Nachruf auf die Queen: Diese Lücke ist nicht zu füllen

Wenn der geliebte Ehemann stirbt, ist das Leben ein anderes, düsteres, leeres. Ganz egal, ob man sich in fröhlichen Farben mit einem noch fröhlicheren Lächeln zeigt. Ganz egal, ob man die britische Königin ist oder nicht.
Und doch konnte man nur staunen, mit welcher Stärke, Kraft und Konsequenz Queen Elizabeth II. ihr Leben weiter bestritten hat - nach diesem 9. April 2021, dem Tag, als Prinz Philip († 99) sie nach 73 Ehe-Jahren für immer verlassen hat. Auf der Trauerfeier saß sie coronabedingt allein auf der Bank und weinte eine einzige Träne. Die ganze Welt weinte mit.
Der Mann, den sie mit 13 Jahren lieben lernte, war nicht mehr da
Wenige Tage später ging sie wieder ihren royalen Pflichten nach. Strahlte, schien gut gelaunt, begrüßte Botschafter, streichelte Pferde, ehrte langjährige Mitarbeiter - als sei nichts passiert. Dabei war für sie alles passiert. Das Schlimmste.
Die lange Liebe ihres noch längeren Lebens, ihr wichtigster Herzensmensch, Kritiker, Ratgeber, Stimmungsaufheller, Humorgarant, der Mann, den sie lieben gelernt hatte, als sie 13 war und der für sie seine Karriere aufgegeben hatte, war plötzlich nicht mehr da.

Dafür die schrecklich nette Königsfamilie mit ihren schwarzen Schafen. Der Missbrauchsskandal um Queen-Sohn Prinz Andrew, die ständigen Ego-Spielchen von Enkel Prinz Harry und seiner Meghan - sie dürften die Queen weit mehr als not amused haben.
Mit fast 95 Jahren begann für Königin Elizabeth am 9. April eine Zeitenwende, ein neues Leben. Wie taff und tapfer sie bei ihren Auftritten auch wirkte, körperlich ging es ihr immer schlechter. Sie verlor an Gewicht, musste auf einen Gehstock zurückgreifen, was die Außenwelt prompt in Aufregung und Angst versetzte.
Sie infizierte sich mit Corona, musste Termine absagen, fühlte sich "erschöpft" (eine Äußerung, die es zuvor noch nie gab), trotzdem wollte sie als knallharte Durchzieherin, als Superpowerfrau im Dienst der Krone, unbedingt ihr 70. Thronjubiläum im Juni 2022 zelebrieren. Für die Menschen da draußen als Zeichen ihrer Beständigkeit in immer unruhigeren Zeiten.
Wie alles, was sich die Monarchin in den Kopf setzte, gelang ihr auch das. Auf die Queen war immer Verlass. Vier Tage lang wurde sie in Großbritannien gefeiert.
Wie es ihr in dieser Zeit abends allein im Bett hinter den dicken Schlossmauern gegangen sein mag? Niemand möchte sich dazu eine Antwort anmaßen. Aber sicher wird sie sich in diesen Momenten deutlich anders als im Rampenlicht gefühlt haben. Nach Prinz Philips Tod verbrachte die Königin noch mehr Zeit mit ihren Corgis und Pferden in der Natur. Prinz Charles und Prinz William und auch Herzogin Kate nahmen immer größere Bezugsrollen ein.
Sie war ein Vorbild - auch für junge Leute
Doch die Nähe der Familie und die Kraft der Natur und Tiere konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Herz gebrochen war. Und ein gebrochenes Herz ist leider sehr viel anfälliger für Stress, familiäre Missstimmung, Infektionen und jegliche Krankheiten.
Jetzt ist das für so viele Menschen Unvorstellbare passiert: Die Queen ist tot. Das kann doch nicht wahr sein, weil sie immer da war. Fast schon wie eine gute Bekannte, ein Familienmitglied, das über viele Jahrzehnte das Leben von Millionen mitgeprägt hat.
Für sie alle war diese kleine und dabei so übergroße Frau mit der Liebe zu knalligen Farben, witzigen Hüten und coolen Drinks so etwas wie die letzte Instanz. Ein Vorbild - auch für junge Leute.
Elizabeth II. war schon zu Zeiten lange vor der Frauenquote die Big Bossin von The Firm, wie das britische Königshaus umgangssprachlich genannt wird. Sie hat alles erlebt, alles durchgezogen, war mit den vielen wichtigen und mächtigen Politikern, die sie im Laufe ihres Lebens traf, stets auf Augenhöhe. Vor der Queen hatten alle Respekt.
Die riesige Lücke, die Königin Elizabeth hinterlässt, ist nicht zu füllen. Es wird eine völlig neue Ära beginnen - im Buckingham Palast, in ganz Großbritannien und für jeden einzelnen, der sich für die Royals interessiert.
Eine Hoffnung bleibt: Die britische Königin ist jetzt dort, wo sie nur noch Lilibet genannt und mit politisch unkorrekten Scherzen begrüßt wird - bei ihrem geliebten Ehemann Prinz Philip. Diesmal werden die beiden für immer zusammen sein.