Interview

"Prince Charming"-Kandidat Bon spricht Klartext über schwule Community in München: "Oft rassistisch"

Als "Prince Charming" geht Kim Tränka bald auf die Suche nach der Liebe. Ob er in Kandidat Bon seinen Traummann findet? Die AZ hat mit dem Münchner "Prince Charming"-Teilnehmer gesprochen, der beim schwulen Bachelor auf TVNow landen will.
von  Sven Geißelhardt
Der 28-jährige Münchner Bon ist bei "Prince Charming" 2021 dabei.
Der 28-jährige Münchner Bon ist bei "Prince Charming" 2021 dabei. © TVNOW

Am 17. August startet auf dem Streaming-Dienst TVNow die dritte Staffel "Prince Charming". Mit dabei ist auch der Münchner Bon (28), der im Wettkampf mit anderen schwulen Singles das Herz von Gay-Bachelor Kim Tränka erobern möchte.

Münchner Bon ist bei "Prince Charming" 2021 dabei

Der 28-jährige Bon ist halb Thailänder, halb Deutscher und in München aufgewachsen. Im TV will er neben dem Flirten auch die Community der schwulen Asiaten vertreten. "Die Zuschauer können sich auf 'Asian Flavour' freuen. Ich gebe den Leuten einfach mal einen Eindruck, wie wir Asiaten drauf sind und wie wir ticken", erklärt er dazu. Mit der AZ hat der gelernte Betriebswirt über "Prince Charming", seine Liebe zu München und Rassismus in der Gay-Community gesprochen.

AZ: Am 17. August startet "Prince Charming". Sind Sie wegen der Ausstrahlung bereits nervös?
"PRINCE CHARMING"-KANDIDAT BON: Wir sitzen alle auf heißen Kohlen. Ich bin super aufgeregt, wir wissen ja noch gar nichts. Es wird juicy, es wird spannend. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, einzuschalten.

Deshalb ist Münchner Bon bei schwulem Bachelor-Format dabei

Was hat Sie dazu bewogen, bei einer Dating-Show mitzumachen? Die Suche nach Liebe oder Aufmerksamkeit?
Ich habe mir vorher Dating-Sendungen angeschaut und dachte mir: Das ist nichts für mich! Aber wir stecken seit knapp zwei Jahren in einer Pandemie und ich bin genervt von den ganzen Dating-Apps. Da dachte ich mir, ich bewerbe mich jetzt. Was gibt es Geileres, als sich im Idealfall in der Sonne zu verlieben?

Rassismus-Problem in Münchner Gay-Community? "Prince Charming"-Teilnehmer spricht Klartext

Ist Kim Tränka Ihr Typ? Wie war Ihr erster Eindruck vom Prinzen?
Kim ist objektiv betrachtet ein wunderhübscher Mann. Er ist groß, blond und hat einen durchtrainierten Körper. Aber auf den ersten Blick war er nicht mein Typ, das ist meine persönliche Präferenz. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich selbst aufgrund meiner Optik in München diskriminiert wurde. Die schwule Community ist dahingehend sehr toxisch. Mir wurden so oft die Türen zugeschlagen und es hieß: keine Asiaten.

Gibt es in der Gay-Community ein Problem mit Rassismus?
Ich würde schon sagen: Ja. Wir, die Schwulen-Community, wollen gleichberechtigt sein, sollten aber erstmal vor unserer eigenen Haustüre kehren. Es ist sehr toxisch und oft rassistisch. Es wird zwar besser, aber vor fünf bis zehn Jahren waren Asiaten nicht wirklich auf dem Radar.

Kann eine Sendung wie Prince Charming dazu beitragen, diese Oberflächlichkeit zu reduzieren?
Auf jeden Fall. Prince Charming ist ein Format, in dem es nicht nur um Liebe geht. Es sind die verschiedensten Charaktere vertreten und viele wollen eine Message rüberbringen. Ich selbst hatte zwei Hauptziele: Zum einen wollte ich den Prinzen von mir überzeugen und zum anderen wollte ich meine Community, die "Gaysians", repräsentieren.

"Ich habe mich mit 16 geoutet und hatte wirklich Schiss davor"

Weiß Ihre Familie, dass Sie bei "Prince Charming" dabei sind? Wie findet sie das?
Meine Familie weiß Bescheid. Ich habe allerdings eine schwierige Beziehung zu meiner Mutter. Sie akzeptiert es nicht wirklich, dass ich schwul bin. Ihr habe ich gesagt, dass ich bei einer Fernsehsendung mitmache. Sie weiß nicht genau, um was es geht. Mein Plan ist, dass ich mich mit ihr vor den Fernseher setze und mit ihr "Prince Charming" anschaue. Mein Papa weiß aber Bescheid. Er hat einen großen Beschützerinstinkt, er macht sich natürlich Sorgen. Ihm wäre es lieber, wenn ich einen Nine-to-five-Job hätte. Meine Cousinen sind jedoch Feuer und Flamme und warten schon gespannt auf die Ausstrahlung.

Die Teilnahme an einer schwulen Dating-Show ist ja irgendwie wie ein zweites Coming-out vor dem Zuschauer. Wie ist Ihr privates Coming-out abgelaufen?
Ich habe mich mit 16 geoutet und hatte wirklich Schiss davor. Also habe ich einen Brief geschrieben und darin erklärt, wie ich mich fühle. Den habe ich dann auf mein Kopfkissen gelegt und mich bei meinem besten Kumpel versteckt. Ich wusste, um 18.30 Uhr gibt es Abendessen und wenn ich nicht komme, würden meine Eltern in meinem Zimmer nachschauen und den Brief finden. Irgendwann habe ich dann eine SMS von meinem Vater bekommen. Darin stand: 'Wenn du dich nicht beeilst zum Essen zu kommen, bin ich sauer. Ich will nicht warten, ich habe Hunger.' Zuhause saß ich dann am Tisch und habe geweint. Zum einen war ich erleichtert, zum anderen hatte ich Angst, was jetzt passiert. Mein Papa und meine Oma waren total lieb und haben mir versichert, dass ich für immer der Sohn und Enkel bleiben würde.

"Prince Charming"-Kandidat Bon: "München ist schwul und hetero"

Was halten Sie von der queeren Szene in München? Im Vergleich zu Berlin, Hamburg oder Köln ist hier ja etwas weniger geboten.
Ich glaube, deshalb bin ich so stolz, bei "Prince Charming" dabei zu sein. Ich bin der erste schwule Asiate aus München. Ich weiß, wie der Rest von Deutschland uns [Münchner, d.R.] sieht: konservativ, spießig, langweilig. Ich möchte zeigen, dass München offen ist und queere Menschen willkommen sind. Was ich in unserer Stadt total schön finde ist, dass es total gemischt ist. Es ist schwul und es ist hetero.

Auf Instagram gibt es bei Ihnen viel Haut zu sehen. Mit öffentlicher Nacktheit scheinen Sie kein Problem zu haben…
Früher hatte ich Probleme mit meinem Körper. Meine Umgebung hat mir zu verstehen gegeben, dass asiatisches Aussehen unattraktiv sei. So oft habe ich mir gewünscht, anders auszusehen. Es hat bestimmt sechs Jahre gedauert, bis ich zufrieden war, so wie ich bin. Deshalb will ich heute ein Vorbild für andere schwule Asiaten sein und gehe so offen und freizügig mit meinem Körper um. Ich finde meinen Körper schön und zeige ihn auch.

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