Prozess in Hildesheim: Caroline ganz Queen

Monacos First Lady tritt souverän vor Gericht auf und steht ihrem Mann bei – trotz des schiefen Haussegens. Graeter ist im Saal dabei.
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AZ-Leute Kolumnist Michael Graeter
Mike Schmalz AZ-Leute Kolumnist Michael Graeter

Monacos First Lady tritt souverän vor Gericht auf und steht ihrem Mann bei – trotz des schiefen Haussegens. Graeter ist im Saal dabei.

Königliche Hoheit musste ziemlich früh aufstehen, aber was tut man nicht alles, um den Ehemann aus dem Schlamassel zu pauken. Prinzessin Caroline von Hannover trat trotz der provozierenden Badefotos von Gatte Ernst August gestern souverän vor dem Landgericht Hildesheim auf und stellte klar, dass sie juristische Belange nicht mit dem Privatleben vermischt, wie schief der Haussegen auch hängen mag.

Sie jettete von Nizza nach Hannover und wurde in einem Regierungskonvoi nach Hildesheim chauffiert. Vorneweg fuhr ein Wagen mit Blaulicht. Im Auto dahinter, einem schwarzen BMW 735 gepanzert, Kennzeichen O-93-1 saß Caroline. Die Prinzessin, von der viele geglaubt hatten, sie würde nicht erscheinen, betrat ziemlich pünktlich den Gerichtssaal 134.

Diskret, wie für solche Anlässe gedresst, erschien sie mit dunkler Hose, dunklem Oberteil, Schal und flachen Schuhen. Im dunkelbraunen Haar steckte eine Spange. Richter Andreas Schlüter vernahm sie 90 Minuten lang. Sie sprach englisch und meisterte souverän das kleinliche Frage- und Antwort-Spiel. Sie war englische Queen im Saal, wirkte bescheiden und strafte mit ihren konkreten Äußerungen Journalisten Lügen, die ihr gern mangelndes Rhetorik-Talent unterstellen. Vermutlich haben sie die Monacos First Lady noch nie live erlebt.

Der nüchterne, mit Neonlicht erhellte Gerichtssaal war voll besetzt. Die Sicherheitsvorkehrungen für die Prinzessin wurden nach Gerichts-Angaben mit dem monegassischen Botschafter in Deutschland abgestimmt. Auf dessen Wusch hin mussten die 150 Medien-Vertreter mindestens drei Meter Abstand zu Caroline einhalten. Sie war bereits im Oktober als Zeugin geladen gewesen, hatte ihr Erscheinen aber abgesagt.

Als Caroline hereinkam, rief ein Ordnungshüter: „Kameras und Fotos raus!“ Alle Fotografen und Fernsehteams mussten den Schauplatz verlassen, gingen leer aus. Nur die schreibende Zunft durfte bleiben.

Die Prinzessin schilderte kompakt noch einmal den Tatablauf, der sich genau auf den Tag, am 14. Januar vor zehn Jahren abspielte, als es zwischen Prinz Ernst August von Hannover und dem Disco-Unternehmer Josef „Jo“ Brunlehner auf der kenianischen Ferieninsel Lamu zu Handgreiflichkeiten gekommen war.

Ernst August, der gern auf Lamu Ferien machte und ein Haus mietete, hatte sich damals über den Disco-Lärm und die Laser des Brunlehner-Lokals geärgert. Seine Frau sagte, sie seien nach dem Dinner auf der Terrasse des Hotels gewesen. Brunlehner sei mit einem Boot am Strand eingetroffen – etwas 15 Meter von ihnen entfernt. Ernst August sei zu ihm hinunter gegangen. Vor Gericht stützte sie die Aussagen ihres Mannes, er habe Brunlehner geohrfeigt. Caroline betonte, sie wisse nicht, was Brunlehner damals gesagt habe. Sie habe gesehen, wie ihr Mann ihm zwei Ohrfeigen „mit der flachen Hand“ gegeben und gesagt habe: „Eine für das Licht und eine für die Musik.“ Der Geschlagene habe getaumelt und sei dann zum Boot gerannt, in dem zwei Personen warteten und mit ihnen weggefahren. Mit ihrer erneuten Bestätigung der Aussage von Ernst August wird sich die Urteilsfindung gewaltig ändern müssen. Das Gericht war davon ausgegangen, das der Prinz einen Schlaggegenstand benutzte und verurteilte ihn 2004 wegen gefährlicher Körperverletzung zu 445 000 Euro Geldstrafe. Nachdem die rechtskräftig geworden war, erwirkte er ein Wiederaufnahmeverfahren.

Das Schlagring-Argument entkräftete die Prinzessin souverän: „Das ist völlig aus der Luft gegriffen. Mein Mann trägt nicht mal einen Ring, auch keinen Ehering.“

Nach den Einkommensverhältnissen befragt, sagte sie: „Das weiß ich wirklich nicht, wir haben jeder unsere eigenen Einkommen.“

Am Abend vor der Vernehmung saß eine kleine Gruppe Medien-Profis an der Bar des „Novotels“, konsumierte 38 Pils und hoffte auf die Exklusiv-Story tags drauf. Allerdings vergeblich. Die Fotografen und Kameraleute konnten gerade mal Caroline ablichten, als sie beim Gericht vorfuhr und durch einen Hintereingang, wo sonst nur Gefangene durchgeführt werden, das Haus betrat. Nach der Vernehmung flog sie sofort wieder nach Nizza zurück.

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