Rapper Tone: "Menschlich musste ich große Schritte machen"

Nach vier Jahren bringt der "Vater des deutschen Battlerap" sein neues Album "T.O.N.E - The orbit never ends" heraus. Der Frankfurter hat den deutschen Rap geprägt wie nur wenige andere.
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Tone, mit bürgerlichem Namen Anthony Malcolm Wolz, rappt seit Anfang der 1990er
Mark Dietl Tone, mit bürgerlichem Namen Anthony Malcolm Wolz, rappt seit Anfang der 1990er

Nach vier Jahren bringt der "Vater des deutschen Battlerap" sein neues Album "T.O.N.E - The orbit never ends" heraus. Der Frankfurter hat den deutschen Rap geprägt wie nur wenige andere. 1997 trennte sich seine Formation "Konkret Finn". Seitdem ist er solo unterwegs und arbeitet mit Künstlern wie Xavier Naidoo, Azad und Samy Deluxe zusammen.

Hamburg - Seit dem letzten Album hat sich bei Tone viel verändert. Er erzählt, dass er einen Lernprozess hinter sich hat und seine Einstellung zum Musik-Business ändern musste, damit er mit seiner Leidenschaft weitermachen konnte. Der Nachrichtenagentur spot on news verrät er außerdem, welche Mission hinter "T.O.N.E - The orbit never ends" steckt.

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Wie lange hat es gedauert bis das Album fertig war?

Tone: Das letzte Album ist vier Jahre her. Kurz danach, Ende 2009 hatte ich eigentlich schon 70 Prozent vom Album aufgenommen, aber die Aufnahmen waren zerstückelt. Ich habe ohne Konzept Songs angesammelt. Dann hat sich dieser Album-Titel herauskristallisiert, T.O.N.E. Aber ich hatte den Untertitel, die Bedeutung dafür noch nicht gefunden. Als mein Partner Magic dann den guten Einfall, "The Orbit Never Ends", hatte, war für mich die Reise klar.

Und diese Orbit-Thematik, was hat Sie dazu inspiriert?

Tone: Ich bin ein Kind der 1980er und von "Star Wars", "Enterprise" und "Captain Future" einfach auf irgendeine Weise geimpft. Und dann kam diese Titel-Überlegung dazu, die mir gefallen hat, weil dieser Orbit für mich einfach ein weites Feld symbolisiert, wo es noch eine Menge auszuprobieren gibt.

Sie mussten einen Lernprozess durchmachen und Ihre Einstellung zum Business ändern, richtig?

Tone: Ja, das war auch ein Teil, der viel Zeit geschluckt hat. Ich musste einfach lernen, was alles notwendig ist, um ein Album überhaupt korrekt an den Mann zu bringen oder es zumindest so aufzunehmen, dass man sagen kann, man hat alles dafür getan, dass es cool präsentiert wird. Und in diesem Zusammenhang musste ich Eigenverantwortung übernehmen. Da hatte ich auf jeden Fall schon einiges bei mir selbst zu verändern.

Gab es während der Aufnahmen Rückschläge, sodass Sie ans Aufhören gedacht haben?

Tone: Ja, das war nach dieser ersten Welle so. Das war von der Menge her zu viel für ein Album. Dann habe ich gespürt, dass ich viel Energie reingesteckt habe und hatte so ein Gefühl von Ausgepowert-Sein, was ja auch normal ist, wenn man inspiriert ist. Aber gleichzeitig sind dann Zweifel aufgekommen, ob es das alles wert ist.

Glück für deine Fans. Würden Sie am Ende sagen, dass Sie zu 100 Prozent zufrieden sind mit dem Werk?

Tone: Ja, absolut. Anders als bei den anderen Alben ist es diesmal nicht nur die Musik, womit ich sehr zufrieden bin, sondern auch dieser ganze Ansatz im Hintergrund: Meine persönlichen Veränderungen, außerdem spüre ich, dass die Musik von mir menschlich etwas fordert. Wenn es musikalisch weitergehen soll, muss man auch menschlich größere Schritte nach vorne machen.

Sie haben bei T.O.N.E auf vertraute Rap-Elemente gesetzt, wollen sich aber auch gleichzeitig nicht einschränken lassen und betreten neue musikalische Ufer. War es schwierig da die richtige Balance zu finden?

Tone: Ich habe es nicht als schwierig empfunden, ich denke es wird zwar den einen oder anderen Hörer herausfordern und vielleicht auch am Anfang vor Schwierigkeiten stellen, wenn er zum Beispiel einen Song wie "Killer" hört, der rhythmusmäßig schon fast wie Techno oder Dance um die Ecke kommt und ich da plötzlich drüber rappe. Aber ich selbst habe da wenige Berührungsängste. Sobald etwas für mich vom Rhythmus und der Atmosphäre her zusammenpasst, bin ich da nicht festgelegt, ob ein Beat wie purer Hip-Hop rüberkommt oder ob er auch andere Elemente in sich vereint.

Haben Sie Angst, dass eingefleischten Fans das Album nicht gefällt?

Tone: Angst würde ich jetzt nicht sagen, ich hab diese Möglichkeit bewusst in Kauf genommen, weil jeder Hörer natürlich nach seinem Geschmack entscheiden muss. Aber ich habe auch klar gespürt, dass ich mir das selber schuldig bin. Man muss sich ausprobieren, hat gewisse Visionen und sollte die als Künstler auch nicht unterdrücken.

"Nicht ohne Dich" ist ein sehr tiefgründiger Text, der Ihre Liebe zur Musik widerspiegelt. Welche Rolle spielt Musik in ihrem Leben und wie hat sie sich im Laufe der Zeit verändert?

Tone: Eine absolut elementare Rolle, schon immer natürlich durch die Art und Weise, wie Musik es schafft, deine Stimmung oder auch deine Perspektive auf ein Thema innerhalb von einer Sekunde zu verändern.

Einen Song haben Sie mit Chima aufgenommen und auch ein paar andere Künstler rappen auf dem Album. Mit welchen Künstlern würden Sie in Zukunft gerne zusammenarbeiten?

Tone: Namen zu nennen, würde in die falsche Richtung führen, weil ich Features immer nach einem Song auswähle, damit dieser Künstler dann genau dazu passt. Was mir bei anderen Platten auffällt, ist, dass manches so "überfeatured" ist. Jeder Name, der ein bisschen bekannt ist, wird auf Teufel komm raus mit drauf gepackt. Mir ist da wichtig, dass der Song einfach nach einem gewissen Künstler schreit.

Wie gefallen Ihnen denn die aktuell populären Hip-Hop-Künstler?

Tone: Ich hatte im Rahmen einer CD-Besprechung die Möglichkeit, mir neue CDs durchzuhören. Da ist mir RAF Camora sehr positiv aufgefallen. Was der macht, finde ich gerade musikalisch total geil. Aber auch Materia, Yasha gefallen mir.

Im Vergleich zu Ihrem Vorgänger-Album, würden Sie sagen, dass T.O.N.E Ihre Persönlichkeit mehr widerspiegelt?

Tone: Was die Musik und den roten Faden angeht, der komplett durchgezogen wurde, würde ich schon sagen, dass da mehr Tone drinsteckt, als in den anderen Alben zuvor. Rein textlich spiegelt dieses Album aber nicht direkt die Stimmung wider, in der ich mich zu diesem Zeitpunkt befunden habe. Tiefere Themen und Songs können sich bei mir auch durchaus auf Themen beziehen, die mich vor Jahren beschäftigt haben. Damals habe ich sie nur noch nicht in Worte fassen können. Es sind also keine direkten Momentaufnahmen, sondern verzögerte Gefühle.

Ihr Album beschreibt die Mission, dass eine Reise niemals endet. Und wohin soll Ihre Reise in Zukunft gehen?

Tone: Mit der Mission ist ganz klar gemeint, dass ich diesen Weg und diese Aufgabe angenommen habe, dass ich mit Musik weitermachen muss, obwohl es diese kurzen dunklen Stunden gab und ich aufhören wollte. Diese Entscheidung getroffen zu haben, weiterzugehen, symbolisiert für mich diese Mission und die Reise. Sie endet nicht, weil Musik einfach mein Leben ist.

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