Rainer Meifert: "Mit 19 nahm ich das erste Mal Kokain"

Nach einem schweren Autounfall bestimmten zehn Jahre lang Drogen das Leben von Rainer Meifert. Seit über einem Jahr ist der Ex-"GZSZ"-Star nun clean. Zu verdanken hat er das unter anderem der Doku "Ausgekokst - mein Drogentrip".
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Schauspieler Rainer Meifert hat den Drogen abgeschworen
ZDF/ Daniel van Moll Schauspieler Rainer Meifert hat den Drogen abgeschworen

Köln - Mit dem RTL-Dauerbrenner "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" wurde er zum Star: Rainer Meifert (47). Von 1998 bis 2000 verkörperte er den Frauenschwarm Dr. Jan Wittenberg und eroberte die Herzen der Fans im Sturm. Doch am 1. Juni 1999 veränderte sich alles: Ein schwerer Autounfall kostete ihn fast das Leben und stürzte ihn in die Drogensucht, die zehn Jahre lang sein Leben bestimmen sollte. "Wenn du ständig diese Schmerzen hast, sehnst du dich danach, dass du dich wenigstens für einen kleinen Moment besser fühlst", erklärt der Schauspieler im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

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Seit einem Jahr hat Meifert nun den Drogen abgeschworen und begibt sich gemeinsam mit ZDFneo auf die Spuren seiner ehemaligen Kokainsucht. In "Ausgekokst - mein Drogentrip" verfolgt er den Weg des Kokains von Berlin über die Niederlande bis nach Kolumbien. ZDFneo zeigt alle vier Episoden der Reihe am 13. November (20.15 Uhr, 21.00 Uhr, 23.00 Uhr und 23.45 Uhr). Warum ihn die Reise endgültig von seiner Sucht befreit hat und wie er überhaupt in diesen Teufelskreis geraten konnte, erklärt er im Interview.

 

Wann sind Sie das erste Mal mit Drogen in Berührung gekommen?

 

Rainer Meifert: Der Alkohol war für mich die Einstiegsdroge. Kokain funktioniert immer nur im Zusammenhang mit Alkohol. Als ich das erste Mal Kokain genommen habe, war ich 19 und betrunken. Ich hatte vorher schon gekifft, aber von den harten Drogen wollte ich die Finger lassen. Doch durch den Alkohol habe ich die Hemmschwelle verloren. Ich hätte das Zeug sonst definitiv nicht angerührt. Danach habe ich es auch erst mal nicht mehr genommen.

 

Bis dann der schwere Autounfall kam, der Sie fast das Leben gekostet hätte?

 

Meifert: Ja, da habe ich mich daran erinnert, was das Kokain damals in mir ausgelöst hat. Ich hatte eine starke Rückenverletzung und eine schwere Nervenentzündung, die nicht richtig behandelt wurde. Anfänglich habe ich haufenweise Ibuprofen und Paracetamol geschluckt, bis meine Nieren und meine Leber Alarm geschlagen haben. Dann habe ich schließlich immer öfter zum Kokain gegriffen. Wenn du die ganze Zeit nur im Bett liegst und ständig diese Schmerzen hast, sehnst du dich danach, dass du dich wenigstens für einen kleinen Moment besser fühlst. Das Kokain stimuliert dich geistig und betäubt deinen Körper.

 

Das Kokain haben Sie dann schließlich zehn Jahre lang konsumiert, wie haben Sie diese Zeit erlebt?

 

Meifert: Wenn ich diese Schmerzen nicht gehabt hätte, hätte ich mit der Droge sicherlich viel mehr Spaß gehabt. Vielleicht hätte ich sie auch erst gar nicht genommen. Ich steckte in einem Teufelskreis fest. Ich hatte vor meinem Unfall viel gearbeitet und eine Menge Erfolg. Doch dann wurde ich von den Filmversicherungen nicht mehr versichert und konnte in meinem Beruf nicht mehr arbeiten. Unter Schmerzen bin ich damals in die USA geflogen, wo ich einen Plattenvertrag unterzeichnet hatte. Doch ich konnte mich überhaupt nicht mehr auf meinen Job konzentrieren. Ich wollte aber nicht alles verschenken, was ich mir über all die Jahre so hart aufgebaut habe. Deshalb habe ich immer wieder zum Kokain gegriffen.

 

Wann wussten Sie: So kann es nicht weitergehen?

 

Meifert: Mein Arzt hat immer gesagt, du brauchst zehn bis zwölf Jahre bis sich der Körper von diesem Crash erholt hat. Solange wirst du die Schmerzen ertragen müssen. Ich bin damals mit Schmerzen eingeschlafen und mit Schmerzen wieder aufgewacht. Und nach zwölf Jahren wurde es dann tatsächlich besser. Ich habe zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr daran geglaubt. Ich dachte, das bleibt jetzt mein Leben lang so. Ich habe heute zwar auch ab und an noch Schmerzen, aber ich ertrage sie jetzt lieber, als wieder zu den Drogen zu greifen. Denn wenn du damit anfängst, bekommst du es hinterher doppelt wieder zurück.

 

Warum haben Sie sich keine Hilfe gesucht, sondern den Entzug alleine gemacht?

 

Meifert: Ich habe mich natürlich informiert und umgeschaut. Ich wollte aber niemandem die Schuld geben, falls es schiefgeht. Klar, bin ich ab und zu wieder rückfällig geworden. Aber ich habe mir dann selbst hinterher die Hölle heiß gemacht. Ich bin zu keinem Therapeuten gegangen in der Hoffnung, dass er das für mich regelt. Man muss sich da selbst am Schopf packen und das mit sich alleine ausmachen. Viele Leute, die ich kenne, gehen sporadisch jedes halbe Jahr in eine Entzugsklinik und das über Jahre. Das ist ein ewiger Kreislauf. Ich hatte das große Glück, dass der Regisseur Klaus Lemke mich für einen Film wollte. Er hat mich hart ins Gericht genommen und gesagt: "Du hast zwölf Jahre gedreht und das hast du wirklich gut gemacht, aber lass in Zukunft die Finger von den Drogen, sonst trete ich dir in den Arsch und du bist raus." Ich habe mich daran gehalten und dank ihm wieder den Einstieg ins Filmgeschäft geschafft. Dafür bin ich ihm wirklich sehr dankbar. Genauso wie dem ZDF. Die Doku war schließlich der letzte Schritt aus meiner Drogensucht.

 

Das heißt die ZDF-Doku hat Sie endgültig clean gemacht?

 

Meifert: Ja, vorher war das so eine Sache. Ich habe aufgehört, die Drogen zu nehmen, weil ich einfach nicht mehr wollte und es meinem Körper besser ging. Mir war damals aber noch nicht klar, was meine Sucht für Folgen hat. Die Reise nach Kolumbien, die Interviews mit Kindersoldaten und Indianern, die mich mit Sätzen konfrontierten wie "Du Kokser bringst mit jeder Nase ein Kind von uns um" haben mich schockiert. Ich wollte nie irgendjemanden töten und dann erzählt dir auf einmal jemand, dass wir in Europa ihr Volk ausrotten. Diese ganzen Schicksale haben mich tief berührt und ich hoffe, dass es anderen damit ähnlich geht. Wenn man hier mehr Prävention betreiben würde, könnte man sicherlich einiges bewirken. Die Drogen sind schließlich überall und mittlerweile in der Gesellschaft regelrecht verpflanzt. Die Doku soll aber trotzdem keine Schulterklopfnummer sein. Das was ich gemacht habe, war schlicht und einfach Bullshit und jetzt muss ich auch dafür gerade stehen. Ich muss nochmal von Neuem anfangen und mir alles neu erarbeiten.

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