Pete Doherty singt Deutschlandlied - und sorgt für Eklat beim BR

Skandal-Auftritt beim Bayerischen Rundfunk: Bei einem Musikfestival in Rundfunkhaus singt Rockstar Pete Doherty das Deutschlandlied. Nun fordert der Sender eine offizielle Entschuldigung.
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Zugedröhnt in München: Pete Doherty.
R. Keck Zugedröhnt in München: Pete Doherty.

MÜNCHEN - Skandal-Auftritt beim Bayerischen Rundfunk: Bei einem Musikfestival in Rundfunkhaus singt Rockstar Pete Doherty das Deutschlandlied. Nun fordert der Sender eine offizielle Entschuldigung.

Wo er auftaucht, gibt es Ärger. Und so wurde Pete Doherty (30) auch am Samstag seinem Ruf als rücksichtsloser Skandalrocker gerecht, beim beliebten Musikfestival des Jugendsenders on3 in den holzgetäfelten heiligen Hallen des Bayerischen Rundfunks. Zusammen mit hunderten anderer Besucher war auch die AZ vor Ort, als Doherty kurz vor Mitternacht in die Veranstaltung im Rundfunkhaus platze. Für die Organisatoren war das der Beginn eines Albtraums.

Kaum hatte der völlig zugedröhnte Barde die Bühne betreten, begann er zu Gitarrenklängen zu singen. Allerdings nicht irgendein Lied, sondern „Deutschland, Deutschland über alles“ – jene erste Strophe des Deutschlandlieds, das unter Hitler zur Nationalhymne gemacht wurde. Zu allem Übel war Dohertys Gesang auch noch in aller Welt zu hören. Denn das Festival wurde im Internet und im Bayerischen Rundfunk live übertragen.

Das Publikum schäumte vor Wut. Ein gellendes Pfeifkonzert heulte auf. Erst da dämmerte dem Briten, dass hierzulande – im Gegensatz zu seinem Heimatland – derlei Späße nicht möglich sind.

Der skandalöse Auftritt wird nicht folgenlos bleiben. Der BR will Dohertys Management zur Verantwortung ziehen. „Wir wollen so etwas nicht haben und erwarten eine Entschuldigung“, erklärt Programmbereichsleiter Rainer Tief gegenüber der AZ. „Es wird mit Pete keine Zusammenarbeit von Seiten des BR mehr geben, bis die Sache geklärt ist.“ Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen?

Der Sender schlägt im Nachhinein auch selbstkritische Töne an. „Vielleicht haben wir vor dem Auftritt seinen Zustand nicht ganz korrekt eingeschätzt“, sagt Rainer Tief. Warum dies passieren konnte, werde nun „intern diskutiert.“

Doherty selbst dürfte die Aufregung kaum wahrgenommen haben. Schon während seines Gigs war der stark alkoholisierte Sänger in einem kaum zurechnungsfähigen Zustand. Schwankend spuckte er immer wieder angewidert auf die Bühne, taumelte und drohte zu kollabieren.

Der Eklat hielt Dohertys Management jedoch nicht davon ab, gleich im Anschluss an den Spontanauftritt um die Gage und die weiteren Vermarktungsrechte zu feilschen.

Nachdem Doherty, der am Sonntagabend auch im „Backstag“ spielen sollte, seinen Lohn erhalten hatte, rauschte er mit seiner Entourage aus Bodyguards und Ballerinas wieder davon. Nur zwei angetrunkene Freunde ließ er im Rundfunkhaus zurück.

Strafrechtlich wird der Auftritt für den Rockstar ohne Folgen bleiben. Im Gegensatz zum Horst Wessel-Lied ist die erste Strophe des Deutschlandlieds nicht verboten. Das war nicht immer so. Nach dem zweiten Weltkrieg untersagten die Alliierten das „Lied der Deutschen“ für kurze Zeit. Strafbar war sein Auftritt also nicht, die Mehrheit des Publikum wollte Doherty den Fehltritt dennoch nicht verzeihen – und pfiff ihn gnadenlos aus.

Reinhard Keck

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