Münchner Kult-Wirt Hugo Bachmaier im Interview über Frauen, Geld und Tattoos

Schwabings Kult-Wirt Hugo Bachmaier wird am Samstag 60. Zeit, Bilanz zu ziehen. In der AZ spricht er über Frauen, Tattoos, Geld – und was bleibt.
von  Kimberly Hoppe
Markante Erscheinung: Hugo Bachmaier kann auch feinfühlig sein.
Markante Erscheinung: Hugo Bachmaier kann auch feinfühlig sein. © Janina Laszlo

München - Er hat zig Tattoos, noch mehr Frauen, feiert in seinem Lokal Bachmaier Hofbräu selbst die wildesten Feste und gilt als Münchner Original: Hugo Bachmaier. Am Samstag wird er 60 und schmeißt, natürlich, eine Party.

AZ: Lieber Herr Bachmaier, zu Ihrem 60. laden Sie die Frauen Ihres Lebens ein. Allerdings sind das nur vier – fehlen da nicht Hunderte?
HUGO BACHMAIER: Mit den vier Frauen war ich offiziell zusammen. Mit der ersten Frau war ich verheiratet, zehn Jahre, das spricht ja schon für eine gewisse ... wie sagt man: Kontinuität?

Liebe?
Ja, stimmt. Komischerweise bedeutet es mir schon was, eine Freundin zu haben, mit der möchte ich zusammenleben und zusammensein. Intensiv.

Insofern sind vier tolle Frauen eine tolle Bilanz, oder?
Vier Mal verliebt gewesen zu sein, ist eine Gabe Gottes.

Die vielen Frauen dazwischen waren dann was für Sie?
Ja, mei, die waren lieb und nett. Wobei nett ist auch der Hund von meinem Nachbarn.

Wie viele, nennen wir es, Bekanntschaften hatten Sie?
(lacht laut und lange)

Eine ungefähre Hausnummer: 100 oder 1.000?
Kann ich nicht sagen. Wirklich nicht. Keine Ahnung. Es war ein wildes Leben, ein schönes.

"Ich liebe dich – ist schnell gesagt"

Aktuell sind Sie Single – gern?
Ich bin lieber in einer Beziehung, aber ich gewöhne mich dran, weil’s nicht anders geht. Die Richtige war nicht dabei.

Wie muss die Richtige sein: jung, hübsch, kurvig?
Das klingt oberflächlich, aber gewisse Äußerlichkeiten sind wichtig, ja. Auch die Art. Ich muss mit der Frau lachen können. Ich liebe dich – ist schnell gesagt. Es geht um Respekt, sich riechen zu können, und das jeden Tag. Es geht um mehr als Liebe. Ich hab ein Erscheinungsbild, mit dem ich manche Frauen abschrecke, aber wenn ich da drüber bin, wenn die Frau Interesse hat, trotz meiner Optik, ist es schon mal gut.

Sind Sie treu?
Was heißt treu? Ich würde mit keiner anderen Frau Geschlechtsverkehr ausüben, aber Flirten muss erlaubt sein. Anders geht’s bei mir nicht, allein schon wegen meines Jobs.

Könnten Sie sich in eine gleichaltrige Frau verlieben?
Vielleicht, mittlerweile. Ich habe lange nicht gemerkt, dass ich älter geworden bin. Weil die Frauen, die ich kennenlernte, immer gleich jung waren: 18, 19 oder 20. Nur ich bin immer älter geworden. Meine letzte Freundin war zur Zeit der Trennung 23.

"Ich will kein Sugardaddy werden"

Wie wär’s mit einer 50-jährigen Frau?
Hatte ich noch nie.

Schrecken Sie ein paar Falten so sehr ab?
Hm, vielleicht war das so, dass mich die Jugend stark angezogen hat. Aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich nicht mehr glaubwürdig bin. Wenn ich mir mit 60 wieder eine Junge suche, geht das langsam ins Lächerliche. Ich will kein Sugardaddy werden. Deshalb hab ich nun komischerweise ein Auge für ältere Frauen.

Ist das ein Vorteil am Älterwerden, dass man sich selbst besser durchschaut?
Auf jeden Fall. Ich lerne dazu, werde gelassener, sehe auf einmal ältere – wobei das ungerecht klingt –, reifere attraktive Frauen, die ich davor nicht wahrgenommen haben, weil ich verblendet war. Du setzt die Werte im Alter anders. Ich hoffe also, dass ich künftig auch mit einem etwas älteren Mädl glücklich werden kann.

Was bedeutet Ihnen die 60?
60 ist eine harte Nummer. Freunde meinten, ich soll sagen, dass ich 50 bin. Aber ich bin ein gerader Typ, stehe zu dem, wie ich bin und was ich tue. Nur ein Mal habe ich beim Arzt nach Botox gefragt.

Und?
Der meinte, Herr Bachmaier, so viele Schlangen gibt es nicht.

Passen Sie mehr auf sich auf?
Wie meinen Sie das?

Vielleicht trinken Sie jetzt mal ein Glas weniger?
Na.

Oder Sie gehen eine Stunde früher ins Bett?
Na.

"Ich weine mal bei Filmen, wenn Hunde sterben"

Sie werden nicht vernünftiger?
Na! Sicher nicht. Obwohl: Ich esse keinen Schweinsbraten mehr, sondern aus figurtechnischen Gründen Steak. Ich hatte kürzlich ein jüngeres Mädel bei mir, sie war schon nackt, ich zieh’ mich gerade aus, da fragt sie: Wie alt bist du? Ich hab’ es ihr ehrlich ins Gesicht gesagt.

Wie hat sie reagiert?
Sie meinte, das gibt’s doch nicht. Fand ich gut.

Sind Sie wirklich so ein wilder Vogel?
Ich kann auch feinfühlig und sensibel sein – weine mal bei Filmen, wenn Hunde sterben.

Wie sind Sie zur Gastronomie gekommen?
Nicht ganz legal. Ich war Industriekaufmann und mit 21 Biervertreter von Paulaner. Damals rannte ich in Schwabing mit einem Bauchladen rum und hab Hausherren überzeugt, dieses Bier zu nehmen und einen Vertrag aufgesetzt. Nach kürzester Zeit zählte ich eins und eins zusammen und dachte, den Mietvertrag schließ ich auf mich ab.

Ohne Wissen der Brauerei?
Eh klar. Ich hab das Lokal untervermietet, Paulaner reingenommen, Geldspielautomaten und so. Irgendwann hatte ich zehn Lokale in München – darunter Sowieso, Absolut und Grammophon –, bin ein ganz anderes Auto gefahren. Die Brauerei hat sich gedacht, da stimmt was nicht. Ihnen entging die Überpacht und die Hektolitervergütung. Das war eine wilde Zeit, leider hab ich mir kein Haus gekauft.

Sondern?
Ich hab erst mit der Ilona, dann mit der Aline einfach alles verprasst. Volle Kanne. Von Kitzbühel bis Ibiza. Aber ich bereue nix, das war ein schönes Leben.

"Wenn ich abstürze, bleib ich am nächsten Tag daheim"

Was ist der größte Luxus?
Gesundheit. Ich hab zwei kaputte Knie, war sonst nie krank.

Wie hält man Gastronomie so lange aus?
Ich schlafe acht Stunden. Egal, wann ich ins Bett gehe. Wenn ich abstürze, bleib ich am nächsten Tag daheim.

Stört es Sie, dass alles braver, veganer und politisch korrekter geworden ist?
Ich finde das alles überzogen. Mit einer Frau, die keinen Alkohol trinkt, kann ich nix anfangen. Lebensfreude ist wichtig.

Wie hat sich die Gastronomie verändert?
Das Rauchverbot hat viel verändert, auch die immer teureren Preise. Was viele übersehen: Immer mehr Menschen feiern daheim. Beim Ausgehen wird man zu sehr bevormundet. Das schadet der Gastro.

Wären Sie gern Wiesnwirt?
15 Jahre lang wollte ich das, der alte Wildmoser hat mich beraten, aber es hat nicht geklappt, da hätte ich einen anderen Weg einschlagen müssen.

Jetzt sind Sie der Bad Boy der Münchner Gastro-Welt?
Irgendwie schon, wobei sich das alles etwas beruhigt hat. Auf wen ich wirklich große Stücke halte, ist der Dr. Möller von Hofbräu, der damals sagte, der Herr Bachmaier ist ein schillernder Wirt, der passt auf die Leopoldstraße.

Nach der Drogenrazzia 2011 und dem Prozess hätte er sich trotz des Freispruchs von Ihnen trennen können.
Das war nicht der Fall, seitdem war nie was. Das Zauberwort ist: tragbar. Dieses Jahr war kein Tiefpunkt, auch wenn sich zwei, drei Großfirmen kurzfristig von mir abgewendet haben. Mich hat’s stärker gemacht. Angst hatte ich nicht, weil ich wusste, dass ich mir nichts habe zu Schulden kommen lassen. Deshalb musste es wieder aufwärtsgehen.

Denken Sie über einen Ruhestand nach?
Hmm, ich hab zwei Partner in mein Lokal reingenommen, das ist gut. Klar wird man mit der Zeit mal müde, ist übersättigt. Deshalb war der Umbau im Restaurant wichtig, der gibt neue Impulse.

Sie verprassen Ihr Geld also weiterhin?
Ich habe nicht mehr so viel Geld wie früher. Aber was ich habe, kommt definitiv nicht aufs Sparbuch.

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