und Kabarettist mit Stiften, Stadtschreiber, Kolumnist und Autor W.A. Riegerhof ("ich schreibe über Münchens Traditionen und Befindlichkeiten"), Klaus Wolf, Professor für bayerische Literaturgeschichte und Kabarettistin und Kolumnistin Claudia Pichler. Sie scherzte: "Ich bin in München geboren und aufgewachsen – und rede trotzdem boarisch".