Ottfried Fischer denkt nicht ans Aufhören

Pfarrer Braun geht wieder auf Verbrecherjagd: Schauspieler Ottfried Fischer schlüpft zum 21. Mal in die Rolle des Geistlichen, der sich diesmal auf die Suche nach einer gestohlenen Stradivari macht.
Berlin - Die ARD zeigt die Folge „Ausgegeigt!“ am Freitag (11. Mai, 20.15 Uhr). Ursprünglich war die Ausstrahlung für Donnerstag vorgesehen, musste aber der Fußballübertragung weichen. dapd-Korrespondent Bernd Fischaleck sprach mit dem bayerischen Schauspieler und Kabarettisten über seine Parkinson-Krankheit, die FDP und seine Pläne für einen autobiografischen Roman.
Nach mehr als einem Jahr standen Sie nun wieder als Pfarrer Braun vor der Kamera. Wie waren Dreharbeiten für Sie?
Fischer: Erstaunlich. Ich habe mich ja auch gefragt, wie es mir gehen wird, aber es lief wunderbar. Beim Film kann man vieles so regeln, dass es leichter geht, und das ist auch geschehen. Es war eine schöne Drehzeit.
Wie haben Sie und das Team sich umstellen müssen aufgrund Ihrer Krankheit?
Fischer: Ich kann zum Beispiel nicht mehr so aus dem Stuhl hochspringen oder ewig laufen. Es dauert auch etwas länger, bis ich aus dem Auto ausgestiegen bin, aber da kann ja ein Schnitt auf den Fahrer oder Beifahrer gemacht werden. Gewisse Dinge kann man kaschieren. Das war überhaupt kein Problem. Einen Film zu drehen, war auch früher sehr strapaziös, weil man auf den Punkt da sein muss. Diese Bereitschaft ständig aufrecht zu erhalten ist anstrengender, als die Zuschauer es sich vorstellen. Schauspieler müssen den ganzen Tag in Habachtstellung sein, um dann loszudonnern, wenn es sein muss.
Sie verkörpern den Pfarrer Braun bereits seit neun Jahren. Was reizt Sie noch an der Figur?
Fischer: Ich war auf der Klosterschule und habe in meinem Leben zahlreiche Pfarrer kennengelernt. Es gibt so viele Vorbilder für meine Figur. Ich behaupte ja rigoros und ohne rot zu werden, dass dieser Pfarrer Braun ein echter Pfarrer ist.
Neben Ihrer Arbeit als Schauspieler stehen Sie auch mit zwei Programmen als Kabarettist auf der Bühne. Was treibt Sie noch an?
Fischer: Ich kann mich ja nicht hinsetzen und langsam vor mich hinfaulen. Es macht mir einen Riesenspaß, mit der Band aufzutreten. Auch mein Soloprogramm halte ich für relativ gelungen, und es kommt ja auch ganz gut an. Ich bin jetzt gerade dabei, ein Best-of zu erstellen.
Nerven Sie diese Fragen nach Ihrem Gesundheitszustand und einem möglichen Abschied von der Bühne?
Fischer: Nein, nicht so wahnsinnig. Es ist doch einfach toll, dass ich nicht aufhören muss, nur weil ich ins Rentenalter komme. Ich nehme mir einfach die Freiheit, das zu tun, was mir Spaß macht. Das ist ja auch die Gnade des Künstlers: Er kann machen, was er will. Zur Zeit schreibe ich einen Roman.
Worum geht es in dem Buch?
Fischer: Um Schwabing in den 80er-Jahren. Autobiografische Elemente sind darin enthalten. Es geht um einen Kabarettisten, der ein wenig korpulent ist. Das kann durchaus auf den Autoren bezogen werden.
Wann soll der Roman erscheinen?
Fischer: Der Plan ist, dass in zwei Jahren zwei bis drei Bücher herauskommen. Es soll aber keine tabellarische Auflistung meines Lebens sein. Ich will ich eher anhand der Leute, die ich kennenlernen durfte, beschreiben, was mir widerfahren ist. Ich versuche, es als Lehrbuch für junge Schauspieler aufzuziehen, aber in amüsanter Weise. Das ist jetzt meine erste Idee.
Als Kabarettist beobachten Sie auch das politische Geschehen. Können Sie der Lage der FDP noch etwas Komisches abgewinnen, oder trauern Sie ihr langsam hinterher?
Fischer: Ich traue der FDP nicht. Die waren schon oft schwach. Das sind alte Schweinebacken, die tauchen plötzlich wieder auf und sind das Zünglein an der Waage.
Diese Rolle hat zur Zeit ja eher die Piratenpartei inne.
Fischer: Die Piratenpartei ist ein Ventil für Leute, die nicht wissen, was sie wählen sollen. Der Spuk wird sich auch wieder legen. Die deutschen Wähler wollen ordentliche Parteien. Die wählen dann lieber wieder die SPD, die die Agenda 2010 zu verantworten hat, als die Piraten.
Kommissar Geiger zieht in dem neuen Pfarrer-Braun-Film einen Vergleich zwischen Senf und Menschen: Beide würden mit der Zeit milder. Können Sie das bei sich auch beobachten?
Fischer: Ich versuch's möglichst logisch zu packen und mich nicht aufzuregen. Man wird schon ein bisschen nachsichtiger. Manchmal müsste man sich aufregen, aber man tut es nicht. Hinzu kommt, dass ich ein konfliktscheuer Mensch bin.
Ihr derzeit größter Konflikt ist der Prozess gegen die „Bild“-Zeitung. Wie groß ist Ihre Genugtuung, dass das Verfahren neu aufgerollt wird?
Fischer: Ich will auf keinen Fall feixen oder den strahlenden Sieger geben, aber ich war überzeugt in meinem Glauben an die Justiz, dass der Freispruch aufgehoben wird. Ich bin damit sehr zufrieden, auch im Sinne der Gerechtigkeit, so pathetisch das klingen mag. Für mich gilt: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Da gibt es auch keine Altersmilde.