Nur für echte Männer: Eine Bar wie ein Bergwerk

MÜNCHEN - Lederjacken, Kippen und billiges Bier: Das Netzer & Overath im Glockenbachviertel ist nichts für Mädels. Ein echter Rockschuppen - perfekt für einen Bierabend mit guten Freunden.
Von der Wand grinst Johnny Cash, ein „Fuck You“ auf den Lippen, den Mittelfinger gestreckt. Irgendein Typ haut einem anderen die Faust ins Gesicht, das Bier spritzt, aus den Boxen brettert Motörhead. Das Netzer & Overath. Rock'n'Roll.
Bis auf ein bisschen Deko hat die Eckkneipe im Glockenbachviertel, benannt nach den beiden Bundesliga-Spielmacher-Legenden Günter Netzer und Wolfgang Overath, mit Fußball nicht viel zu tun. An der Wand hängen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den Siebzigern: Netzer im Auto, Netzer an der Bar, Netzer beim Anstoß. Und in der Ecke der Kicker.
„Für's erste Date ist das Overath und Netzer nix. Aber perfekt für einen Bierabend mit Freunden“, sagt Frank, der vor allem wegen der Musik kommt. Die ist zwar nicht immer geschmackvoll, dafür laut und handgemacht: Rolling Stones, Iron Maiden oder The Hives.
Die Kneipe hat kein einziges Fenster
Eben ein echter Rockschuppen, für echte Männer. Die tragen im Netzer Dreitagebärte, speckige Lederjacken oder verwaschene Kapuzenpullis, das Bier in der einen und die Zigarette in der anderen Hand. Raucherclub, ist ja eh klar. Und das Publikum, das sich in dem kleinen Raum mit der gefühlten Deckenhöhe von etwa zwei Metern drängt, macht den Reiz des Ladens aus.
Denn sonst ist da nicht viel: grauer Betonboden, an den Seiten ein paar Holztischchen und Bänke, darauf stählerne Marlboro-Aschenbecher als einzige Deko. Ungefähr so viel Charme wie ein Bergwerk. Nicht einmal Fenster gibt es: Weil sich die Anwohner über den Lärm beschwert hatten, wurden sie einfach zugemauert.
Mehmet Scholl hat hier schon aufgelegt
Für Frank ist das Netzer, wie es gute Freunde nennen, eine Anti-Hipster-Oase im Glockenbachviertel. „Ohne diese Elektro-Schnösel“, schreit er, während der DJ AC/DCs „You shook me all night long“ aufdreht. Die vom Bier und Whiskey-Cola berauschte Meute brüllt den Refrain mit, ein paar Mädels – ja, ein paar sind wirklich da – entern die wackligen Tischchen. Auch Ex-Bayern-Spieler Mehmet Scholl hat hier schon aufgelegt.
Am Kicker in der Ecke, der einzigen beleuchteten Stelle in der Kneipe, duellieren sich die Teams. Es ist eng, es ist heiß. Der Schweiß tropft, das Bier fließt in Strömen. Es geht um die Ehre.
Christoph Landsgesell