Mit scharfer Zunge für die Demokratie – Hildebrandt wird 85

Er gründete die legendäre Lach- und Schießgesellschaft, legte als Kabarettist im Fernsehen immer wieder den Finger in die Wunde und macht auch mit 85 weiter.
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Trotzdem stand er auch für Helmut Dietls Kult-Serie „Kir Royal“ als Fotograf „Herbie“ an der Seite von „Baby Schimmerlos“ (Franz-Xaver Kroetz) vor der Kamera. Für die Kino-Fortsetzung „Zettl“ übernahm er die Rolle noch einmal.
Petra Schramek 4 Trotzdem stand er auch für Helmut Dietls Kult-Serie „Kir Royal“ als Fotograf „Herbie“ an der Seite von „Baby Schimmerlos“ (Franz-Xaver Kroetz) vor der Kamera. Für die Kino-Fortsetzung „Zettl“ übernahm er die Rolle noch einmal.
Bis 1980 liefen Hildebrandts „Notizen aus der Provinz“ im ZDF, nach einer im Wahljahr erzwungenen Sendepause wechselte er zum Sender Freies Berlin, bis 2003 war er Protagonist im „Scheibenwischer“. Alle Themen, die das Land bewegten, kamen ins Programm – pointiert, satirisch beleuchtet und gegen den Strich gebürstet.
dpa 4 Bis 1980 liefen Hildebrandts „Notizen aus der Provinz“ im ZDF, nach einer im Wahljahr erzwungenen Sendepause wechselte er zum Sender Freies Berlin, bis 2003 war er Protagonist im „Scheibenwischer“. Alle Themen, die das Land bewegten, kamen ins Programm – pointiert, satirisch beleuchtet und gegen den Strich gebürstet.
Zwischen seiner kabarettistischen Kunst und denen, die sich heute Comedians nennen, sieht Hildebrandt übrigens keinen großen Unterschied. „Ein Kabarettist ist immer auch ein Comedian – und umgekehrt“, sagt er.
Petra Schramek 4 Zwischen seiner kabarettistischen Kunst und denen, die sich heute Comedians nennen, sieht Hildebrandt übrigens keinen großen Unterschied. „Ein Kabarettist ist immer auch ein Comedian – und umgekehrt“, sagt er.
„Es ist ja ein Missverständnis, dass nur derjenige, der über Politik redet, auch Politik meint. Unser Leben ist voller Politik. Es ist nur so, dass es inzwischen bei den Comedians den Hang dazu gibt, nur noch über die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu sprechen. Das langweilt mich natürlich.“
dpa 4 „Es ist ja ein Missverständnis, dass nur derjenige, der über Politik redet, auch Politik meint. Unser Leben ist voller Politik. Es ist nur so, dass es inzwischen bei den Comedians den Hang dazu gibt, nur noch über die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu sprechen. Das langweilt mich natürlich.“

Er gründete die legendäre Lach- und Schießgesellschaft in München, legte als Kabarettist im Fernsehen immer wieder den Finger in die Wunde und macht auch im Alter von 85 Jahren weiter – Dieter Hildebrandt ist stets im Dienst der Demokratie.

München – Einst war er Platzanweiser im Münchner Kabarett „Kleine Freiheit“, heute ist Dieter Hildebrandt selbst der wohl bekannteste Kabarettist Deutschlands. An diesem Mittwoch (23. Mai) wird er 85 Jahre alt und steht immer noch fast jeden Abend auf der Bühne. Er sei es nicht gewöhnt, kürzerzutreten, sagt er im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Ich mache immer etwas längere Schritte.

"Kürzere Schritte habe ich nicht so gerne. Das sieht immer so nach trippeln aus und ich trippele nicht gerne.“ Das aktuelle Programm, mit dem er auf der Bühne steht, hat er „Ich kann doch auch nichts dafür“ genannt. Für ihn sei das die Universal-Ausrede schlechthin, sagt er. „Es kann natürlich jeder was dafür und trotzdem fällt immer wieder überall dieser Satz“ – in Deutschland spätestens seit dem Ende des Nazi-Regimes. Auch nach Jahrzehnten hat Hildebrandt nichts von seiner Scharfzüngigkeit eingebüßt. Missverhältnisse bringen ihn zum Lachen - und dazu, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen.

„Ich sitze etwas nervös manchmal herum und denke: Was wird mit dieser Republik? Manchmal denke ich, diese Demokratie ist etwas in die Jahre gekommen und wir müssen aufpassen, dass sie nicht überaltert.“ Geringe Wahlbeteiligungen machen ihm Sorge, Politikverdrossenheit und auch die Piratenpartei. „Dass es jetzt Parteien gibt, die gegen Parteien sind und daraus eine Partei machen. Das ist wieder so ein Missverhältnis.“

Hildebrandt wurde im schlesischen Bunzlau geboren und begann nach dem Zweiten Weltkrieg ein Studium in München, wo er heute noch lebt. Er entdeckte zunächst die Liebe zur Schauspielerei, doch bei der so genannten „Schauspielergenossenschaftsprüfung“ fiel er durch. Zusammen mit Sammy Drechsel gründete er nach seinen Intermezzi als Platzanweiser und als Mitglied in einem Studentenkabarett 1956 die „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ – noch heute steht der Schwabinger „Laden“ für scharfzüngiges Kabarett.

Trotzdem stand er auch für Helmut Dietls Kult-Serie „Kir Royal“ als Fotograf „Herbie“ an der Seite von „Baby Schimmerlos“ (Franz-Xaver Kroetz) vor der Kamera. Für die Kino-Fortsetzung „Zettl“ übernahm er die Rolle noch einmal. Dass der Film in diesem Jahr grandios floppte, konnte aber auch er nicht verhindern. „Ich habe in diesem Film sehr gerne mitgespielt, habe ihn auch gesehen und fand ihn gar nicht so schlimm, wie die Kritiker ihn allesamt fanden“, sagt er heute.

Bis 1980 liefen Hildebrandts „Notizen aus der Provinz“ im ZDF, nach einer im Wahljahr erzwungenen Sendepause wechselte er zum Sender Freies Berlin, bis 2003 war er Protagonist im „Scheibenwischer“. Alle Themen, die das Land bewegten, kamen ins Programm – pointiert, satirisch beleuchtet und gegen den Strich gebürstet. Für Bayerns ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war Hildebrandts scharfe Zunge „politische Giftmischerei“, der Bayerische Rundfunk blendete ihn wegen „nicht gemeinschaftsverträglicher“ Elemente schon mal aus dem Programm aus.

Zwischen seiner kabarettistischen Kunst und denen, die sich heute Comedians nennen, sieht Hildebrandt übrigens keinen großen Unterschied. „Ein Kabarettist ist immer auch ein Comedian – und umgekehrt“, sagt er. „Es ist ja ein Missverständnis, dass nur derjenige, der über Politik redet, auch Politik meint. Unser Leben ist voller Politik. Es ist nur so, dass es inzwischen bei den Comedians den Hang dazu gibt, nur noch über die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu sprechen. Das langweilt mich natürlich.“

 

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