Petra Schürmann: So trotzt sie ihrem Schicksal

Sie hatte kein schönes Weihnachten: Petra Schürmann (73) musste die Feiertage auf der Intensivstation des Starnberger Krankenhauses verbringen. Doch die Ex-BR-Moderatorin gibt nicht auf. Sie will für ihre tote Tochter leben.
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Petra Schürmann mit ihrer Tochter, die 2001 verstarb
ap 2 Petra Schürmann mit ihrer Tochter, die 2001 verstarb
Auf dem Friedhof von Aufkirchen im Landkreis Starnberg wurde am Donnerstag Alexandra Freund zu Grabe getragen.
dpa 2 Auf dem Friedhof von Aufkirchen im Landkreis Starnberg wurde am Donnerstag Alexandra Freund zu Grabe getragen.

MÜNCHEN - Sie hatte kein schönes Weihnachten: Petra Schürmann (73) musste die Feiertage auf der Intensivstation des Starnberger Krankenhauses verbringen. Doch die Ex-BR-Moderatorin gibt nicht auf. Sie will für ihre tote Tochter leben.

Nein, sie wollte sich nicht aufgeben. Sie wollte durchhalten, zurück ins Leben finden, mit dem Tod ihrer geliebten Tochter Alexandra leben. Siebeneinhalb Jahre hat Petra Schürmann (71) tapfer gekämpft, hat mehrere Anläufe genommen – und beinah verloren. Ihre Kräfte schwanden, ihr Körper baute ab. Weihnachten konnte sie nicht mehr.

Keinen Bissen brachte sie mehr herunter, keinen Schluck. Sie brach zusammen, kam ins Starnberger Krankenhaus, unweit ihrer Villa mit den alten Bäumen, in der Alexandra, genannt Püppchen, aufgewachsen ist – und von der aus sie mit dem Fernglas Püppchens Grab auf dem Friedhof in Aufkirchen sehen konnte.

„Alle dachten, sie stirbt“

„Alle dachten, sie stirbt“, so ein Freund, der wie alle ihre Vertrauten nicht namentlich zitiert werden möchte. Bange Stunden auf der Intensivstation, dann Aufatmen. Petra Schürmann konnte zurück in ihr Krankenzimmer – und dann heim, hoch über dem Starnberger See. Dorthin, wo alles sie an Püppchen, erinnert – und an ihren Mann Gerhard Freund, mit dem sie 35 Jahre verheiratet war und der im letzten Sommer mit 83 seinem Krebsleiden erlegen ist. Im Rollstuhl kam sie zurück, betreut von zwei Pflegerinnen, die rund um die Uhr für sie da sind.

Die einst so beliebte wie wortgewandte TV-Moderatorin kann nicht mehr gehen – und nicht mehr sprechen. Ihre „psychoreaktiven Störungen“ setzten schon bald nach dem 21. Juni 2001 ein. Dem Tag, an dem ein Geisterfahrer auf der Salzburger Autobahn nach München das Leben ihrer Tochter jäh beendete – und damit auch ihres zerstörte. Damals dachte sie an Suizid, bekannte sie . „Aber Alexandra hätte es nicht gewollt.“

„Und eine Nacht vergeht wie ein Jahr“

Und so stellte sie sich dem Schicksalsschlag, gab sich diszipliniert und optimistisch, versuchte sich den Kummer von der Seele zu schreiben. „Und eine Nacht vergeht wie ein Jahr“ heißt ihr Buch, in dem sie sich Alexandra erinnert, die ihre Seelenverwandte gewesen ist, ihr Ein und Alles. Doch das Schreiben machte sie nur kränker, sie magerte ab, verfiel in Depressionen. Die Trauer machte sie mehr und mehr sprachlos. Schließlich verlor sie ganz ihre Stimme, verständigte sich schriftlich – per SMS und Fax.

Inzwischen kann sie ihre Finger kaum mehr bewegen, kommuniziert mit Blicken. Das klappt am besten mit Uschi von Bayern, ihrer engsten Freundin seit über 40 Jahren. Vor ihrer Heirat mit Gerhard Freund, der in erster Ehe mit der Ex-Schauspielerin und Medizinerin Marianne Koch verheiratet war, teilten sich die beiden einen Bungalow am Starnberger See. Heute wohnt die Prinzessin in der Nähe, besucht sie fast täglich und sorgt dafür, dass Petra Schürmann nicht in ihrer Intimsphäre gestört wird.

Alexandra wäre stolz auf sie

Bis vor drei Jahren hat sie sich noch manchmal in der Öffentlichkeit gezeigt. Die Regisseurin Uschi Kranz, die sie 2005 einfühlsam für die BR-Reihe „Lebenslinien“ porträtierte, erinnert sich: „Damals hat sie mir per Druckzeichen die Einwilligung zum Film gegeben. Wir haben uns in den Arm genommen und gleich gespürt, dass wir uns mögen.“

Mittlerweile hat sie wenig Kontakt mit ihr. „Eine Zeitlang haben wir uns täglich mehrere SMS geschrieben, aber dass kann Petra leider nicht mehr“, so die Filmemacherin zur AZ. „Ich bin dankbar für alles, was sie mir gegeben hat – ihre Freundschaft und, dass man sich nicht aufgibt, auch wenn man sehr krank ist.“ Das tut Petra Schürmann, die als Philosophiestudentin 1956 zur „Miss World“ gekürt wurde, auch jetzt nicht. Sie lässt sich jeden Morgen leicht schminken, überprüft ihr Äußeres dabei im Spiegel. Einmal in der Woche kommt ein Friseur. „Es ist ihr wichtig, gepflegt auszusehen“, heißt es aus ihrem Umfeld. „Und informiert zu sein.“ Sie lässt sich aus der Zeitung vorlesen, sieht fern. Sie trotzt ihrem Schicksal – Alexandra wäre stolz auf sie.

Renate Schramm

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