Nach Kritik an Fürstin Gloria greift BMW durch und beendet Zusammenarbeit

Regensburg - Sie spricht von einer Völkerwanderung, die hier auf uns zuströme, die schon eine Art Krieg sei. Sie stellt sich offen gegen die Ehe für alle, stellt sie als Teufelswerk dar. Sie relativiert den Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche: Die Ursache liege an einer Anpassung an den Zeitgeist der 1960er Jahre, in dem es um Selbsterfüllung, Spaß und Konsum gehe.
Diese Aussagen, und es sind noch längst nicht alle, stammen von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis. An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert: Jener Frau, die ihrem Gatten zum Geburtstag 1986 eine Torte mit 60 Penissen aus Marzipan serviert hatte. Die Frage sei erlaubt, wie ein seriöser und weltoffener Konzern wie BMW zu den Werten dieser Dame passt, die 2010 gesagt hatte, "der Schwarze schnackselt halt gern". Das Regensburger Werk des Automobilherstellers sponsort seit Jahren die Schlossfestspiele der Adeligen.
Künstler riefen zum Boykott der Thurn-und-Taxis-Festspiele in Regensburg auf
Im Frühjahr hatten 100 Regensburger Kunst- und Kulturschaffende sogar zu einem Boykott aufgerufen angesichts der "rechtskonservativen Radikalisierung" der Schirmherrin. Auch andere Gruppierungen wie die DGB-Jugend hatten protestiert.
Der Konzern hat aber zugleich bereits schon vor Jahren die Charta der Vielfalt unterzeichnet, ein freiwilliges Bekenntnis, für die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von "Diversity". Gemeint ist damit eine Vielfalt von unter anderem Herkunft, sexueller Orientierung und Lebensumständen.
Nach den Entgleisungen von Fürstin Gloria: BMW und die REWAG steigen als Sponsor aus
Offenbar hat man sich nach Gloria von Thurn und Taxis' Entgleisungen ebenfalls die Frage gestellt, ob das noch zusammenpasst. Der Hauptsponsor, der seit Beginn der Festspiele unterstützt, steigt nun aus. Im Frühjahr deutete sich an, dass BMW offenbar Zweifel am Engagement hegt. Im Mai war bereits der Regensburger Energie- und Wasserversorger REWAG als Sponsor zurückgetreten.
Im Sommer hatte die Fürstin der YouTouberin Jasmin Kosubek ein Interview gegeben. Kosubek hatte bis vor Kurzem für RT Deutsch gearbeitet, ein Sender, der ein Propagandakanal der russischen Regierung ist.
Schlossfestspiele in Regensburg: Fürstin Gloria schießt gegen ihre Kritiker
Im Interview ging es auch um die Proteste gegen die Festspiele. Gloria von Thurn und Taxis sprach damals davon, dass man der Bevölkerung ein "schönes großes Sommer-Event" wegnehmen wolle. Solche Leute kenne sie aus der Schule: "Das sind die, die den anderen alles verderben wollen, nur weil sie es selbst nicht mitmachen können oder mitmachen wollen."
Die würden halt dann alles schlecht machen. Der Veranstalter Odeon Concerte teilte der AZ mit, dass die Festspiele 2024 trotz des Ausstiegs des Hauptsponsors stattfinden werden. "Uns ist keine weitere Änderung bei den Sponsoren bekannt."
Offenbar will man bei BMW aber eine Schlammschlacht vermeiden. Auf Anfrage der AZ heißt es lediglich: "Aktuell richtet das Unternehmen sein gesellschaftliches Engagement am Werksstandort Regensburg neu aus. In diesem Kontext hat das BMW Group Werk Regensburg entschieden, den im Sommer 2023 ausgelaufenen Sponsoringvertrag mit Odeon Concerte, dem Veranstalter der Regensburger Schlossfestspiele, nicht zu verlängern."
Von BMW kein Wort zu Gloria Fürstin von Thurn und Taxis
Kein Wort zu den Entgleisungen der Fürstin, aber so viel heißt es immerhin doch: "Diversität bildet für uns einen wesentlichen Grundpfeiler für unsere Innovationskraft und unsere Wettbewerbsfähigkeit." Gemeint sei damit die Vielfalt bei Geschlecht, Alter und Erfahrung, kulturellem Hintergrund, sexuelle Orientierung und Identität sowie die Vielfalt bei körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
Zudem fördere das Unternehmen aktiv Toleranz, Einbeziehung und Chancengleichheit und wollen gezielt jeglicher Form von Diskriminierung entgegenwirken, heißt es seitens BMW. Manchmal ist Stil eben doch keine Frage von Adelstiteln.