Prinz Charles: Keine Lust am Job als König?

Während andere in seinem Alter bereits in Rente gehen, wartet Prinz Charles immer noch auf seine berufliche Bestimmung. Doch seine Mutter Königin Elizabeth II. will offensichtlich nicht vom Thron weichen.
von  (ln/spot)

Während andere in seinem Alter bereits in Rente gehen, wartet Prinz Charles immer noch auf seine berufliche Bestimmung. Doch seine Mutter Königin englische Queen will offensichtlich nicht vom Thron weichen. Heute feiert der Prinz von Wales seinen 65. Geburtstag.

Ein Mann zieht Bilanz. Was hat er erreicht, was nicht? Diese Fragen sind bei Prinz Charles ziemlich leicht zu beantworten. Sein Beruf besteht aus Warten. Er ist Thronfolger, der längste amtierende in der Geschichte der englischen Königshäuser. Seit Jahrzehnten wurde er darauf getrimmt, den Thron einzunehmen, auf dem seine Mutter Königin englische Queen seit 61 Jahren sitzt und offensichtlich nicht weichen möchte. Dieses Berufsziel hat Charles nicht erreicht, selbst nicht in einem Alter, in dem andere Männer in Rente gehen. Heute wird der Prinz von Wales 65 Jahre alt.

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Zu seinem Ehrentag hat ihm das US-Magazin "Time" einen Titel gewidmet. Das Coverbild zeigt den Charakterkopf des englischen Kronprinzen. Er trägt einen Gesichtsausdruck, von dem man nicht so genau weiß, ob gerade Melancholie, Hilflosigkeit oder Schalkhaftigkeit diesen Mann bewegt. Seine bisweilen etwas rätselhafte Mimik könnte Charles auch zu einem Entertainer von hohen Graden befähigen. Doch nun, in der aktuelle "Time"-Story, geht es um die Zukunft der britischen Monarchie - und Charles deutet zwischen den Zeilen an, dass er überhaupt keine Lust mehr habe, König von England zu werden,

Die Autorin Catherine Mayer hat mehrere Wochen lang den Prinz von Wales und 50 seiner engsten Mitarbeiter und Freunde interviewt. Ihr Gesamteindruck: Charles reiße sich nicht mehr darum, König zu werden. Er möchte sich lieber für die Umwelt engagieren, gegen den Klimawandel ankämpfen und sich um seine nachhaltige Landwirtschaft kümmern. Er wolle sich weiterhin dezidiert zu brisanten politischen und gesellschaftlichen Themen äußern, was er als König nicht so könnte. Der Prinz wolle bei seinen sozialen Projekten noch viel erreichen, bevor er als König nicht mehr dazu komme.

Dem "Daily Telegraph" teilt die Reporterin mit, dass in Charles Umgebung darüber geredet werde, dass sich die Gefängnistore für ihn schließen würden. Damit sei die Übernahme des Throns gemeint. Hat sich Prinz Charles mit der Idee angefreundet, dass sein Sohn William direkt auf Elisabeth folgt?

In der Tageszeitung "Die Welt" schrieb vergangene Woche der englische Diplomat, Verleger und intime Kenner des Königshauses Lord Arthur Weidenfeld: "Trotz aller Gerüchte, der Prinz von Wales warte mit Ungeduld auf die Thronfolge, überzeugte Charles die Öffentlichkeit, dass er seinen gegenwärtigen Status als Philanthrop und Friedensstifter sehr genießt."

Doch die Nische, in der er es sich so individuell eingerichtet hat, ist bedroht. Die 87-jährige Queen will kürzer treten, Charles muss immer häufiger einspringen, demnächst auch bei der Leitung des Gipfeltreffens der 53 Commonwealth-Staaten, das vom 15. bis 17. November stattfindet - "ein wichtiger Test für Charles' Fähigkeit, die Organisation zu führen", schrieb der "Guardian". Der Prinz "akzeptiert diese zusätzlichen Pflichten ohne Freude", berichtet "Time".

Mittlerweile haben sich die Briten mit ihrem quer denkenden Thronfolger abgefunden, mehr noch: Charles ist beliebter als je zuvor. In den jüngsten Umfragen sprachen sich mehr Menschen für ihn als Nachfolger der Queen aus als für seinen Sohn William. Doch als König müsste sich der meinungsfreudige Charles aus politischen Fragen heraushalten.

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