Interview

Patrick Lindner feiert Geburtstag in Corona-Zeiten: "Bussi-Bussi fehlt mir"

Patrick Lindner wird am Sonntag junge 60. In der AZ spricht der Sänger über sein Leben, die Liebe, sein Outing, Radl-Rambos und das München-Gefühl.
Kimberly Hagen |
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Entspannt auf dem Weg ins neue Lebensjahr: Patrick Lindner mit Hund Obelix beim Wandern in Seefeld.
Entspannt auf dem Weg ins neue Lebensjahr: Patrick Lindner mit Hund Obelix beim Wandern in Seefeld. © BrauerPhotos/Sabine Brauer

AZ: Lieber Herr Lindner, Ihren Geburtstag haben Sie fast immer auf der Wiesn gefeiert. Wie schaut Ihr Plan B aus?
PATRICK LINDNER: In meinem Leben habe ich noch kein Jahr ohne Wiesn erlebt, von Kindesbeinen an war ich dort. Jetzt fällt sie aus, das ist komisch, traurig, klar. Aber es gibt Schlimmeres. Ich hatte eine Alternative für meinen Geburtstag, aber durch die neuen Regeln mit nur zwei Haushalten wird daraus nun auch nichts.

Ihr Geburtstag fällt aus?
Nein, ich feiere jetzt gemütlich daheim mit meinem Peter. Von Freunden und Fans weiß ich, dass sie an mich denken werden, deshalb fühle ich mich seelisch nicht alleingelassen. Als gelernter Koch werde ich uns beiden was Schönes, Unaufwendiges zubereiten: Hummerkrabbensalat, Kürbissuppe, Roastbeef und Bratkartoffeln. Was auch Corona nicht ändern kann: Ich werde trotzdem ein Jahr älter. (lacht)

Feiern den 60. zu zweit: Patrick Lindner und sein Mann Peter Schäfer (r.).
Feiern den 60. zu zweit: Patrick Lindner und sein Mann Peter Schäfer (r.). © BrauerPhotos/Sabine Brauer

Irritiert Sie die 60 ein bisserl?
Wenn man sich die Zahl vor Augen hält, ist das schon ein seltsames Gefühl. Als Kind waren 60-Jährige für mich uralt. Heute fühle ich mich wunderbar und freue mich, dass nochmal ein richtig schöner Teil des Lebens beginnt.

Denken Sie auch mehr zurück?
Ich danke dem lieben Gott, dass ich den letzten Zipfel der guten alten Showbranche noch miterleben durfte. Mit Harald Juhnke singen – oder Milva, dazu die große Showtreppe, das tolle Ballett, all diese ausschmückenden Sachen. Früher reichte es nicht, nur zu singen. Man musste tanzen können, unterhalten. Man musste generell Dinge können, um Erfolg zu haben. Das ist heute anders. Da reichen Lichteffekte.

Weil es billiger ist?
Es ist sicher der Hauptgrund. Ich habe die Zeit genossen, lebe aber gerne im Hier und Jetzt.

"Meine Mama gab mir gute Gene mit"

Ihr Mann Peter sagt, Sie schauen aus wie 40. Wie das?
Ha, das ist lieb von ihm. Meine Mama gab mir gute Gene mit. Ansonsten achtete ich aus beruflichen Gründen stets darauf, nicht aus dem Leim zu gehen. Maskenbildner haben mir oft Tipps gegeben, Cremes empfohlen. Wobei es nicht nur die teuren sein müssen, Nivea tut's auch. Die Haut braucht Feuchtigkeit, viele Männer sind da ja noch verhalten. Ansonsten radle ich gern.

Dann müssen Sie sich über die neuen Radlwege in München freuen.
Als die Fraunhoferstraße den Radlstreifen bekam, bin ich vom Giesinger Berg runtergeradelt und fand das absolut fantastisch. Wie auf einer Radl-Autobahn. Dann bemerkte ich die Nachteile, auch durch Corona.

Lindner schimpft über Münchner Radl-Rambos

Welche zum Beispiel?
Dass die anliegenden Lokale keine Schanigärten bekommen konnten, fand ich hochgradig ungerecht. Die Wirte können für den Radlstreifen ja nix. Was mich noch stört, sind die immer aggressiveren Radler, die durch immer mehr Wege glauben, das alleinige Recht zu haben. Ich bin auch mal Autofahrer oder Fußgänger und merke dann, mit welchem Affenzahn und wie rücksichtslos viele angeschossen kommen. Viele Radler schimpfen sofort drauflos. Mehr Miteinander wäre im Verkehr gut und wichtig.

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Ums Miteinander geht's auch auf Ihrem Album, das Sie den Fans zum 60. schenken. Die neue Single heißt "Ich will, dass du glücklich bist". . .
. . . das Lied wurde mir auf den Leib geschrieben. Es geht um Toleranz. Wenn ein Kind zu den Eltern sagt: Mama, Papa, ich bin anders, dann sollen die nicht so reagieren: Scheiße, was sagen die Nachbarn, die Verwandten? Sondern sie sollen ihrem Kind sagen: Ich will, dass du glücklich bist.

Lindner: Das Outing "hat mich viel Kraft gekostet"

Ihr Outing ist 20 Jahre her, hat sich zu wenig geändert?
Bei mir war es ein Zwangsouting, das war hart und hat mich viel Kraft gekostet. Die konservative Ecke war entsetzt, ich musste mir das Vertrauen meines Publikums zurückerobern. Heute weiß ich: Es hat mich stärker gemacht – ich bin froh drum. Was mir große Sorge bereitet: die wieder steigende Homophobie. Ich kann nur hoffen, dass Corona auch etwas Gutes hat und die Menschen etwas aus der Krise rausnehmen. Dass sie merken, wie essenziell Mitmenschlichkeit ist.

Fehlt Ihnen aktuell das menschliche Miteinander?
Durch die Maske fehlt mir die Mimik, das Lachen. Trotzdem ist sie ein wichtiger Schutz, ich hatte durch Corona auch Todesfälle im Bekanntenkreis. Mir fehlt das Händeschütteln als Ausdruck für Freundlichkeit und Respekt. Bussi-Bussi fehlt mir auch sehr. Nicht oberflächlich, sondern weil's ein Münchner Lebensgefühl transportiert. Es ist schön, sich nahezukommen, zu spüren, zu drücken.

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