Riccardo Simonetti: "Ich zahle den Preis, ich selbst sein zu können"

Influencer, Autor, TV-Moderator, LGBTQI*-Botschafter und neuerdings auch Podcaster – Riccardo Simonetti ist ein Tausendsassa. Gemeinsam mit Anke Engelke unterhält der sympathische Entertainer seine Fans mit dem Podcast "Quality Time mit Riccardo & Anke". Mit der AZ hat er über die Zusammenarbeit mit der Komikerin gesprochen und dabei auch private Details über das Zusammenleben mit Partner Steven verraten.
AZ: Herr Simonetti, mit Ihrem Podcast "Quality Time mit Riccardo & Anke" feiern Sie gerade große Erfolge. Wie kam es zu der ungewöhnlichen Zusammenarbeit mit Frau Engelke?
RICCARDO SIMONETTI: Wir haben uns am Set von "Wer stiehlt mir die Show" kennen und lieben gelernt. Wir waren anschließend beide unabhängig voneinander in Gesprächen zu möglichen Projekten mit Spotify – und haben beide als potentielle*n Wunschpartner*in uns gegenseitig genannt. Es sollte offensichtlich also einfach sein.

Riccardo Simonetti über Anke Engelke: "Ich kenne keinen Menschen, der so außergewöhnlich ist"
Warum haben Sie sich für das Format Podcast entschieden? Wäre eine gemeinsame TV-Show nicht infrage gekommen?
Doch natürlich wäre das auch spannend, aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Wir wollten vor allem etwas Persönliches machen, das den Leuten einen Mehrwert in ihrem Alltag gibt und ich denke, dafür ist ein kostenloser Podcast ein super Medium.
Was schätzen Sie an Ihrer Kollegin Anke Engelke und besteht eine besondere Verbindung zwischen Ihnen?
Ich kenne keinen Menschen, der so außergewöhnlich ist wie Anke. Sie ist so leidenschaftlich und interessiert und die beste Gesprächspartnerin, die sich ein Mensch wünschen könnte. Ich empfinde es immer als großes Privileg, wenn wir eine neue Folge aufzeichnen und ich so viel Zeit mit ihr verbringen darf. Ich war schon immer ein riesengroßer Fan ihres Talents und bin heute aber ein noch größerer Fan ihrer Wärme und ihrer Art, die Welt zu beobachten.
Welche Themen wollen Sie unbedingt in Ihrem Podcast noch ansprechen und an wen richten Sie sich damit?
Wir wollen über Dinge sprechen, die uns in unserem Alltag auffallen und hoffen dadurch, Menschen eigene Impulse und hier und da auch positiven Input geben zu können. Es wird auch viel gelacht, aber natürlich wollen wir auch Menschen zum Nachdenken anregen. Vielleicht auch über Themen, die oft zu kurz kommen.
"Auch ich zahle den Preis dafür, ich selbst zu sein"
Sie haben im Laufe ihres Lebens schon einigen Gegenwind bekommen, sind aber beständig Ihren Weg weitergegangen. Wie haben Sie es geschafft, dranzubleiben und nicht einfach aufzugeben?
Ich denke, der Gegenwind zeigt ja auch, wie viel noch über die Themen gesprochen werden muss, die ich repräsentiere. Das ist manchmal einfacher gesagt, als getan.
Mit Ihrem äußeren Erscheinungsbild stechen Sie aus der Masse hervor, was nicht immer positive Folgen hat. Wie gehen Sie mit Queeren-Hass und Beleidigungen um?
An manchen Tagen kann man das besser abschütteln, als an anderen. Ich finde es gehört – selbst wenn es auch manchmal nervig für einen selbst ist – zu meiner Pflicht, die Leute darauf hinzuweisen, dass auch ich den Preis dafür bezahle ich selbst zu sein. So wie jeder andere Mensch den heute leider auch noch bezahlen muss, der sich traut, sein wahres Ich zu leben in einer Gesellschaft, die davon profitiert, dass alle gleich sind.
Glauben Sie, dass queere Personen irgendwann nicht mehr um Akzeptanz kämpfen müssen?
Ich weiß nicht. Auf der einen Seite entwickelt sich ganz vieles in die richtige Richtung. Dann sieht man aber, dass es an anderer Stelle ganz schlagartig viele, viele Schritte zurückgeht – so werden zum Beispiel auf einmal Drag Queens in bestimmten US-Bundesstaaten kriminalisiert. Im Jahre 2023. Ich denke, das muss uns allen zeigen, dass diese Konversation wichtig ist. Man selbst lebt vielleicht manchmal in einer Blase, in der das alles keine Rolle mehr spielt, aber das gilt nicht für alle Menschen auf dieser Welt.
Bye Bye, Deutschland? Riccardo Simonetti zieht mit Freund nach Mallorca
Ihr Privatleben lassen Sie in den sozialen Medien außen vor, Ihren Partner Steven zeigen Sie nur zu besonderen Anlässen. Ziehen Sie eine Grenze, wenn es zu persönlich wird?
Ich denke einfach, das ist gar nicht so nötig. Ich zeige so viel von meinem Leben – und meine Arbeit nimmt da sehr viel Raum ein. Ich habe drei Bücher über mein Leben geschrieben. Ich weiß gar nicht, ob die Leute irgendetwas vermissen an noch privateren Infos.
Wird es irgendwann mal einen gemeinsamen Auftritt auf dem roten Teppich geben?
Wir haben mal einen Scherz darüber gemacht, dass ich meinen Freund zu einer Preisverleihung mitnehmen würde. Also wenn ich vielleicht mal einen Bambi bekommen würde, dann ja. Da könnte er dann mit. Herr Burda, falls Sie die Abendzeitung lesen… (lacht)
Mit "Glow Up" haben Sie zuletzt auch eine TV-Show präsentiert und "Deutschlands nächsten Make-up-Star" gesucht. Wie hat Ihnen das Projekt gefallen und wird es eine weitere Staffel geben?
Wir arbeiten schon an Staffel zwei und ich bin super dankbar, so eine Sendung ins öffentlich-rechtliche TV zu bringen. Wir haben hierzulande so viele tolle Talente, die mit Make-up richtige Geschichten erzählen. Ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten, die neuen Kandidaten und Kandidatinnen kennenzulernen!
Was sind Ihre Pläne, Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft?
Ich ziehe gerade mit meinem Freund nach Mallorca und genieße jede Sekunde, die ich mit ihm habe. Lange Zeit war mein Beruf das Spannendste in meinem Leben und ich bin sehr dankbar, dass durch ihn mein Privatleben mindestens genauso erfüllend ist.