Party-Intensivstation: Mang feiert 60. Geburtstag

Der Chirurg feiert in Lindau seinen 60. Geburtstag mit eigenem Oktoberfest. Rund 900 Gäste, die er eingeladen hatte, huldigten ihm und befolgten die strikte Kleiderordnung: Tracht. Michael Graeter gratuliert.
Es gibt Adabeis, die alles tun, um möglichst täglich in der Zeitung zu stehen. Wenn sie dann als bunter Hund bekannt geworden sind, sorgen sie sich plötzlich um ihre Sicherheit. So einer ist Werner Mang nicht, glaube ich. Deutschlands bekanntester Körperschneider mit einem Professor- und zwei Doktortiteln vor dem Familiennamen ist mir als bienenfleißiger Mediziner bekannt, ein Workaholic der Fassaden-Verschönerung, der sich dazu bekannte, ein „Sechziger“ geworden zu sein. Bescheiden feierte er seinen runden Geburtstag mit eigenem Oktoberfest. Allerdings in Lindau.
Ich brachte das Opfer, ohne jemals unter seinem Messer gelegen zu sein, an den Bodensee zu fahren. Auf einer mit Baustellen gepflasterten Autobahn, die Mang fast täglich mit seinem samenweißen Lambo durchbolzt, um seinen Verpflichtungen zwischen OP und PI (Party-Intensivstation) pünktlich nachzukommen.
In der Nacht zum Freitag war der Lindauer Insel-Skulpteur Werner auf dem Festland des schwäbischen Obstanbau-Gebiets der ungekrönte König. Rund 900 Gäste, die er eingeladen hatte, huldigten ihm und befolgten die strikte Kleiderordnung: Tracht. Nur der Ober-Scorpion Klaus Meine, prominentester im Folklore-Gewühl, kombinierte seine Rockerlederhose mit einem rustikalen Hemd. Am Mang’schen Hof gab es eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Die Wichtigste ganz vorne an der Bühne, die Bodensee-Hautevolee dahinter, und gleich am Bierhallen-Eingang rotwangige Gratulanten mit wedelnden Gutscheinen für Bier und Hendl.
Die Stimmung war riesig und Werner, der wie ein Box-Matador mit Frau Sybille vorneweg einzog, feierte in den Geburtstag hinein. Im Handumdrehen war’s zwölf Uhr. Dank Ballermann-Entertainment. Jürgen Drews war wieder mal aus dem Kornfeld gestiegen und brachte die Hütte zum Kochen. Unten stand seine Atombusen-Frau Ramona, die sich wegen ihres porennahen Dirndls das Atmen einteilen musste und in Habachtstellung befand, dass nicht A-Hörnchen und B-Hörnchen das Weite suchten.
Nach Jürgen räumten nahtlos Roberto Blanco und Bernie Paul ab, die für die Ehre ihre Stimmen ertönen ließen. Fritz Wepper, der, was ich gar nicht verstehen kann, ohne seine Frau viel aufgedrehter ist, zog eine Elvis-Presley-Nummer ab und bekam gegen halb zwei Uhr früh eine besonders individuelle Anerkennung von Schauspielerin Anja Schütte. Sie saß auf seinem Schoß, rauchte eine Zigarette und diskutierte mit dem Cabaret-Star über den Sinn des Lebens.
Franzsikaner-Chef Edi Reinbold tauchte überraschend mit seiner angetrauten Frau Claudia auf. Obwohl der Wiesn-Baron in letzter Zeit mit Partnerforschung beschäftigt ist, demonstrierten die beiden eine Eintracht, als hätten sie gerade einen neuen Biervertrag unterschrieben.
Natürlich war Werners bester Freund, Privatjet-Unternehmer Thomas Haffa mit seiner Frau Gaby gekommen. Er blätterte interessiert im herumgereichten Lindauer „Wochenblatt“, das Mangs Vorzüge en détail heraus streicht: Mein Hubschrauber, meine Yachten, meine Autos. Der Junior des Geburtstagskindes saß strahlend am Tisch mit der entzückenden Lisa, Tochter der Dicounter-Erbin Karin Holler.
Bei dem stürmischen Fest waren auch einige Herrschaften aus der benachbarten Ortschaft Zech zu Gast, einem Dorf, das keinen Friedhof hat. Man steht dort auf dem Standpunkt, dass ein anständiger Zecher im Knast stirbt.
Michael Graeter