Pamela: „Ich vermisse den Sex so sehr“
Nach Tiger Woods und Co: Jetzt outen sich auch prominente Frauen wie Pamela Anderson und sprechen über ihre Sucht nach Lust. Was dahintersteckt und was Therapeuten sagen
Erst outete sich Golfer Tiger Woods, dann Sandra Bullocks untreuer Gatte Jesse James – und jetzt auch noch Schauspielerin Lindsay Lohan und Busenwunder Pamela Anderson. „Ich bin sexsüchtig“, sagt die blonde Ex-Badenixe. Was umso schlimmer sei, seit sie sich kürzlich von Lover Jamie Padgett getrennt hat.
Im Onlinemagazin „Viply“ jammert Pam jetzt über die Folgen ihrer Sucht: „Ich bin ohne Sex völlig unentspannt, ich vermisse ihn so sehr. Sex hilft mir, zu relaxen.“ Schon in ihrer Schulzeit, die sie in Kanada verbrachte, sei sie „Nymphomanin“ gewesen, ihr Sex-Hunger sei einfach außer Kontrolle geraten. Was zu der Befürchtung Anlass gibt, dass nicht mehr nur reihenweise Männer Sexkliniken aufsuchen, weil sie plötzlich fürchten, dem Leiden Sexsucht verfallen zu sein – wie britische Medien sorgenvoll berichten. Sondern dass auch viele Frauen bang der Frage nachgehen, ob mit ihrer Libido noch alles stimmt. Tatsächlich leiden ein bis sechs Prozent der Deutschen an einer unstillbaren Sucht nach Sex, davon sind geschätzte 20 Prozent Frauen.
Doch was genau ist „Nymphomanie“? Ein Begriff, der, weil er stigmatisiert, in der Medizin nicht mehr verwendet wird – er leitete sich ab von den griechischen götterähnlichen „Nymphen“ und „mania“ (Manie, Wahnsinn).
Heute spricht man von Sexsucht. Sexsüchtige Frauen fühlen dranghaft wiederkehrend sexuelles Verlangen, und erleben das als sehr leidvoll. Sie suchen zwar ständig sexuelle Kontakte, erleben aber selten Befriedigung. Liebe, Nähe oder innere Verbundenheit bauen sie gar nicht erst auf. Die Lust wird dann zur Krankheit, „wenn der soziale, partnerschaftliche, finanzielle und berufliche Alltag der betroffenen Frau durch ihr Verhalten massiv gestört wird", erklärt der Berliner Sexualtherapeut Christoph Joseph Ahlers. „Wenn sie etwa durch viele wechselnde Partner das Risiko eingeht, sich mit Krankheiten anzustecken, wenn sie am Arbeitsplatz mit pornografischem Material erwischt wird oder sich im Job sehr aufreizend kleidet und dadurch Ärger bekommt. Wenn sie durch ständiges Ausgehen und Männersuche unmäßig viel Geld verliert und so weiter."
Anders als noch im vorletzten Jahrhundert, als man Frauen Eisbeutel auf die Vagina legte oder gar die Eierstöcke entfernte, herrscht heute Einigkeit, dass die Sexsucht keine organischen Ursachen hat. „Auslöser können mangelnde Liebe oder Anerkennung im Elternhaus sein“, erklärt der Psychiater Michael Soyka. „Auch Missbrauch in der Kindheit kann eine Rolle spielen, oft gibt es ein sexuelles Trauma.“ Sexualtherapeuten vergleichen die Sexsucht mit Magersucht oder Bulimie, deren Auslöser häufig ungelöste seelische Konflikte, Minderwertigkeitsgefühle oder die zwanghafte Suche nach Nähe sind.
Als wirksamste Hilfe sehen Ärzte heute die Psycho- und Sexualtherapie. Ob’s die wirklich braucht, können sich Frauen bei der Lektüre der Warnhinweise der Anonymen Sexaholiker überlegen. „Wer sich bei vielen Fragen angesprochen fühlt, sollte aktiv werden“, rät ein Sprecher. Pamela Anderson hat, wie immer, ihr eigenes Rezept: Sie sucht einen neuen Mann.
iko