Neubauer: Was Lambert Dinzinger verlangen kann

AZ: Herr Messmer, 14000 Euro Unterhalt im Monat möchte Lambert Dinzinger von seiner Noch-Gattin Christine Neubauer – wie stehen seine Chancen?
HERMANN MESSMER: Wenn jemand durch Glück ins Schlaraffenland einheiratet, bekommt er in der Regel auch den goldenen Abschied. Theoretisch ist diese Summe natürlich drin. Es geht da ja um einen Aufstockungs-Unterhalt. Also Geld, das er braucht, um den Lebensstandard zu erhalten, den er in der Ehe hatte.
Da hat Herr Dinzinger ja einiges aufgelistet: Golfclub, Designer-Anzüge, Gärtner...
Der fordernde Ehegatte muss beweisen, dass dieser Standard gelebt wurde und dass es einen ehebedingten Nachteil gab. Zum Beispiel, dass nicht das Kindermädchen das gemeinsame Kind erzogen hat, sondern er. Und dass er deshalb nur „Arbeit-light“ leisten konnte. Gelingt das, hat er Anspruch auf die Aufstockung. Die gibt ihm die Möglichkeit, sich wirtschaftlich und psychologisch auf das neue Leben, einzustellen – sich also quasi das Reichsein abzugewöhnen. Dieser Fall ist aber nur deshalb eine Sensation, weil ein Mann das Geld fordert. Würde eine Frau das tun, wäre es Tagesgeschäft.
Haben es Männer schwerer?
Ja, natürlich. Schon allein psychologisch. Vor Gesetz sind Mann und Frau zwar gleich zu behandeln. Aber die Gesellschaft! Was da geredet wird, das muss so ein Mann erst mal aushalten.
Wieso, was redet man denn so auf den Golf- und Tennisplätzen?
Na, die rümpfen die Nase und ziehen – auch vor Gericht – die Augenbrauen hoch: Was ist denn der für ein Mannsbild? Da ist oft von „Scheidungs-Schmarotzern“ die Rede – obwohl das ungerechtfertigt ist. Aber hier werden sich Männer emanzipieren. Wir sind da noch am Anfang, aber die Entwicklung kommt.
Wie lange darf Dinzinger mit dem Unterhalt rechnen?
Früher gab es den Spruch: Einmal Chefarzt-Gattin, immer Chefarzt-Gattin. Das gilt nicht mehr. Bei 20 Jahren Ehe kann das jetzt heißen: ein Drittel der Ehezeit.
Vorausgesetzt, Frau Neubauer verdient genug, oder?
Natürlich. Er kann nur verlangen, was sie auch zahlen kann. Ihr müssten – wenn er 14 000 Euro bekommt – mindestens 14 000 bis 25 000 Euro im Monat bleiben.
Wie hoch sind die größten Unterhalts-Summen an Ex-Männer, die Ihnen bekannt sind?
Es gibt beim Aufstockungs-Unterhalt ja keine Deckelung. Es gab in Deutschland mehrere Fälle im Industriellen-Bereich, wo der attraktive Ehe-Playboy bei der Scheidung 200 000 Euro im Monat und mehr verlangt hat.
Und? Wie ging’s aus?
Da wurden zwei bis drei Millionen Euro an Abfindungen gezahlt.
Oha. In welcher Branche gibt’s denn am meisten Geld für Ehemänner?
Bei den stillen ganz Reichen, die keinen Skandal wollen: In der Industrie, in Wirtschaftsunternehmen und beim Hochadel, sofern der noch Geld hat. Da ist der gute Ruf oft mal eine Million mehr wert, obwohl die Gattin dazu gar nicht verpflichtet ist. Dann werden natürlich Schweigeklauseln einbezogen – und alles bleibt schön unter der Decke.
Wie schaut’s bei Fußballer- oder Rockstar-Scheidungen aus?
Da wird’s eher öffentlich. Fußballer spielen ja, wenn sie das erste Mal heiraten, oft noch in der Bezirksliga, haben nicht viel Geld und auch keinen Ehevertrag. Dann wird Unterhalt und Zugewinn in ein Paket verwandelt – und 10 000 oder 20 000 Euro Unterhalt im Monat sind keine Seltenheit.
Ihr Rat an alle gut betuchten Damen, die sich verehelichen wollen?
Vor der Ehe eine Gütertrennung vereinbaren und einen angemessenen Ehevertrag machen – mit Betonung auf angemessen. Also von vornherein abmachen: Mehr als 10 000 Euro gibt’s nicht. Wer seinen Gatten mit „Null Euro“ ohne Schwimmweste ins kalte Wasser springen lassen will, kann davon ausgehen, dass der Vertrag später angefochten wird. Dann ist er nur noch das Papier wert, auf dem er steht.
Das gibt’s öfter?
Es kam vor, natürlich. Seit der Bundesgerichtshof vor ein paar Jahren entschieden hat, dass Macho-Eheverträge sittenwidrig sind, schlafen viele reiche Ehemänner nicht mehr so gut. Die sind jetzt wieder netter zu ihren Ehefrauen.
Ihr Recht bei der Scheidung - alle Tipps und Ratschläge gibt's in Ihrer Abendzeitung vom Freitag, 18. Oktober.