Ralph Siegel feiert 75. Geburtstag: "Laura hält mich jung"

Wer ihn nur auf "Ein bisschen Frieden" reduziert, ist "ein bisschen uninformiert", wie Ralph Siegel sagt. Recht hat er.
Der Münchner Hit-Komponist hat über 2.000 Lieder geschrieben und/oder produziert, darunter "Griechischer Wein", "Moskau", "Fiesta Mexicana". Am Mittwoch wird er 75, und mit 75 Promi-Freunden feiert er in Füssen in seinen Geburtstag rein.
AZ: Lieber Herr Siegel, was macht die 75 mit Ihnen?
RALPH SIEGEL: Sie macht mich auf jeden Fall älter (lacht). Ich würde die Ziffern gerne umtauschen. 57 würde mir besser gefallen. Obendrein habe ich eine junge wundervolle Frau, die mich eher wie 57 als wie 75 fühlen lässt. Laura hält mich wirklich jung.
Ralph Siegel über den Verlust von Freunden: "Das tut unheimlich weh"
Der Geburtstag lässt Sie jedenfalls nicht kalt?
Nein. Vor allem wird mir bewusst, dass es vielen engen Freunden von mir nicht vergönnt war, so alt zu werden. Das wurde mir auch beim Zusammenstellen der Gästeliste für mein Geburtstagsfest wieder bewusst: Viele kann ich nicht einladen, weil sie nicht mehr da sind. Das tut unheimlich weh. Ob das Chris Roberts, Peter Alexander oder Dieter Thomas Heck sind. Die Gedanken an sie führen mir schmerzhaft vor Augen, dass das Leben leider nicht unendlich ist.

Haben Sie einfach mehr Glück?
Vielleicht das Glück der guten Gene, die sind das Wichtigste. Meine Mutter wurde 88, mein Vater leider nur 61. Er starb an Prostatakrebs, in einer Zeit, als diese Erkrankung leider nicht erfolgreich behandelt werden konnte. Da hatte ich, als ich daran erkrankt war, viel mehr Glück. Gute Medizin ist natürlich auch entscheidend.
Dazu Lebensfreude und Spaß an der Arbeit - ein Ruhestand ist für Sie undenkbar, oder?
Total. Der Ruhestand ist ganz weit weg für mich. Ich habe noch so viele Ziele, die ich hoffentlich noch umsetzen und erleben werde.
Welche sind das?
Ich möchte zwei weitere Musicals schreiben und aufführen.
"Menschen sehnen sich nach Ablenkung und guter Unterhaltung"
Woher kommt Ihre Musical-Liebe? Ist der ESC passé?
Was ich früher in drei Minuten verpackt habe, schreibe ich heute in einem dreistündigen Musical auf. Den Grand Prix, der ja jetzt Eurovision Song Contest heißt, habe ich 40 Jahre lang gemacht. Ich habe, was das betrifft, wirklich alles erlebt. Hochs, Tiefs, das ganze Programm. Von einem Musical habe ich immer geträumt. Mit "Zeppelin" wurde mein Traum wahr, naja, bis Corona kam.

"Zeppelin" sollte im November uraufgeführt werden und wurde ins nächste Jahr verschoben.
Genau. Ich hoffe inständig, dass die Situation es zulässt, dass wir nächsten Juni Premiere in Füssen feiern können. Gerade jetzt sehnen sich die Menschen doch nach Ablenkung und guter Unterhaltung.
Nebenbei haben Sie auch noch Ihre zweite Autobiografie geschrieben: "Mehr als ein bisschen Frieden" - Sie sind wirklich mitten im Unruhestand.
Ja, da kam die Quarantäne zur richtigen Zeit. Ich war mit meiner Laura, meinem Engel, in Florida - vier Monate lang, erholte mich gerade von meiner Herz-OP Anfang des Jahres und zog mir dann beim Schreiben des Manuskripts einen Mausarm zu. Was es alles gibt! Zwei Finger an meiner rechten Hand wollen nun nicht mehr so richtig beim Klavierspielen. Das ist natürlich extrem ärgerlich. Nach meinem Geburtstag geh ich noch mal zum Arzt.

Von Ihrer Musik-Leidenschaft lassen Sie sich nicht abhalten: Haben Sie manchmal nicht Angst um Ihre Gesundheit?
Die Gesundheit steht an oberster Stelle, klar. Danach kommt die Liebe meiner Frau und meiner Kinder. Ich war nie ein ängstlicher Mensch. Sonst wäre mein ganzes Leben, zwischen Risiko und Wahnsinn, gar nicht möglich gewesen.