Möge der Shitstorm kommen: Promis helfen Flüchtlingen

Sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der "Dreckwind": Immer mehr Promis wie Campino, Grönemeyer oder Joko Winterscheidt setzen sich für Flüchtlinge ein - und werden dafür wüst beschimpft.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Immer mehr Promis helfen Flüchtlingen - und werden dafür im Internet wüst beschimpft.
dpa Immer mehr Promis helfen Flüchtlingen - und werden dafür im Internet wüst beschimpft.

Heinz Rudolf Kunze ahnt es: Sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der "Dreckwind". Der Musiker ist nicht der einzige Prominente, der sich für Flüchtlinge einsetzt.

Berlin - Joko Winterscheidt (36) ahnt, was ihm blühen könnte. "Möge es einen Shitstorm gegen mich geben. Mir egal", schreibt der Fernsehmoderator auf Facebook. Dann ruft er dazu auf, eine Flüchtlingsorganisation zu unterstützen. Wim Wenders Produktionsfirma handelte. Sie verteilte vor einer Behörde in Berlin-Moabit mit einem Foodtruck Essen an Flüchtlinge. Immer mehr Menschen kommen nach Deutschland, auf der Flucht vor Krisen, Krieg und Armut. Selten hat ein Thema so viele bewegt. Auch immer mehr Prominente melden sich zu Wort.

Lesen Sie auch: "Kino am Olympiasee" lädt 500 Flüchtlinge ein

Der Musiker Herbert Grönemeyer (59) sagt: "Da müssen wir klar Haltung zeigen und denen, die Flüchtlinge bedrohen oder angreifen, deutlich machen, dass sie gegen eine Wand laufen. Und wenn sie das nicht begreifen wollen, dann müssen sie damit rechnen, dass wir ihnen an die Wäsche gehen."

"Sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der Dreckwind"

Sein Kollege Heinz Rudolf Kunze (58) ruft dazu auf, für die Aktion "Musik hilft" Instrumente zu spenden, die nicht mehr gebraucht werden. Er denkt, dass die Menschen in Not nicht nur Essen und Kleider brauchen. Mögliche Anfeindungen halten ihn nicht ab. "Wer sich bewegt, macht was falsch", sagt er im dpa-Interview. "Am besten bewegt man sich nicht und hält die Klappe. Dann kriegt man auch keinen Shitstorm. Aber sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der Dreckwind. Das ist halt so. Damit muss man leben."

Besonders lautstark und mit vielen "!!!" bei Facebook machte es Til Schweiger (51), der in einer alten niedersächsischen Kaserne beim Bau eines "Vorzeige-Flüchtlingsheims" helfen will. Vorwürfe, das sei Eigen-PR, wehrte er im ZDF-Interview ab. "Ich bin der erfolgreichste Filmemacher im Land. Was brauche ich denn für eine PR? Das ist so dumpf und stumpfsinnig, das zu sagen." Er sei auch mal froh, wenn er nicht in der Zeitung stehe.

Lesen Sie auch: Streit bei Maischberger - Til Schweiger gegen CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer

Fernsehmoderatorin Anja Reschke (42) machte sich in den "Tagesthemen" gegen fremdenfeindlichen Hass stark und bekam Lob, aber auch Beschimpfungen ab. "Da bin ich natürlich jetzt eine wunderbare Projektionsfläche für alle, die wütend sind, nicht klarkommen mit der Situation. Endlich haben sie eine Person, die sie angreifen können", sagte die Chefin des ARD-Politikmagazins "Panorama" dem "Tagesspiegel".

Campino: "Mit aller Härte vorgehen"

Campino (53) von den Toten Hosen wurde in einem Schweizer Interview deutlich: "Bei offenen Bedrohungen gegen Flüchtlinge muss die Staatsmacht mit aller Härte vorgehen. Wir als Gesellschaft müssen bei dieser Thematik rationaler sein."

Schauspielerin Natalia Wörner (47) sagt: "Alle Anfeindungen und Beschimpfungen bei uns müssen aufhören. Wir müssen lernen, mit irrationalen Ängsten umzugehen." Sie reist für ein Projekt des Vereins Kindernothilfe am kommenden Sonntag in den Libanon zu syrischen Flüchtlingsfamilien.

"Flüchtlinge gehören zu uns."

Ihre Kollegen Friederike Kempter (35) und Benno Fürmann (43) engagieren sich bei der UN-Flüchtlingshilfe - wie Hollywoodstar Angelina Jolie. Fürmann sagt: "Flüchtlinge gehören zu uns." Sie bildeten eine Art Subkultur, von der man nichts mitkriege. Er will helfen, das zu ändern.

In Berlin haben die Kabarettisten Dieter Hallervorden (79) und Eckart von Hirschhausen (47) sowie Fernsehmoderator Jörg Thadeusz (47) eine Willkommensinitiative im eher vornehmen Steglitz-Zehlendorf unterstützt. Eigen-PR sieht deren Geschäftsführer Günther Schulze bei den Promis nicht: "Ich halte alle drei für unverdächtig." Er ist begeistert, wie viele Leute generell sich engagieren wollen. "Ich würde mir wünschen, dass mehr Politiker mit gutem Beispiel vorangehen."

Lesen Sie auch: Was treibt Menschen zur Flucht?

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.