Nach erstem Wiesn-Besuch: Hugo Egon Balder will nicht mehr aufs Oktoberfest
Treffpunkt ist das Paulaner-Festzelt: Hier hat die AZ Hugo Egon Balder (72) zum Exklusiv-Interview getroffen. Der Schauspieler (noch bis 29. Oktober mit Jochen Busse und René Heinersdorff in "Komplexe Väter" in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen) spricht über seine ersten Male, die Wiesn, seine vielen Ehen und was er daraus gelernt hat - und auch über Elena, seiner Ehefrau Nummer fünf.
Treffen auf dem Oktoberfest: "Fortsetzung gibt es wahrscheinlich keine"
AZ: Grüß Gott, Herr Balder! Genießen Sie auch die Wiesn?
HUGO EGON BALDER: Ehrlich gesagt: Das ist mein allererster Besuch auf dem Oktoberfest, ich kannte es bislang nur aus dem Fernsehen. Und es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: voll! Irgendwie bin ich nicht so der Kirmesmensch, Fortsetzung gibt es wahrscheinlich keine. Ich habe zwar mehrere Janker, und jedes Mal, wenn ich in München bin, kaufe ich wieder einen - anziehen tue ich sie aber nicht. (lacht)
Sie sind ein großartiger Bühnenschauspieler, wie wir in der Komödie im Bayerischen Hof feststellen konnten. Die meisten kennen Sie allerdings hauptsächlich als Moderator.
Ja, ja, "Tutti Frutti". Der Stempel haftet mir noch heute an, dabei komme ich ursprünglich vom Theater, habe sieben Jahre lang am Schillertheater in meiner Heimatstadt Berlin gespielt. Jedenfalls: Ich war jung und brauchte das Geld! Damals ging ein Aufschrei durch die Nation, ich verstehe bis heute nicht: Was war denn daran eigentlich so schlimm? Die deutsche Fassung der italienischen Erotik-Show der Neunziger Jahre stammt von drei starken Frauen - so viel zum Thema Frauenquote. Und meine Mutter war schon emanzipiert, da gab es das Wort noch gar nicht; sie war zuständig für unsere Läden, die Finanzen, die Familie, hat alles gemanagt. So bin ich aufgewachsen.
Hugo Egon Balder spielt aktuell Theater in München
Wie ist es, mit Jochen Busse und René Heinersdorff allabendlich, außer montags, auf der Bühne zu stehen?
Jeden Tag neu und schön! Man wächst mehr und mehr zusammen, wir freuen uns gemeinsam über den Applaus, alles ist easy und entspannt, Text muss man zum Glück keinen mehr lernen. Wir drei sind inzwischen auch befreundet, in die Haare kriegen wir uns nur im Stück, privat ist das bislang noch nie passiert.
Wie vertreiben Sie sich die Zeit hier?
Meine Frau und ich laufen bei schönem Wetter durch den Englischen Garten - der ist nicht weit von unserer "Dienstwohnung" der Komödie entfernt. Also, mit laufen meine ich gehen, nicht joggen. Denn Sport treibe ich in meinem Alter schon länger nicht mehr, früher war ich da schon aktiver.
Mit München verbindet Sie ja einiges. Eine Anekdote bitte!
1968 habe ich hier mal zwei Monate lang mit meiner Band "Birth Control" gespielt, daran habe ich sehr schöne Erinnerungen. Ich war 18 und habe ein Mädchen kennengelernt, sie war viel älter, also Anfang 20 (lacht). Und immer, wenn wir im Blow-Up in Schwabing auftraten, saß sie im Publikum und hat für mich Pullover gestrickt, drei insgesamt.
Wie oft war Hugo Egon Balder eigentlich schon verheiratet?
Apropos Frauen - viermal geschieden, was haben Sie aus Ihren Ehen gelernt?
Nichts! Man kann doch nicht viel anders machen in einer Beziehung. Aber, doch, eines habe ich gelernt: Wenn man in den ersten zwei, drei Monaten schon merkt, dass einiges nicht stimmt, dann sollte man es einfach lassen! Denn dann bringt es nichts und wird nicht besser, im Gegenteil. Bei Elena war es zum ersten Mal anders, da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl: Alles passt perfekt. So ist es auch heute noch - ich hoffe, sie sieht das auch so.

Sie sind seit 2019 mit Elena verheiratet. Wo haben Sie sich kennengelernt?
Vor vier Jahren in Karlsruhe, als wir dort im Kammertheater gespielt haben. Sie kam ja von dort, also ursprünglich stammt sie aus Sibirien. Elena begleitet mich überall hin, springt als Fotografin ein und macht als Social-Media-Expertin natürlich auch mein Facebook und Instagram, denn aus dem Alter bin ich raus. Bis zu einem gewissen Punkt gehe ich mit der Zeit, aber es gibt Dinge, die ich nicht kapiere, weil ich sie nicht kapieren will. Mein Sohn Canel, 21, redet manchmal mit mir - und ich versteh kein Wort. Ich tue aber auch nicht so, als wäre ich nochmals 30 und würde seine Sprache verstehen. Als ich 12 war und die Beatles in Mode kamen, habe ich mir die Haare wachsen lassen wie sie. Und meine Eltern haben nichts gesagt, sie waren mega-tolerant. Ich habe es aber nie ausgenutzt, hab niemals Drogen konsumiert und mein allererstes Bier erst mit 23 getrunken. Auch ich war und bin ein toleranter Vater.
Ihre Kinder und Frauen wissen, wie sie Sie um den Finger wickeln können.
Natürlich! Und vor allem Elena hat mich gut im Griff, sie ist mein General, meine Oberaufseherin, meine Krankenpflegerin fürs Alter und meine Bewährungshelferin (lacht).
Aktuelle Ehefrau von Hugo Egon Balder beschreibt ihn als zuverlässigsten Menschen
Und wie, Frau Balder, beschreiben Sie Ihren Mann?
ELENA BALDER: Witzig! Sensibel! Liebevoll! Und oftmals introvertiert, in sich gekehrt. Er ist der zuverlässigste Mensch, den man sich nur vorstellen kann, er hält immer, immer, was er verspricht, ich kann mich einfach zu 100 Prozent auf ihn verlassen.
Ein Mann, ein Wort? Wow!
HUGO EGON BALDER: Na ja, wenn ich was zusage, dann stehe ich dazu und zieh es durch, da muss man nicht dreimal nachfragen.
Können Sie sich denn auch mal so richtig aufregen?
Zum Beispiel über langsame Autofahrer, oder solche, für die es ein Problem ist, bei einer grünen Ampel einfach loszufahren. Da fluche ich dann auch schon mal und reg mich tierisch auf - aber meine Frau bringt mich mit ihrer netten, sibirischen Art ganz schnell wieder zur Räson, laut und deutlich werde ich dann zur Ruhe gebeten, lieb, aber sehr bestimmt!