Otto Sander - Abschied von einem brillanten Schauspieler
Deutschland trauert um den Theater- und Filmschauspieler Otto Sander, der am Donnerstag im Alter von 72 Jahren verstorben ist. 2007 war der beliebte Darsteller an Speiseröhrenkrebs erkrankt, wurde aber 2011 als geheilt erklärt. "Bei der Therapie haben sie alles weggestrahlt", erklärte Sander damals merklich erleichtert im Interview mit der Berliner Tageszeitung "B.Z.". Sollte sich die Krankheit bloß zwei Jahre darauf wieder stärker als je zuvor zurück gemeldet haben?
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Seine Karriere
Der in Hannover geborene Otto Sander absolvierte nach seinem Abitur 1961 seinen Wehrdienst bei der Bundesmarine. Mit dem großen Wunsch Regisseur zu werden, verschlug es Sander in die Hörsäle der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort widmete er sich von 1962 bis 1967 ganz dem Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Zwar gelang Sander 1964 der Wechsel an die renommierte Otto-Falckenberg-Schule, doch ein Jahr später wurde er schon aus nicht bekannten Gründen der Schule verwiesen. Seine dortige Ausbildung durfte er dann mit einer externen Abschlussprüfung beenden.
Sein Theaterdebüt feierte Sander 1965 an den Kammerspielen in Düsseldorf, 1968 folgte dann gleich das nächste große Engagement an der Freien Volksbühne Berlin. Wie im Buche verlief auch Sanders Filmkarriere: Seine erste Rolle in Roland Klicks Kurzfilm "Ludwig" (1964) erregte ausreichend Aufmerksamkeit, um mehrere größere Rollen darunter in Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel" (1979) und Wim Wenders' "Der Himmel über Berlin" (1987) nach sich zu ziehen. Unter anderem durch Wolfgang Petersens "Das Boot" wurde Sander auch international bekannt. Neben seiner Schauspielertätigkeit war Otto Sander auch als Synchron- und Hörspielsprecher sehr erfolgreich. Seine Fans schätzten vor allem seine ruhige, sonore Erzählerstimme in "Das Parfum" oder "Krabat".
Im Laufe seiner Karriere wurde Otto Sander vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem "Deutschen Darstellerpreis" (1980 und 1989) und der "Berlinale Kamera" (2008).
Seine Familie
Über Sanders Privatleben ist nicht allzu viel bekannt. Er galt nicht gerade als einer der Filmstars, die ihr Liebesleben der Presse auf dem Silbertablett servierten. 1971 heiratete er die Berliner Schauspielerin Monika Hansen (70), die die beiden Kinder Meret und Ben Becker aus ihrer ersten Ehe mit Ralf Becker mit in die Ehe einbrachte. Die beiden sind ebenfalls erfolgreiche Schauspieler.
Otto Sander war jemand, der viel über sich und seine Wirkung auf die Umwelt reflektierte. So stellte er einmal beispielsweise fest: "Man traut Rothaarigen nicht. Doch dieses Vourteil hab' ich wettgemacht: Durch meine unschuldigen Augen." Und damit traf er voll ins Schwarze, denn seine Bewunderer liebten den etwas kauzigen, sommersprossigen Rothaarigen in seinen komischen Rollen. Kaum zu glauben, dass er trotz seines immensen Erfolges stets bodenständig und schüchtern blieb. "Als junger Mensch hatte ich Angst, unter die Leute zu gehen, konnte die Blicke nicht ertragen. Daher viel Einsamkeit. Ich war zart, blass, mit blauen Augen und roten Haaren. Da bleibt einem nur, Intellektueller zu werden oder Spaßvogel", betonte der einzigartige Künstler einst. Womöglich war er bis zuletzt ein bisschen beides...