Münchens Kaffee-König feiert am Montag seinen 80. Geburtstag
München - Täglich trinken Millionen Menschen seinen Kaffee. Ob sie beim fröhlichen Schlürfen der Koffeindosis an ihn denken, ist allerdings eher fraglich. Dafür lebt Wolfgang Wille (938,2 Millionen Umsatz im Jahr 2018, 4.381 Mitarbeiter) viel zu zurückgezogen. Auch in der weltbekannten Dallmayr-Werbung taucht er nicht auf. Dafür das schmucke Stammhaus in der Dienerstraße, das jährlich etwa drei Millionen Besucher zählt.

Was kaum jemand weiß: Der großgewachsene Wolfgang Wille mit dem verschmitzten Lächeln, der am Montag seinen 80. Geburtstag feiert, geht jeden Morgen in seine Firma. Ruhestand? Nix für ihn.
Sein offizieller Titel: Geschäftsführender Gesellschafter – zusammen mit Florian Randlkofer. Sein inoffizieller Titel: Münchens Kaffee-König.
1933 richtete Willes Vater eine Kaffee-Abteilung im Dallmayr ein
Schneller Aufguss der Erfolgsgeschichte: Die Ursprünge des Unternehmens lassen sich bis ins Jahr 1700 zurückverfolgen. Damals betrieb der Münchner Kaufmann Christian Reitter ein Handelsgeschäft. Um 1870 gelangte das Geschäft in Besitz von Alois Dallmayr aus Wolnzach. Er verkaufte es 1895 an Therese und Anton Randlkofer, die es zum Delikatessenhaus ausbauten.

1933 begann Dallmayrs Kaffeeära: Der Bremer Kaffeekaufmann Konrad Werner Wille – Wolfgang Willes Vater – kam nach München und richtete im Dallmayr eine Kaffee-Abteilung ein, die bis heute besteht.
Sein erster Coup gelingt Wolfgang Wille als Student – eine Sensation: Als ersten Großkunden im Kaffeeautomatengeschäft gewinnt er BMW (bis heute ist es der längste und größte Kunde). Mittlerweile betreibt Dallmayr weltweit über 100.000 Automaten und ist deutscher Marktführer.
Seit 2015 ist Dallmayr in Familienhand: "Darauf bin ich besonders stolz"
Seinen 80. Geburtstag nimmt Wille zum Anlass, mal nicht nach vorn, sondern zurückzublicken. Nach dem Tod seines Vaters 1977 übernahm er das Geschäft. Damals war alles deutlich kleiner, Kaffee war ein Luxusprodukt. Große Supermarktketten gab’s nicht, der Vertrieb lief über einen Frischedienst. Wille: "Zu Beginn meiner Laufbahn haben wir 4.700 Tonnen geröstet. Eine VW-Flotte mit 200 Fahrzeugen hat in Bayern jeden Laden einzeln mit neun unterschiedlichen Kaffeespezialitäten beliefert."
Durch die Beteiligung von Nestlé wuchs Dallmayr schnell über die Grenzen Bayerns hinaus. "Für die Expansion habe ich einen starken Partner für Vertrieb und Marketing gesucht. Gleichzeitig blieb die volle operative Leitung durchgehend in meiner Hand", betont der Kaffee-König. "Seit 2015 ist Dallmayr wieder komplett in Familienhand – darauf bin ich besonders stolz."

Wolfgang Wille führt die Kaffee-Dynastie gemeinsam mit seinen drei Töchtern Ellen Ruthrof (Marketing), Simone Werle (Kommunikation), Julia Dengler und Schwiegersohn Johannes Dengler, die beide zur Geschäftsleitung gehören.
Neben Arbeit und Familie: Damit hält sich Münchens Kaffee-König fit
Jetzt aber Hand aufs Herz: Was hält Wolfgang Wille so fit? Sind die Bohnen sein Geheimrezept? Zur AZ sagt er: "Ich arbeite sehr gerne und interessiere mich für viele Themen, vor allem für Zahlen. Das hält meinen Geist fit! Ich fühle mich auch in diesen Zeiten gesund und Freude mich über jeden Tag, den ich arbeiten darf."

Was ihn noch mehr motiviert, sind aber nicht die Zahlen. Es ist die Liebe – zu seiner wunderbaren Frau Marianne und der Familie. Deshalb fällt Willes Geburtstagswunsch so aus: "Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Großfamilie und hoffe, dass ich noch viele Jahre mit meiner Frau, meinen Töchtern und Enkeln verbringen darf."
Seinen 80. wird er natürlich mit seinen Lieben verbringen. Statt einer Extraportion Dallmayr Prodomo wird der Kaffee-König einen Flugtee genießen, der diese Woche frisch aus Darjeeling am Fuße des Himalayas eingetroffen ist. Kenner schätzen den einzigartigen Geschmack, die dezente Süße.
Wolfgang Wille ist gelernter Teeimporteur und hat sich seine Leidenschaft bewahrt. Damit ist zum 80. sein größtes Geheimnis gelüftet: Er trinkt am liebsten eine Tasse Tee.
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