Interview

Peter Maffay wird Talkmaster und trifft Promis zum Plausch

Was macht Deutschlands größter Rockstar, wenn er wegen der Pandemie seine komplette Deutschland-Tournee absagen musste? Er erfindet sich mal wieder neu!
von  Kinberly Hagen
Redet und singt mit seinen Gästen in der neuen Sendung: Rockstar Peter Maffay mit Autorin Laura Karasek.
Redet und singt mit seinen Gästen in der neuen Sendung: Rockstar Peter Maffay mit Autorin Laura Karasek. © Wolfgang Köhler

Ab Sonntag ist Peter Maffay (71) wöchentlich als Talkmaster in der neuen Sendung "Peter Maffay - Begegnungen" bei Magenta TV (Telekom) zu sehen.

Peter Maffay bekommt Sendung bei Magenta TV

In einer zum TV-Studio umgebauten Scheune auf Gut Dietlhofen in Bayern empfängt die Rock-Legende Promis wie Thomas Gottschalk, Frank Elstner, Reinhold Beckmann, Sigmar Gabriel, Hartmut Engler und Autorin Laura Karasek.

Peter Maffay: Titelsong hat er seinem verstorbenen Papa gewidmet

Besonders berührend: Den Titelsong ("Wenn wir uns wiedersehen") der Sendung hat Maffay seinem im April verstorbenen Vater gewidmet. Der Wahl-Starnberger dazu: "Mein Vater und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir sind die in unserer Familie, die am längsten zusammen waren. Am Ende hatte ich aber doch den Eindruck, dass wir noch viel mehr Zeit miteinander hätten verbringen sollen. Dieses Lied ist ein klein wenig ein Ausdruck dieser Hoffnung, dass es irgendwo eine Dimension gibt, innerhalb der man sich wieder trifft und das, was man im Augenblick vermisst, dann nachholt."

Interview mit Peter Maffay

Eigentlich wären Sie in diesem Jahr mit Ihrer Band auf großer Deutschland-Tournee gewesen. Stattdessen sehen wir Sie jetzt als Moderator und Talkmaster in ihrer Sendung "Peter Maffay – Begegnungen" bei Magenta TV. Wie kam es dazu?
PETER MAFFAY: Wir mussten uns wegen Corona und dem Ausfall der Tournee überlegen, wie wir die Zeit überbrücken würden, in der Konzerte nicht machbar waren. Wir hatten vor einiger Zeit ein Experiment zusammen mit Freunden gestartet. Eine Radioshow mit Gesprächen und Interviews, das hat so viel Spaß gemacht, und war so viel Neuland und Abenteuer für mich, dass wir das ganze ausgeweitet haben auf eine sichtbare Form. Wir haben uns Kameras besorgt, ein Studio eingerichtet. Ich muss sagen, es war wahnsinnig spannend, tolle Gäste zu haben und mit diesen Gästen sich auszutauschen.

Sie stehen seit 50 Jahren als Musiker auf der Bühne. Was ist der wesentliche Unterschied jetzt in der Rolle des Gastgebers und Moderators? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Der Unterschied in einer Sendung Gäste zu begrüßen zu unserer sonstigen, seit vielen Jahren praktizierten Arbeit auf der Bühne besteht darin, dass in einem Gespräch vieles improvisiert wird und nicht vorhersehbar ist. Natürlich gibt es solche Momente auch auf der Bühne. Nicht alles, was man sich dort vornimmt klappt, manches muss dann aus dem Stand heraus den Umständen angepasst werden. Aber in einem Gespräch ist das alles noch viel extremer. Diese Herausforderung fand ich von Anfang an sehr attraktiv. Wir hatte es ja zutun mit sehr unterschiedlichen Gästen aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Mit Hintergründen, die ich zum Teil in dieser Ausführlichkeit, wie sie sich dann in unserem Gespräch offenbarten, nicht kannte. Ich hoffe, dass wir im Gegenzug unseren Gästen mit unseren Fragen ein paar Aufgaben gestellt haben, auf die sie nicht eingestellt waren. Den großen Gewinn an der ganzen Sendung sollte das Publikum haben. Das sollte sich informieren und amüsieren. Und ich glaube, das hat es getan.

Peter Maffays neue Talksendung: Das ist das Konzept

Zwei Gäste, ein Thema – was ist das Konzept?
Das Konzept ist, dass Leute aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zusammenkommen, sich unterhalten - und keiner weiß, wie dieses Gespräch ausgehen wird. Es prallen Meinungen und Geschichten aufeinander, die Inhalte waren aufschlussreich und natürlich auch sehr unterhaltsam. Gleichzeitig gab es auch Musik, die wir zusammen gemacht haben. Auch ein kleines Abenteuer für alle.  Auf der Bühne bei Konzerten ist das völlig alles anders. Auf der Bühne wird alles weitgehend geordnet. Im Gespräch ist das völlig anders.

Aus der Politik waren Sahra Wagenknecht und Sigmar Gabriel ihre Gäste, aus der Musik Hartmut Engler und Joey Kelly, Moderations-Kollegen wie Reinhold Beckmann und Frank Elstner waren da. Unternehmer wie Ralf Dümmel, Fußball-Nationalspieler - und so viele mehr. Was war jeweils die besondere Herausforderung?
Man kennt diese Namen, man kennt diese Persönlichkeiten zum Teil aus der Entfernung und aus den Medien. Aber es ist dann etwas ganz völlig anderes, wenn man sich gegenübersitzt und wenn dann eine Atmosphäre entsteht, in der die Gäste bereit sind, sich ein bisschen zu öffnen. Es sind keine Schlüssellochsituationen entstanden. Und trotzdem glaube ich, haben unsere Gäste uns Einblicke in ihr Leben erlaubt und den Zuschauern zugänglich gemacht, die vielleicht in dieser Ausführlichkeit nicht alltäglich sind.

Thomas Gottschalk ist Gast in der ersten Folge

Sie sind in den vergangenen 30 Jahren 19-mal bei "Wetten dass..?" aufgetreten. Nun war Thomas Gottschalk Gast in der ersten Folge, die am 14. November bei Magenta TV gezeigt wird. Was dürfen wir in dem Gespräch erwarten?
Thomas ist ein unfassbarer Mensch, ein sehr sympathischer, mit viel Erfahrung, der vermutlich alles gesehen, hat was man in diesem Geschäft sehen kann. Der sich seine Bodenständigkeit bewahrt hat und sehr volksnah ist. Der immer für eine Überraschung gut ist. Man muss sich vor ihm in Acht nehmen.  Ich fand es immer sehr angenehm, mich mit ihm zu unterhalten. Aber das ist in all den Jahren selten so ausführlich möglich gewesen wie in dieser Sendung. Und er gehört absolut zu denjenigen – die, wie Udo Lindenberg immer sagt - kein Verfallsdatum haben. Hier sind zwei Leute wieder einmal zusammengekommen, die sich oft begegnet sind und sich immer eine Menge zu erzählen hatten. Es war tatsächlich eine meiner schönsten Gesprächsrunden.

Fast alle Gäste wollten mit Ihnen und Ihrer Band auf die Bühne. Mit Thomas Gottschalk singen Sie "Eiszeit", auch Reinhold Beckmann, Laura Karasek und andere Gäste schnappten sich das Mikrofon. Hatten Sie damit gerechnet?
Unsere Gäste haben mir ja auch viel Freude bereitet, z.B. mit der Art wie sie das Gespräch mit mir geführt haben. Die Revanche erfolgte dann in musikalischer Form. Ein kleines Abenteuer wie gesagt. Das haben wir in vollen Zügen genossen. Zumal einige dieser Gäste sonst nicht viel mit Musik zu tun haben.  Dennoch haben sie alle auf der Bühne eine gute Figur abgegeben.

Familie: Peter Maffays Sohn ist 18 Jahre alt 

Ihr Sohn Yaris – inzwischen 18 Jahre alt – gehörte zum Produktionsteam und stand mit Ihnen auch auf der Bühne. Wie kam es dazu?
Yaris gehört zu der nachwachsenden Generation auf der Bühne. Seit langer Zeit sind auch Söhne einiger meiner Musiker aus der Band dabei. Yaris rückt jetzt nach, er hat ähnliche Interessen. Musik ist etwas, was ihn sehr beschäftigt. Er steht nicht nur gern auf der Bühne, sondern arbeitet auch hinter der Bühne, weil ihn die Technik interessiert. Ich habe ihn ganz einfach gefragt, ober er mitmachen will. Es sind kleine Türen, die man den jungen Leuten ein bisschen öffnet, um ihre Neugierde zu wecken. Um vielleicht - wenn diese Neugierde stark genug ist - ihnen daraus eine Perspektive zu entwickeln. Das ist eine Chance.

Vater und Sohn gemeinsam vor Publikum auf der Bühne. Was ist das für ein Gefühl?
Es erfüllt mich mit großer Genugtuung. Zu sehen, dass dieses Interesse bei Yaris da ist und dahinter eine gewisse Ernsthaftigkeit steht - das macht mir große Freude. Schon deshalb, weil ich glaube, dass Menschen, die Musik mögen und die mit Musik zu tun haben, in ihrem Leben eine Qualität besitzen, die man jedem nur wünschen kann. Musik ist eine wunderbare Sprache, die von Herz zu Herz geht. Man muss die Worte eines Gegenübers gar nicht verstehen. Mit Musik kann man sich öffnen und man kann miteinander kommunizieren.  Und es ist schön, dass Yaris diese Chance für sich wahrnimmt.

Der Titelsong Ihrer von "Peter Maffay – Begegnungen" ist "Wenn wir uns wiedersehen" aus Ihrem neuen Nr.-1-Album "So weit". Sie haben den Titel ihrem in diesem Jahr verstorbenen Vater gewidmet. Worum geht es in dem Lied?
Das Ende zeichnete sich eigentlich schon lange ab. Und als voriges Jahr die Konturen zu diesem Album entstanden, habe ich meinem Vater – er lebte damals noch - dieses Lied gewidmet. Weil es ein Abschiedsversprechen ist. Mein Vater und ich haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir sind die in unserer Familie, die am längsten zusammen waren. Am Ende hatte ich aber doch den Eindruck, dass wir noch viel mehr Zeit miteinander hätten verbringen sollen. Dieses Lied ist ein klein wenig ein Ausdruck dieser Hoffnung, dass es irgendwo eine Dimension gibt, innerhalb der man sich wieder trifft und das, was man im Augenblick vermisst, dann nachholt.

Peter Maffay spricht über den Verlust seines Vaters

Was fühlen Sie, wenn sie diesen Titel auf der Bühne singen?
Ich habe manchmal einen Knödel im Hals und es fällt mir schwer, den Titel so zu singen, wie ich es mit anderen Liedern tue. Einfach deswegen, weil mit diesem Song sehr viel Sentimentalität zusammenhängt und vor allem damit, dass mein Vater und ich ein unheimlich schönes Verhältnis hatten und ich ihm sehr viel verdanke. Im Grunde genommen bedanke ich mich bei ihm, in diesem Lied für all das, was er für mich getan hat. Er hat die Weichen gestellt, die mein Leben ausgerichtet haben. Oder wenn man es auf einen anderen Punkt bringen will: Mein Vater hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

Vor dem Wiedersehen liegt der Abschied. Wie haben Sie den Abschied in Erinnerung?
Der Abschied war schwerer, als ich dachte. Aber er kam nicht unvorbereitet. Mein Vater ging mit dem Umstand Leben und Sterben sehr sachlich um. Er hat immer gesagt: Das ist nun mal so. Die Natur hat es so eingerichtet. Und sich dem entgegenzustemmen, macht keinen Sinn. Und man müsse rückblickend dankbar dafür sein, dass man ein Leben dieser Art führen konnte - und dürfe nicht mehr erwarten als das. Mein Vater ist - im übertragenen Sinne - mit einem sehr erhobenen Haupt abgetreten. Ein Beispiel für mich. Weil das auch ich gerne so handhaben wollte.

Werden Sie Ihren Vater wiedersehen?
Ich bin kein Hellseher. Ich weiß nicht, was nach dem Tod passiert. Niemand von uns weiß das. Und ich reduziere diese Gedanken eher auf ein Wort. Und das heißt Hoffnung. Ich hoffe, dass es so etwas wie ein Wiedersehen gibt. Wenn es das aber nicht gibt, dann haben wir trotzdem viel miteinander erlebt und gehabt, was andere vielleicht nicht hatten. Und dafür bin ich sehr dankbar.

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