Interview

Privatleben von David Kebekus: "Ich mag es nicht, wenn Partner in die Öffentlichkeit gezerrt werden"

Carolin Kebekus zählt zu den bekanntesten Comedians Deutschlands, spielt vor ausverkauften Arenen und ist ein beliebtes Promi-Gesicht im TV. Auch ihr Bruder David ist kein Unbekannter, macht sich aktuell einen Namen in der Comedy-Szene und tritt mit seiner Schwester in der ProSieben-Show "Wir gegen die!" auf. Wie ist das Verhältnis der Geschwister Kebekus? Warum haben sie sich dazu entschieden, ihr privates Familienalbum mit der Öffentlichkeit zu teilen? Die AZ hat mit David Kebekus gesprochen.
von  Sven Geißelhardt
David Kebekus ist, wie seine prominente Schwester, als Comedian auf den Bühnen unterwegs.
David Kebekus ist, wie seine prominente Schwester, als Comedian auf den Bühnen unterwegs. © BrauerPhotos / J.Reetz

Wenn Geschwister in der Öffentlichkeit stehen, befinden sie sich automatisch in Konkurrenz zueinander – oder etwa doch nicht? David (39) und Carolin Kebekus (43) sind beide sehr erfolgreich in der deutschen Comedy-Szene unterwegs, doch statt sich gegenseitig den Rang ablaufen zu wollen, präsentierten sie sich als harmonische Einheit und unterstützen einander.

Wie nah sich die beiden stehen, können Zuschauer ab Dienstag (29. August) im TV verfolgen. Dann startet ihre gemeinsame Show "Wir gegen die!" auf ProSieben (20.15 Uhr). Die AZ hat mit David Kebekus über Humorgrenzen, den Umgang mit dem eigenen Privatleben in der Öffentlichkeit und natürlich auch über sein Verhältnis zu Schwester Carolin Kebekus gesprochen.

David Kebekus kämpft mit Schwester Carolin gegen prominente Geschwisterpaare

AZ: Herr Kebekus, die Show "Wir gegen die!", in der Sie mit Ihrer Schwester Carolin Kebekus gegen prominente Geschwisterpaare antreten, startet. Was dürfen Zuschauer erwarten?
DAVID KEBEKUS: Carolin und ich kannten die Spiele vorher nicht. Wir haben vorab Material abgegeben, mit dem die Produktion arbeiten konnte, wussten aber nicht, was auf uns zukommt. Als wir dann ins Studio kamen und uns die Spiele erklärt wurden, haben wir beide gedacht: Oh mein Gott, was ist das denn für eine geile Idee! Es war so eine tolle Sache. Bei der Abschlussfeier habe ich eine kleine Rede gehalten und gesagt: Diese Show ist ein Geschenk. Es war einfach ein krasser Ritt. Im deutschen TV ist die Gameshow-Landschaft breit gefächert, aber dieser Geschwister-Dreh hat Caro und mich überzeugt. Es hat einfach was, wenn man mit seinem Familiennamen antritt – auch für die prominenten Geschwister-Gegner. In einem Spiel mussten wir erraten, ob das servierte Gericht von unserer Mutter gekocht wurde oder von jemand anders. Dass die Produktion es geschafft hat, unsere Mutter ohne unser Wissen in die Show einzubauen, hat mich verblüfft und begeistert. Ich hoffe sehr, dass es nach den vier Folgen, die bereits gedreht wurden, weitergeht.

Die AZ hat die erste Folge schon gesehen. Sie wurden von Moderatorin Jeannine Michaelsen ermahnt. Fällt es Ihnen schwer, sich an Spielregeln zu halten?
Im Spielekosmos bin ich schon ein Fan davon, dass man die Regeln abklärt, bevor es in den Kampf geht. Ich spiele mit meinen Leuten regelmäßig Karten und finde es furchtbar, wenn es heißt: Jetzt wurde es falsch gemacht, aber die Punkte zählen. Damit komme ich nicht klar (lacht). Ich will die Sachen schon gerne richtigmachen und mir Mühe geben. Ich fand meine Fragen in "Wir gegen die!" aber alle berechtigt.

Carolin Kebekus und Bruder David treten gemeinsam in der ProSieben-Show "Wir gegen die!" an.
Carolin Kebekus und Bruder David treten gemeinsam in der ProSieben-Show "Wir gegen die!" an. © ProSieben / Willi Weber

Privatleben von Carolin Kebekus: Jetzt spricht Bruder David

Sie präsentieren sich mit Ihrer Schwester als harmonische Einheit und betonen den familiären Zusammenhalt. Ist das tatsächlich so oder gibt es auch Momente, in denen Sie sich am liebsten an die Gurgel springen würden?
Es ist ein bisschen absurd, dass wir das immer wieder erklären müssen, weil uns keiner glaubt (lacht). Es ist wirklich sehr harmonisch – aber nicht so, dass wir uns Blümchen bringen und Herzchen in die Karten schreiben. Es gab aber keinen Moment, in dem wir uns richtig gestritten haben und keine Phase, in der wir nichts miteinander zu tun hatten. Selbst in unserem Freundeskreis gibt es Leute, die verwundert sind, wie gut wir uns verstehen. Unsere gute Verbindung liegt vielleicht daran, dass wir nie komplett räumlich getrennt waren. Carolin etwa liebt Köln und will gar nicht woanders sein. Sie war auch nie jemand, die allein auf Reisen gehen wollte – das ist für sie die Hölle. Ich habe in Köln studiert und daher waren wir immer in der Nähe, fahren auch heute noch manchmal zusammen in den Urlaub. Carolin hat das Gen, die Familie zusammenhalten zu wollen.

In der Show offenbart Carolin, welches furchtbare Geschenk Sie von Ihnen mal zum Geburtstag bekommen hat. Wie ist das umgekehrt? Was hat sie Ihnen mal Schreckliches geschenkt?
(Lacht) Ich glaube, das haben Sie falsch verstanden – das Geschenk war nicht furchtbar, das hat sie sich selbst gewünscht. Es war aber seltsam, dass ich ihr mit 14 Jahren zu ihrem 18ten ein BH-Bikini-Oberteil-Ding geschenkt habe. Sie hatte es dann tatsächlich zu ihrer Party getragen. Aber Carolin selbst macht keine schlechten Geschenke. Dazu ist sie viel zu clever und trifft zu gute Entscheidungen in ihrem Leben, das würde ihr nicht passieren. 

Karriere-Anfänge von David Kebekus: Vom Autor und Regisseur zum Komiker auf der Bühne

Bevor Sie als Comedian mit Ihrem ersten Solo-Programm "Aha? Egal" aufgetreten sind, waren Sie als Autor und Regisseur eher hinter der Kamera zu finden. Was hat Sie dazu gebracht, die Seite zu wechseln?
Ich wusste relativ früh, dass mich diese Comedy-Welt anzieht. Zum ersten Mal wurde mir das bewusst, als ich mit meinem Vater "RTL Samstag Nacht" geschaut habe. Mich hat begeistert, dass man Comedy tatsächlich auch professionell machen kann. Auf die Bühne zu gehen war aber eine große Überwindung, denn in der Schule war es immer die Hölle, ein Referat vor der Klasse zu halten. Dabei bin ich immer knallrot geworden. Ich wusste nicht, wie ich dieses Problem in den Griff bekommen könnte, wusste aber, dass ich etwas zu sagen habe. Daher bin ich zuerst in die Autoren-Schiene gerutscht und habe mich im Bereich Comedy laufend weitergebildet.

Und dann?
Dadurch, dass Carolin dann in Sketch-Shows aufgetreten ist, habe ich auch welche geschrieben und diese eingereicht. Mit 21 Jahren habe ich durch einen Studentenjob bei "RTL Freitag Nacht News" eine Festanstellung bekommen, da ich kontinuierlich Sketche und Witze eingereicht hatte. Zu dieser Zeit war die Comedy-Landschaft in Deutschland aber eher dürftig und nicht sonderlich hochwertig. Es haben die guten Grundideen gefehlt. Durch einen Workshop in New York, wo ich unter anderem mit Autoren von "Saturday Night Live" gearbeitet habe, kam die Erkenntnis, dass ich selbst auf die Bühne gehen muss. In den USA sind die Personen, die die Sketche präsentieren, nämlich auch meist die Autoren. Mir gefällt es, sein eigener Autor und Regisseur zu sein. Wenn es dann nicht funktioniert, hat man es im Endeffekt selbst verkackt. Diese Unabhängigkeit hat mich gereizt. Man braucht eigentlich nur ein Mikrofon.

"Manchmal sehr heikel": Was meint der Bruder von Carolin Kebekus damit?

Sie sind mit Ihrem Programm "überragend" auf Tour und schreiben dazu: "Dinge, die ich überragend finde, sind speziell bis manchmal sehr heikel." Besteht dabei die Gefahr, dass man für das breite Publikum zu speziell und heikel wird?
Eine große Gefahr besteht dabei nicht, denn die Sachen, die ich in meinem Programm anspreche, sind ja in gewisser Weise fertig und vorab erprobt. In der Zugabe mache ich es allerdings so, dass ich neues Material am Publikum teste – das ist auch einer meiner Lieblingsmomente in der Show. Da kann ich dann Dinge ausprobieren und schauen, ob und wie ich mit neuen Themen weiterkomme. Hierbei können dann Momente entstehen, die vielleicht zu heikel sind, die aber beim nächsten Auftritt entsprechend umformuliert und verändert werden. Durch Kleinigkeiten kann es beim Publikum zu komplett anderen Reaktionen kommen. Ich behaupte: Jedes Thema ist erzählbar, man muss nur die richtigen Worte und Pointen finden.

Braucht Humor für David Kebekus Grenzen? "Bei reiner Provokation fehlt mir der Witz"

Braucht Humor für Sie eigentlich Grenzen?
Für mich gibt es nicht "die klaren Regeln", was man sagen darf und was nicht. Je nach Situation müssen bestimmte Gags abgewogen werden. Ich finde, es gibt schon ein paar Themen oder Aussagen, die schwierig sind. Aber gerade dann, wenn es eine klare Regel dazu gibt, versuchen viele, gerade dieses Thema aufzugreifen und den Witz darin zu finden – was natürlich sehr reizvoll ist. Ich finde, eine perfekte Comedy-Show ist eine Ansprache vom Künstler ans Publikum, wie in einer Runde mit den besten Freunden, bei der man eben auch keine Grenzen im Kopf hat und sich stattdessen amüsiert. Ich persönlich bin aber nicht auf der Suche danach, zu provozieren. Bei reiner Provokation fehlt mir auch der Witz, das ist nicht meine Art.

Zum Beginn Ihrer Karriere sind Sie als "David Kebe" aufgetreten, um sich von Ihrer prominenten Schwester unabhängig einen Namen zu machen. Warum die Rückkehr zu "Kebekus"?
Nach zwei, drei Auftritten mit "Kebekus" bin ich für acht Jahre auf "Kebe" gewechselt. Ein Freund hatte mir dazu geraten, einen Teil meines echten Nachnamens zu verwenden, um später leichter wieder auf "Kebekus" zurückzukommen. Eigentlich hatte ich als "David Kebe" keine wirkliche Karriere, bevor die in Fahrt kam, hatte ich den Namen wieder geändert. Mein damaliger Agent riet mir: "Du bist ein authentischer Typ mit ehrlichen Themen. Irgendwann wird man sich fragen, warum der Name nicht authentisch ist." Diesen Einwand fand ich total richtig. Am Anfang habe ich aber "Kebe" gebraucht. Es ging mir auf den Sack, dass ich mit meinem echten Namen das Gefühl hatte, dem Publikum etwas erklären zu müssen – ich wollte einen unbelasteten Einstieg und das hat mir sehr geholfen. Heute nutze ich es aber als Thema, dass Carolin meine Schwester ist. Jeder Comedian sucht nach einer einzigartigen Geschichte und das ist meine. 

David und Carolin Kebekus zeigen private Aufnahmen aus Kindheit und Jugend

Sie öffnen für die Show auch Ihr privates Familienalbum aus Ihrer Kindheit und Jugend. Warum haben Sie sich entschieden, dies mit der Öffentlichkeit zu teilen?
(Lacht) Absurderweise sind Sie der erste Journalist, der mich das fragt. Ich dachte, dieses Thema wäre das erste, bei dem vielen ein Fragezeichen aufkommt. Ich hatte vor der Show einen Podcast zusammen mit Carolin für Audible gemacht, der unsere gemeinsame Zeit aufarbeitet. Dafür mussten wir bereits unsere Vergangenheit offenlegen, aber nur die Teile, die wir selbst auch zugänglich machen wollten. Während der Recherche habe ich gemerkt, dass viele Kindheitserinnerungen irgendwo in meinem Bewusstsein abgespeichert, aber nicht mehr präsent waren und dadurch viele Momente wieder hochgekommen sind. Die Welt von damals wurde wieder real, die Erinnerungen haben ein zweites Leben bekommen. Der berufliche Grund, nochmal über die eigene Kindheit nachzudenken, war sehr schön. Ich habe bestimmte Gegebenheiten als Erwachsener neu bewertet.

Welche denn?
Zum Beispiel haben Carolin und ich, wenn meine Eltern sich einmal wöchentlich mit Freunden getroffen haben, heimlich Wrestling geschaut. Sobald das Auto der Eltern in der Einfahrt zu hören war, haben wir schnell den Fernseher ausgeschaltet und uns schlafen gestellt. Jahrelang dachten wir, wir hätten sie ausgetrickst, aber mein Vater hat mir dann während der Recherche erklärt, dass sie die ganze Zeit Bescheid wussten (lacht). Meine Eltern haben nie gemeckert, sondern das Spiel mitgespielt.

Wie ist es für Ihre Eltern, dass sie durch Podcast, TV-Show und Solo-Programm Teil Ihrer und Carolins Programme werden, ohne selbst in der Öffentlichkeit zu stehen?
Sie finden das gut und unterstützen uns auch gerne vor Ort. Bei "Wir gegen die!" waren bei jeder Aufzeichnung viele Familienmitglieder im Studio – meine Eltern waren immer da. Die beiden haben Spaß daran und wollen uns unterstützen. Inzwischen sind sie routiniert, bekommen immer einen Parkplatz im Backstage-Bereich – wie Promis eigentlich, oder Groupies. Bisher muss mein Vater aber noch keine Autogramme geben, sein Gesicht halten wir noch aus der Öffentlichkeit heraus.

David Kebekus: "Ich mag es nicht, wenn Partner in die Öffentlichkeit gezerrt werden"

Können Sie das Interesse der Fans an Ihrem Privatleben nachvollziehen?
Ja, das kann ich verstehen. Ich frage mich bei bestimmten Personen des öffentlichen Lebens auch, was die wohl für ein Privatleben haben und kann den Reiz daran entsprechen nachvollziehen. Ich mag es aber nicht, wenn Partner in die Öffentlichkeit gezerrt werden. Für mich ist das etwas seltsam, daher mag ich rote Teppiche auch nicht besonders. Wenn Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio mit der eigenen Großmutter etwa zu einer Preisverleihung gehen, heißt es anschließend oft: "Ach, wie süß, er hat seine niedliche Oma mitgenommen." 

Geheimes Privatleben: Carolin Kebekus' Bruder will familiäre Situation noch nicht teilen

Was meinen Sie mit damit?
Eigentlich hat er keine Lust, seine Freundin zu zeigen, damit die Presse später dazu nichts schreibt. Daher kann ich auch verstehen, dass man seinen Partner, wenn es denn einen geben sollte, aus der Öffentlichkeit heraushält. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich versuchen, einen Presserummel zu verhindern. Ab einem bestimmten Moment ist es aber seltsam, wenn man nie einen Partner hat. Bei allen Comedians über 50, die ich kenne, weiß man über die familiäre Situation Bescheid. Momentan lasse ich aber dieses Thema einfach weg.

Vergangenes Jahr hatten Sie einen Gastauftritt in der Sendung "Ich bin ein Star – Die Stunde danach". Wie ist es denn dazu gekommen?
(Lacht) Sie arbeiten doch für eine seriöse Zeitung und schauen trotzdem Trash-Shows im TV? Warum sollte ich dann nicht auch mal reinschnuppern? Ich habe mich damals aber auch über die Anfrage gewundert, denn ich schaue das Dschungelcamp privat nicht. Ich habe offen kommuniziert, dass ich dem Ganzen etwas kritisch gegenüberstehe. Trotzdem fand ich die Konstellation, dass ein Außenstehender, der kein Fan ist, in die Sendung geholt wird, durchaus interessant und das hat vielleicht auch eine neue Perspektive mit reingebracht. 

"Ist es nicht komisch, sein Privatleben zu öffnen?"

Bei Interviews für eine Show wird man immer wieder dieselben Dinge gefragt. Was wäre denn eine Frage, die Sie selbst gerne mal gestellt bekommen würden, sich aber noch nie jemand getraut hat, zu fragen?
Eigentlich ist es eine ähnliche Frage zu der, die Sie bereits gestellt haben: Ist es nicht komisch, sein Privatleben zu öffnen? Ist es nicht das, was man am meisten schützen sollte als Mensch in der Öffentlichkeit? Gerade heikle Fragen sind doch die interessanten.

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