Nach Rauswurf aus RTL-Dschungelshow – Nina Queer erklärt "Hitler-Transe"-Aussage: "Bin keine Nazi-Braut"

Mit losem Mundwerk und bunten Szene-Partys – damit hat sich Nina Queer einen Namen gemacht. Die erfolgreiche Dragqueen wollte 2021 auch ins Dschungelcamp einziehen und stand bereits auf der Teilnehmerliste des Corona-Formats "Dschungelshow". RTL schloss Nina Queer aber kurzfristig aus. Ihr Mitwirken an der Dschungelshow wurde vor dem Start verhindert. Der Grund: Nina Queer hatte sich in einem Interview kritisch über homophobe Angriffe durch Araber in Berlin-Kreuzberg geäußert. Queer interessiere es wenig, wenn andere es nicht verstehen, dass sie lautstark darauf aufmerksam mache und entschieden dagegen vorgehe, meinte sie damals. "Dann bin ich eben die erste Hitler-Transe", sagte sie wörtlich dem "Tagesspiegel".
RTL äußert sich zum Dschungel-Rauswurf von Nina Queer
Zu viel für den Privatsender RTL. Man ersetzte Nina Queer und kommentierte die Entscheidung: "Vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen und unserer Haltung, jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus sowie Diskriminierung klar zu verurteilen, können und wollen wir jemanden, der sich selbst 'Hitler-Transe' nennt, keine Plattform in einer Unterhaltungssendung bieten."
Nach Skandal in Dschungelshow gibt Nina Queer ein Interview
Nina Queer musste mit den Folgen leben, bekam Anfeindungen, Drohung und wurde mit Hohn und Spott überschüttet. Kurz vor dem Start der neuen Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" spricht die Berliner Dragqueen mit der AZ.
AZ: In einem Interview haben Sie sich 2020 als "Hitler-Transe" bezeichnet. Dies hatte Folgen. Fühlen Sie sich missverstanden?
NINA QUEER: Es ging damals um mein Buch "Sie ist wieder da". Welches komödiantisch mit der erfundenen Hitler-Biografie "Er ist wieder da" spielte. Es war also die Persiflage der Persiflage und würde man beim "Tagesspiegel" Humor und Zwischentöne verstehen und erkennen, dann wäre das alles nie zum Skandal geworden. Ich habe mich übrigens nie als "Hitler-Transe" bezeichnet. Ich habe im Interview gesagt: "Wenn mich jemand so sehen will, dann bin ich eben die Hitler-Transe."
"Hitler-Transe": Nina Queer wurde öffentlich als Nazi beschimpft
Aber Sie haben es dennoch gesagt.
Ich bin Schauspielerin, Kunstfigur und Comedian. Bei jeder meiner Shows und Darbietungen, in jeder meiner Rollen, lebe ich davon, dass Menschen alles in mich hinein interpretieren dürfen. Gott und Teufel, Hure und Heilige bin ich für sie. Ich fühlte mich nicht nur missverstanden. Die Leute lasen eine halbe Überschrift und wünschten mir den Tod. Sowohl persönlich als auch im übertragenen Sinne. Vier Wochen wurde ich öffentlich als Nazi beschimpft und hatte damit nichts zu tun. Alles Gute und Lustige was ich je getan hatte, all meine Erfolge auf der Bühne und im Fernsehen, waren wie weggewischt. Die Medien waren voll mit dem Dschungel-Rauswurf.
Bereuen Sie die "Hitler-Transe"-Aussage heute?
Heute kann ich wieder Witze darüber machen und mein Publikum versteht es auch. Wie gesagt: Die Aussage war aus dem Kontext gerissen. Ich kannte den Redakteur, weil er Showtranse in meinen Nachtclubs werden wollte. Ich hatte ihn aber abgelehnt. Der Artikel war also seine Rache an mich. Er wollte ein Stück vom Kuchen abhaben. Wer kann es ihm verdenken? Ich war sein Moment of Fame. Hätte ich es selber anders gemacht? Keine Ahnung. Ich vergebe ihm. Karma. Nach langer Erfolgsgeschichte musste es mich einfach mal treffen. Wie jedem großen und echten Star.
Nina Queer fühlt sich missverstanden: "Krasser Witz und ich war einfach naiv"
Der Vorwurf, rechtsradikal oder ein Neonazi zu sein, ist hart.
Ich bin keine Nazi-Braut! Ich habe einen krassen Witz gemacht, der in unserer neuen Zeit definitiv nicht mehr angebracht war. Ich habe es zu spät erkannt und es bereut. Ich habe mich auch öffentlich dafür entschuldigt. Was soll ich noch machen? Ich war einfach so naiv und dachte, die Menschen verstünden meinem Humor, sie würden es mit einem Augenzwinkern sehen. Ich wurde eines Besseren belehrt. Bei RTL laufen übrigens bis heute Personen über den Bildschirm, die wirklich rassistische Straftaten begangen haben. Doch während ehemalige Fußballer fröhlich ihr Unwesen weiter treiben dürfen, werde ich bis an den Rest meines Lebens gecancelt, weil ich einen schlechten Witz gemacht habe, um ein lustiges Buch zu bewerben? Das ist doch mal wirkliche Homophobie! Der Hetero-Macker ist fett im Geschäft und die Transe wird fallen gelassen. Pfui!
Auf wen sind Sie heute noch sauer?
Der damalige RTL-Chef stand unter Druck. Nach den Skandalen mit Michael Wendler und Xavier Naidoo konnte er sich gar nichts mehr erlauben. Auch keinen Hitler-Witz. Sauer bin ich auf niemanden mehr. Die Zeit ist auf meiner Seite. Neid und Gier sind oft sehr einsame Reiter und so wie ich erwarte, dass man mir vergibt, vergebe ich all jenen, die mir Leid angetan haben. Ich bin schließlich Christin und CDU-Wählerin. Ich habe meine festen Prinzipien und lebe danach.
Hatte dies alles finanzielle Folgen und Auswirkungen auf Ihre Karriere?
Tatsächlich nicht. Da ich nicht vertragsbrüchig war, wurde mir meine volle Dschungel-Gage überwiesen. Danach hatte ich eine Fangemeinde, die dieses Unrecht erkannt und mich bis aufs Blut unterstützt hat. Es hat mich irgendwie zur Märtyrerin werden lassen. Meine Partys sind voll. Es hat mich angetrieben, meine Produktpalette zu erweitern und andere Märkte zu ergründen. 2023 war das erfolgreichste Jahr seit Gründung meiner Firma vor 20 Jahren. Ich hatte Glück und bin dankbar. Mittlerweile hab ich mich so gut aufgestellt, sodass ich auf Trash-Formate nicht mehr angewiesen bin und auch ohne diese fragwürdige Prominenz wunderbar leben kann.
Wo finden Sie aktuell dennoch statt?
Da lasse ich doch gleich mal eine Bombe platzen: 2024 wird mein Jahr! Ich mache eine Miniserie für Amazon und schreibe auch das Drehbuch dafür. Zwei Staffeln sind mir sicher. Im Frühling oder Sommer hat die erste Staffel schon Premiere. Ansonsten gibt es meine Partys, meine Produkte und mich als Stargast in vier europäischen Ländern. Gerade erschien mein erstes Brettspiel.
Vorerst kein Trash-TV für Nina Queer
Werden Sie das Dschungelcamp 2024 sehen?
Klar werde ich es schauen. Allein schon wegen meiner Kolumne bei Energy. Es ist also auch ein Stück weit Arbeit für mich.
Wollen Sie heute noch ins Dschungelcamp und an der Show teilnehmen?
Wenn irgendwann keine vorbestraften Intensivtäter und Influencer mehr im Format sind, dann gerne. Momentan aber auf keinen Fall. RTL wird mich bestimmt erst wieder fragen, wenn ich irgendwann aus dem Männerknast entlassen wurde, weil ich wegen eines Amoklaufs 27 Jahre einsaß. Sind wir doch ehrlich, so läuft das. Momentan sind nur Trottel gefragt und keine Künstlerinnen meines Formats. Doch die Zeiten werden sich ändern und Köpfe werden rollen. So ist es immer.
Nina Queer: "Reality-TV stirbt nach Umsetzung der Grünen-Vorstellungen"
Braucht das Trash-TV mehr Vielfalt?
Wenn es so weiter geht, wird es sterben. Alle Frauen sehen nuttig und gleich aus. Die Männer wirken, als würden die Sender direkt von großen Clans versorgt werden. Ich will Kunst, Skandale, Prügel, Blut, Emotionen und Beleidigungen. Wenn Reality-TV sich an die Vorstellungen der Grünen hält, wie man miteinander umzugehen und zu reden hat, ist es bald tot. Die Politik muss weg aus der Unterhaltung. Ebenso die scheinheilige Political Correctness. Wir belügen uns doch alle selbst. Es gibt eine Welt, wie wir sie gerne hätten und eine Welt, wie sie wirklich ist. Das eine ist ein wunderbarer Traum, das andere die bittere Realität. Ich war immer Realistin.