Pete Doherty im Krankenhaus: Der Fluch der wilden Jahre

Keine Exzesse , keine Eskapaden: Um Pete Doherty, einst so genial wie gefährdet, ist es ruhig geworden – nun liegt der Musiker im Krankenhaus. Der Babyshambles-Sänger hat Atemprobleme.
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Keine Exzesse , keine Eskapaden: Um Pete Doherty, einst so genial wie gefährdet, ist es ruhig geworden – nun liegt der Musiker im Krankenhaus. Der Babyshambles-Sänger hat Atemprobleme.

Zuletzt ist es ruhig um ihn geworden. Keine Sex-Eskapaden, keine Drogen-Abstürze. Einmal, im Juni, hat man ihn betrunken hinterm Steuer erwischt, doch das ist für seine Verhältnisse fast schon läppisch. Pete Doherty, dieser begnadete Jüngling, dieser suchende, rauschhafte, zarte, zerbrechliche Musiker, ist im Frühjahr 30 Jahre geworden. Sein altes Leben, das wild und gefährlich und zehrend war, schien lange vorbei.

Jetzt hat es ihn eingeholt. Doherty liegt derzeit in einem Krankenhaus in Swinton, er leidet unter akuten Atemproblemen, Ärzte haben einen massiven Erschöpfungszustand diagnostiziert. Alle Termine seiner derzeitigen Irlandtour wurden abgesagt. Die nächsten Auftritte Dohertys mit seiner Band Babyshambles stehen im Dezember an. Noch weiß niemand, ob der Musiker bis dahin wieder auf der Bühne stehen kann.

Das wusste man bei Pete Doherty nur selten in den vergangenen Jahren. Unzählig die Abende, da kurz vor seinem Auftritt die Show entweder komplett abgesagt werden musste oder Doherty voll gepumpt mit Alkohol und Drogen auf die Bühne wankte, einen Song nuschelte und dann weg torkelte.

Wohl bei keinem anderen Musiker seiner Altersklasse hielten sich Talent und Selbstzerstörung konstant auf so hohem Niveau die Waage wie beim Arbeiterkind aus Hexham, das mit 17 Jahren einen nationalen Poesiewettbewerb gewinnt und zwei Jahre später mit der Band „The Libertines“ Sprachrohr einer Generation wird. In den Anfangsjahren kokettiert Doherty noch mit dieser Rolle, er knutscht Kate Moss, er verschwendet seine Jugend, ist ständig auf der Suche nach dem nächsten Rausch – mittlerweile allerdings ist an ihm eine umfassende Wandlung zu besichtigen. Auf allen Ebenen.

In Interviews spricht Doherty ehrfürchtig über sein großes Vorbild Morrissey, auf Fotos sieht man ihn immer häufiger statt mit Wodka-Flasche in der Hand zusammen mit seinem Sohn Astile, sein jüngstes Soloalbum trägt den Titel „Grace/Wastelands“ und darauf zeigt Doherty, der aufs Cover seinen Geburtsnamen Peter drucken ließ, endgültig und eindringlich, wie egal ihm das Elend gleichaltriger Großstadtmenschen mittlerweile ist: Akustische Gitarren, dezente Streicher, hingehuschte Pianoklänge, gedämpfte Bläser sind da zu hören. Mit dem Album, raunen die vielen Doherty-Exegeten, beginne dessen Alterswerk.

Doherty, sagt sein Sprecher, müsse noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Zur Beobachtung. Dann aber werde es weitergehen, werde Doherty auf jeden Fall weiterspielen. Er steht ja gerade an einem Beginn. Jan Chaberny

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