Patrick Lindner im AZ-Interview: „Ich bin wie jede Hausfrau“

Schlagersänger Patrick Lindner über sein Leben als alleinerziehender Vater, den Spagat zwischen Kind und Karriere, Erziehungsfragen, die Wichtigkeit von Traditionen und das langsame Älterwerden
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Illustration
dpa Illustration

Schlagersänger Patrick Lindner über sein Leben als alleinerziehender Vater, den Spagat zwischen Kind und Karriere, Erziehungsfragen, die Wichtigkeit von Traditionen und das langsame Älterwerden

AZ: Herr Lindner, Sie legen großen Wert auf das bayerische Brauchtum. Welche Traditionen möchten Sie an Ihren Sohn weitergeben?

PATRICK LINDNER: Die bayerische Tradition ist doch was Wunderbares. Leider Gottes kommt sie, selbst bei uns in der Stadt, oftmals ein bisschen zu kurz. Die Kinder reden auch keinen Dialekt mehr, sondern sprechen alle nur noch Hochdeutsch. Geht man jedoch aufs Land, ist es gleich ganz anders. Es gibt so viele wunderschöne Brauchtümer in Bayern – allein das Einfache, Urtümliche, Gemütliche, das vielen das Herz erwärmt. Und ich glaube auch, dass man sich in unserer schnelllebigen Zeit auch wieder schon ein bisschen auf die kleinen Dinge besinnt.

In Ihrem Lied „Die kleinen Dinge des Lebens“ geht es um die Wertschätzung der kleinen Dinge im Leben, die viele Menschen oft als selbstverständlich ansehen. Ist das Ihr Erziehungsprinzip?

Ich versuche, die goldene Mitte zu finden. Einerseits bin ich sicher großzügig, andererseits haue ich aber auch ganz schnell die Bremse rein. Ich bin jetzt niemand, der generell Playstation, Computer und elektronisches Spielzeug verbietet, weil ich der Meinung bin, dass die Kinder damit aufwachsen und die ganze technische Welt zur heutigen Generation dazugehört. Ich habe meinem Sohn auch einen Laptop gekauft, aber sämtliche Sachen sperren lassen, die nicht zugänglich sein sollen.

Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr?

In erster Linie, dass meine Familie gesund bleibt, dass es viele großartige Aufträge gibt und ich wieder den einen oder anderen Erfolg mit nach Hause nehmen kann, viele schöne neue Lieder, die sich eventuell zum Hit entwickeln. Aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass ich auch schon zufrieden bin, wenn die kleinen Dinge des Lebens in Ordnung sind.

Privat müssen Sie Schule, Haushalt Freizeit und Beruf unter einen Hut bringen. Können Sie die Probleme der Alleinerziehenden nachvollziehen?

Wenn ich das nicht kennen würde, wer sonst? Logisch, ich habe oftmals schon gesagt, da habe ich mit Sicherheit so ein bisschen das Uschi-Glas-Syndrom, wenn sie immer sagt: „Ich mit meiner kleinen Großfamilie.“ Ich bin ein Mensch, der heimkommt, danach sofort in die Küche geht und anfängt zu kochen und dabei schon an die nächsten notwendigen Erledigungen denkt. Zu Hause bin ich für alles zuständig. Ich kaufe ein, koche, ich mache all das, was jede Hausfrau für ihre Familie machen würde.

Denken Sie manchmal darüber nach, für Ihren Sohn kürzer zu treten?

Natürlich! Es gibt ja in meinem Beruf immer wieder Momente, wo ich wahnsinnig viel unterwegs bin. Klar packt mich da auch manchmal mein schlechtes Gewissen. Auf der anderen Seite ist es so, dass ich sage, es war nie anders, und auch mein Sohn ist damit aufgewachsen und kennt es nicht anders. Es ist sogar inzwischen oft so, dass er zu mir sagt: „Papi, wann gehst du denn wieder los?“ Auch er ist manchmal froh, wenn er seine Ruhe vor mir hat. Es gab Jahre, wo ich mir schon mehr Gedanken gemacht habe. Inzwischen ist Daniel zwölf und viel selbstständiger in den Dingen, die ihm wichtig sind.

Merken Sie bei Daniel bereits erste pubertäre Anzeichen?

Ich warte gespannt darauf, wie es denn jetzt sein wird. Jetzt geht's los. Das merke ich bereits ganz arg. Aber im Moment ist es noch so, dass sich alles im Rahmen hält und im Grenzbereich ist. Wir kommen ganz wunderbar miteinander zurecht. Und ich bin sicher auch jemand, der in vieler Hinsicht wahnsinnig tolerant ist, gelassen reagiert, wenn er bockig ist.

In diesem Jahr feiern Sie Ihren 50. Geburtstag. Was empfinden Sie bei dem Gedanken daran?

Ehrlich gesagt denke ich noch gar nicht daran. Ich verdränge es noch, weiß nicht, wie ich feiere. Wenn es um mich geht, feiere ich eigentlich nicht sehr gerne. Wer wird schon gerne älter? Ich versuche, meiner Lebensphilosophie treu zu bleiben: „Sei glücklich und genieße jeden Tag!“

Wird man mit dem Alter wählerischer, was die Partnerschaft betrifft?

Ich glaube, das kann man nicht so pauschal sehen. Aber ich denke, dass da mit Sicherheit was dran ist.

Ist es gerade in Ihrer Branche schwierig, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen?

Mit Sicherheit ist es schwieriger.

Interview: Anke Sieker

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.