OpenPetition verbietet Initiativen gegen Personen
Das Internet sorgt dafür, dass sich Nachrichten besonders schnell verbreiten. Manchmal aber auch dafür, dass sie besonders lange im Fokus bleiben: Eine Online-Petition hält Markus Lanz' Talk-Auftritt mit Sahra Wagenknecht seit Tagen in den Schlagzeilen. Und gibt Machern und Usern eine Lehrstunde in Sachen Politik im Netz.
Da hat ZDF-Moderator Markus Lanz (44) doch tatsächlich für einen kleinen Entwicklungsschritt im deutschen Online-Petitionswesen gesorgt: Sein fragwürdiger Auftritt in der Talkrunde mit Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht zog eine Petition mit bereits mehr als 220.000 Unterzeichnern auf der Plattform "OpenPetition" nach sich - und eine kleine Reform in den Regularien der Webseite. Die Macher der schlagartig berühmt gewordenen Page untersagen nun Petitionen gegen Einzelpersonen.
"Erziehung per Unterschriftensammlung ist nicht die Idee", zitiert die Webseite "meedia.de" den "OpenPetition"-Gründer Jörg Mitzlaff. Die Plattform sei "ein politisches Werkzeug, um mit demokratischen Mitteln Einfluss auf die Regeln unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und der Entscheidungsfindung zu nehmen." Künftig sollen also nur noch solche Petitionen auf der Seite bleiben dürfen, die sich eben gegen bestehende Regelungen oder Strukturen richten - und nicht gegen Personen, die innerhalb dieses Rahmens agieren.
Der Stein des Anstoßes, die Petition gegen Lanz' Anstellung beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, soll aber trotzdem weiter online bleiben, wie es heißt. Sie sei "in erster Linie eine Forderung an das ZDF nach journalistischen Qualitätsstandards". Diese Lesart erklärt den Verbleib der Eingabe auf der Webseite - dürfte die Lage für den somit als Qualitäts-Unterbieter gebrandmarkten Markus Lanz allerdings auch nicht angenehmer machen. Beim ZDF scheint Lanz immerhin nach wie vor nicht zur Disposition zu stehen.
Im Netz hat sich unterdessen eine ganze Petitionswelle rund um Lanz' Fauxpas aufgebaut: Der Piraten-Politiker Christopher Lauer fordert derzeit auf, Lanz seine Show so aufziehen zu lassen, wie er will - schließlich sei es nicht sinnvoll "so viel Zeit für so einen Quark draufgehen zu lassen". Comedian Dieter Nuhr startete eine Petition gegen Online-Petitionen. Deren umgehende Löschung sorgte aber nur für noch mehr Stress. Ein anderer User reichte umgehend eine Petition gegen das Verschwinden von Nuhrs Petition ein. Und so könnte der ganze Trubel am Ende immerhin ein Gutes haben: Nun wissen die Deutschen, dass es Online-Petitionen gibt. Und lernen vielleicht sogar noch, wie sie funktionieren.