Münchens Party-Poet

Roman Libbertz ist der junge Szene-Schiller der Nacht. Warum? „Nur wer fühlt, lebt wirklich“
Bier auf Wein, das lass sein“ – sehr viel poetischer geht’s im Münchner Nightlife sonst nicht zu.
Stopp! Bis auf eine Ausnahme: Roman Libbertz (32) ist der Szene-Schiller der Stadt.
Der Party-Poet hat das Dichten und Denken für sich entdeckt – obwohl er mit dem Privée einen der coolsten Clubs in der Falkenturmstraße betreibt. Obwohl er seine Karriere als Model startete (Tommy Hilfiger, Bogner) und kurz darauf – zu Beginn des Jurastudiums – vom P1 als Veranstaltungschef angeheuert wurde. Seine Event-Reihe „Luna Lounge“ lief fünf Jahre lang.
Doch jetzt heißt es ausgerechnet für den jungen Wilden Daktylen statt Daiquiri, Jamben statt Jagertee und Trochäen statt Tequila. Sein Gedichtband „Mit Liebe“ erscheint passend zum Privée-Sommerfest „Ein Festival der Liebe“ am Samstag.
Warum das Dichter-Ding?
Roman Libbertz, Sohn von Rechtsanwalt Lutz Libbertz und Model Uschi Mood, sagt zur AZ: „Ursprünglich fing es damit an, dass ich meinen über 1000 Freunden auf Facebook jede Woche ein Gedicht geschickt habe. Die Resonanz im Internet war groß. Da war klar, dass ich vielleicht wirklich ein Gefühl treffe. Leider interessieren sich heutzutage nur noch wenige Menschen für Gedichte – aber offenbar mehr junge Leute als man meint.“
Mittlerweile hat sich sein Facebook-Freundeskreis verdoppelt, die Nachfragen nach seinem Gedichtband sind groß. Sogar Schriftsteller Wolf Wondratschek zeigt sich beeindruckt – und das freut Roman Libbertz umso mehr: „Mit zwölf Jahren hat mir meine Großmutter von ihm und Brecht Gedichtbücher geschenkt. Ich bin ein riesiger Anhänger von Wondratschek.“
Helfen ihm echte Werte als Ausgleich zum oberflächlichen Partyleben?
Libbertz nickt und sagt: „Ich schreibe als Ventil zu den Eindrücken, die die Welt täglich auf mich einprasseln lässt. Ich finde mehr innere Ruhe, wenn sich bestimmte Reize nicht in der Psyche festfahren. Gedichte sind die kürzeste Form, Gefühle zu beschreiben.“
Und – da ist sich der Party-Poet sicher: „Nur wer fühlt, lebt wirklich.“ Kimberly Hoppe