P1: Die größten Skandale des Nobelclubs

Ein Student wird ans Kreuz geschlagen, Tom Cruise lacht die Klofrau an, J.Lo prellt die Zeche - und die Toten Hosen prügeln sich: Geschichten aus Münchens Nobelclub P1.
von  Britta Schultejans/Thomas Gautier
Auch er feierte im P1 - aber ruhig: Hugh Hefner mit Playboy-Bunnies im Mai 2006.
Auch er feierte im P1 - aber ruhig: Hugh Hefner mit Playboy-Bunnies im Mai 2006. © dpa

Ein Student wird ans Kreuz geschlagen, Tom Cruise lacht die Klofrau an, J.Lo prellt die Zeche - und die Toten Hosen prügeln sich: Geschichten aus Münchens Nobelclub P1.

München - An der Tür des Münchner Nobelclubs P1 gelten harte Regeln: „Heiße Hasen dürfen immer rein", lautet die erste. Und: „Zwei Scheißtypen ohne Girl – das geht gar nicht.“

Aufgestellt hat sie einer, der es wissen muss. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete Klaus Gunschmann als Türsteher und Geschäftsführer in Münchens wohl bekanntestem und teuerstem Club: dem P1. Das feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag – mit einer großen Party am heute Abend.

„In zu sein, ist eine momentane Erscheinung, der Beste zu sein, ist eine Kunst“, heißt es auf der Einladung - mei, wieder typisch P1. Es ist ein Zitat aus dem Jahr 1968 und stammt von Alecco, dem ersten Besitzer des Nobelclubs im Haus der Kunst, das es eigentlich schon viel länger gibt als 30 Jahre.

Seine Ursprünge hat der Club als Offiziersverein der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg, 1984 übernahm schließlich der Promi-Wirt Michael Käfer den Laden – der Grund für die große Party in diesem Jahr. Party ist das Stichwort.

Kaum ein Lokal steht so für ausschweifendes Feiern mit großer Promi-Dichte wie das P1. Ex-Türsteher Gunschmann schreibt in seinem Buch „Du kommst hier nicht rein! – Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus“ von einer handfesten Auseinandersetzung, in die die Toten Hosen und die Münchner Freiheit verwickelt waren – und von einer wodkaseligen Versöhnung der beiden Bands.

Von einem Tom Cruise erzählt er, der sich auf der Premierenparty zum Deutschland-Start seines Films „Minority Report“ zehn Minuten mit Klofrau Sofie unterhielt. „Wir fragen uns heute noch, worüber die beiden wohl geredet haben, da Sofie kein einziges Wort Englisch konnte.“

Tor-Titan Oliver Kahn und Verena Kerth fanden sich einst im P1, Rolling Stone Mick Jagger erklärte den Club zu seinem Jagdrevier, Oskar Lafontaine, Jon Bon Jovi, Leonardo DiCaprio und Tatjana Patitz feierten an einem denkwürdigen Abend zusammen, und Puff Daddy und Jennifer Lopez vergaßen im Rausch der Nacht glatt, die rund 10 000 D-Mark für den Champagner zu bezahlen und überwiesen das Geld nach Angaben Gunschmanns erst Wochen später.

Ihnen ging es in jedem Fall besser als den Scorpions. Sie kamen gar nicht erst durch die damals „härteste Tür Deutschlands“. „Wir sind aber die Scorpions“, sollen sie gesagt haben. Die Antwort folgte auf dem Fuße: „Eben drum.“

Auch zwei AZ-Reporter haben eine ungute Erinnerung an die Disco. Als "Playboy"-Gründer Hugh Hefner mit seinen Bunnys und Bodyguards Ende Mai 2006 den Club betritt, spricht die Sex-Legende mit allen Reportern, die auf ihn warten. Die AZ-Leute  lässt er stehen - aus Absicht. Die hatten sich zuvor bei Hefners Abendessen im ersten Stock des Hofbräuhauses wohl etwas zu forsch an ihn rangemacht. Immerhin: Sie brachten alle Fotos von Hefners Mahl mit: Schweinsbraten und Jackie-Cola - und ein Bunny mit zwei Maßkrügen.

Seit dem Sommer 2013 haben zwei junge Burschen Mitte 20 die Geschäftsführung des Clubs inne: Sebastian Goller, der Sohn des Mitinhabers Franz Rauch, und Sebastian Kunzler. Von einem „kleinen Generationswechsel“ sprechen sie. „Wir möchten die Qualität, für die wir seit 30 Jahren stehen, bewahren und frische Ideen unterstützen. Wir möchten die Balance von Zeitgeist und Zeitlosigkeit finden.“

Auch wenn die Musik heute vielleicht doch woanders spielt, die Promis sich inzwischen eher in Berlin die Nächte um die Ohren schlagen und der Hauptstadt-Club Berghain dem P1 den Rang als „härteste Tür“ längst abgelaufen hat: Die Partys im Nobelclub müssen einst legendär gewesen sein.

Nach durchzechter Nacht der Gäste standen Gunschmann und seine Kollegen am Morgen, wenn das Licht anging, immer wieder „knöcheltief“ in Zigarettenasche, Wodka, Glassplittern und zerrissenen Slips. Einmal, so erinnert sich der Ex-Türsteher, sei auch ein Gebiss unter den Überbleibseln gewesen - „natürlich mit goldenen Schneidezähnen“.

Für einen regelrechten Skandal sorgte die Mottoparty „Römerfest“ im Jahr 1993. Und das lag nicht nur daran, dass Studentinnen sich als laszive Römerinnen verkleidet durch den Club räkelten, sondern daran, dass ein Student sich für 200 Mark an ein Holzkreuz hängen ließ und so die Kreuzigung Jesus Christus nachstellte. Im Hintergrund lief der Softporno „Caligula“. Die Empörung der Kirche ließ sich nur mit einer großzügigen Spende aus der Welt schaffen. Mittlerweile hat sogar CSU-Chef Horst Seehofer im P1 gefeiert - bei seiner Facebook-Party.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.