Portugal. The Man: "Deutschen Autofahrer sind die Besten"

In welchem Land feiern amerikanische Bands ihren Durchbruch? In Deutschland! Das beste Beispiel sind Portugal. The Man. Mit ihrem achten Studioalbum "Evil Friends" haben die fünf Jungs aus Alaska 2013 große Erfolge gefeiert.
Berlin - Psychedelische Klänge und Indie-Rock vermischt mit Texten zum Party machen oder stundenlangem Nachdenken, das sind Portugal. The Man. Seit 2004 machen John Gourley und Zachary Carothers mit wechselnden Mitgliedern gemeinsam Musik. Von Proben in der Garage haben sich Portugal. The Man in das Herz und Tonstudio von Danger Mouse gespielt, der ihr neuestes Album "Evil Friends" produziert hat. Bassist Zachary Carothers hat spot on news erzählt, was die Band auf ihren Touren so treibt und welches deutsche Wort er am liebsten hat.
Bestellen Sie hier das Album "Evil Friends" von Portugal. The Man
Sie sind noch bis Dezember auf Tour und schon jetzt sind fast alle Konzerte ausverkauft, haben Sie das erwartet?
Zachary Carothers: Nein, da wären wir nie drauf gekommen. Es ist eine echt coole Sache und ein super Gefühl. "Evil Friends" ist bei den Leuten ziemlich gut angekommen und uns macht es Spaß, die neuen Songs live zu spielen. Bisher habe ich das Gefühl, dass das Publikum das auch mitbekommt und die Leute dann noch mehr abgehen.
Gibt es einen Song, der besonders schwer zu spielen ist oder bei dem Sie noch Angst haben, dass Sie sich verspielen?
Carothers: Zum Glück nicht. Wir haben die Songs auch so oft gespielt, die kann ich im Schlaf. Aber wir improvisieren auch viel. Manchmal ist das richtig krass und gut und manchmal war es wirklich keine Glanzleistung, aber so ist es eben. Außerdem ist es ist nicht so, als müssten wir Songs von Slayer spielen. Das wäre sicher hart.
Sind Sie nervös, wenn Sie performen?
Carothers: Nein, beim Spielen fühle ich mich wohl. Nur die Pausen in denen man mit dem Publikum redet, sind schwer für mich. Es ist nicht mein Ding, das Publikum zu unterhalten und zu fragen "Seid ihr gut drauf?". Ich wurde auch schon mal gefragt, warum wir nicht so mit dem Publikum reden würden. Ich meinte dann nur: "Die Leute haben doch Geld bezahlt und sie wollen uns spielen sehen, da will ich sie nicht mit wirrem Gerede nerven." Es gibt nur wenige Bands, die gut darin sind, mit dem Publikum zu reden. Rage Against The Machine konnten das zum Beispiel.
Wie bleiben Sie während Ihrer Tour fit?
Carothers: Ich trinke sehr viel Red Bull, um wach zu sein. Auf Tour lebe ich in allen Bereichen echt ungesund: Ich rauche viel, ich trinke viel und esse nur ungesundes Zeug. Erst wenn ich dann wieder daheim bin, achte ich wieder auf mich. Das Dumme ist nur, dass ich mehr auf Tour bin als daheim. Es balanciert sich also nicht aus.
Im November haben Sie eine kleine Pause, was machen Sie da?
Carothers: In meinem eigenen Bett schlafen. Da Freude ich mich schon drauf. Aber auch Freunde treffen und so Sachen. Bestimmt machen wir in der Zeit auch Musik, wir machen eigentlich nie eine Pause voneinander und ich Freude mich, dass es dann im Dezember gleich wieder weiter geht. Es macht mich nervös, wenn ich länger als eine Woche an ein und dem selben Ort bin. In unserer Anfangszeit hatte ich kein echtes Zuhause. Wenn ich nicht auf Tour war, habe ich bei Freunden auf der Couch geschlafen.
Gibt es nichts, was Sie auf Tour nervt?
Carothers: Na ja schon. Jeder hat so seinen gewissen Punkt, an dem die Laune auch mal kippt. Nach zwei Wochen voller Konzerte und Reisen werden wir auch zickig. Wir streiten und wir leben zusammen, auf Tour und auch sonst. Wir sind nie voneinander getrennt. Es ist als wäre jeder von uns mit vier Menschen verheiratet und müsste auch noch mit ihnen zur Arbeit. Es ist das Einzige was ich hasse, dass man nie allein ist.
Einige Bands scheitern vermutlich an dieser Art von Zusammenleben. Gab es eine Bandtrennung, die Sie sehr getroffen hat?
Carothers: Leider gab es da einige. The Fall Of Troy, Rage Against The Machine und klar Nirvana. Diese Trennungen waren uncool. Vor allem wenn man aus Alaska kommt. Es gibt nicht viele Bands, die sich dorthin verirren. Für ein Konzert von Rage Against The Machine bin ich mal 30 Stunden quer durch das Land gefahren. Sogar mein Bruder flog von Oregon und meine Mutter von Alaska ein, nur für dieses Konzert. Es war echt verrückt.
Sie sind jetzt zum 17. Mal in Deutschland. Gibt es in Europa etwas, das Sie besser finden als Zuhause?
Carothers: Sehr viele Sachen sogar. Das Bier hier ist das Beste und man darf es sogar legal auf der Straße trinken. Die Gebäude hier sind cooler. Mich faszinieren diese Fachwerkhäuser. Die deutschen Autofahrer sind die besten der Welt. Hier überholt dich keiner einfach mal auf der rechten Spur, die Straßen werden immer sofort repariert und an manchen Stellen gibt es kein Geschwindigkeitslimit. Es ist super.
Vor allem das mit dem Autofahren ist überraschend.
Carothers: Gut, ich muss sagen ein kleines Missgeschick ist uns hier auch schon passiert. Wir hatten geparkt und als wir nach der Nacht zurück zum Auto wollten, war es weg. Wir hatten versehentlich auf einem Behindertenparkplatz geparkt und wurden abgeschleppt. Wir mussten die Polizei rufen und der Fahrer musste sogar Urin für einen Alkohol- und Drogentest abgeben. Das war schon verrückt. Verrückter war nur, dass der Test auf alles negativ ausfiel.
Was gefällt Ihnen an der deutschen Sprache?
Carothers: Sie ist so badass. Man kann über Regenbögen und Schmetterlinge reden und es hört sich trotzdem so an als würde man die schlimmsten Flüche auspacken. Mein Lieblingswort ist Flugzeug.
Wissen Sie, dass die direkte Übersetzung ins Englische nicht allzu großen Sinn macht, weil es dann "Flything" heißen würde?
Carothers: Echt? Ist es dann dasselbe mit dem Wort Feuerzeug? Das ist ja super, dann kann ich jetzt noch viel mehr deutsche Worte. Man nimmt einfach ein Wort und setzt Zeug hinten dran. Das macht es so viel einfacher. Die deutsche Sprache ist doch echt verrückt.